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Ehe auf krummen Beinen

Ehe auf krummen Beinen

Titel: Ehe auf krummen Beinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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Papier in der Vase herumlungerte, stülpte seinen Hut auf und rannte zur Wohnungstür. Dort stieß er mit Resi zusammen, Wasingers Mädchen.
    «Jessas!» rief sie. «Der Blasi muß kommen! Loni hat Junge 'kriegt!»
    «Gratuliere, Herr Kollege!» rief Dan und polterte die Stufen hinunter. Resi warf die Tür zu, wir polterten hinterher. Als wir die Straße erreicht hatten, saß er schon im Wagen, und die Reifen quietschten.
    Im Laufschritt bewegten wir uns zur Villa. Die Familie war in heller Aufregung. Der Tierarzt war da, der mir meine Krallen beschnitten hatte. Ich bekam Herzklopfen.
    Loni war in einem kleinen Zimmer im zweiten Stock. Frau Wasinger nahm mich auf den Arm. Behutsam traten wir ein.
    In einem großen, deckengepolsterten Wäschekorb lag Loni. Sie sah sehr matt aus und regte sich nicht. Nur ihre Augen folgten unseren Be wegungen. Am liebsten wäre ich zu ihr gegangen und hätte sie gewärmt und getröstet. Ich durfte nicht. Vor ihr, dicht anihrem Leib, lagen unsere Kinder. Vier Stück. Ich mußte zweimal hingucken, bevor ich sie erkannte. Junge, Junge, sahen die aus!
    Klein, klebrig, blind. Wie, in aller Welt, sollten daraus jemals vernünftige Dackel werden?
    Aber es waren meine. Eines Tages würden sie so aussehen wie ich, ganz egal, wie sie jetzt aussahen.
    Frau Wasinger beugte sich etwas herunter und hielt mich näher heran. Loni paßte das nicht. Sie zog die Nase kraus und ließ ein leises, hohes Knurren hören. So was! Nicht mal seine eigenen Kinder darf man besichtigen und wird noch beknurrt für die Leistung. Weiber!
    Dann gingen wir. Die Familie brauchte Ruhe. Ich auch.
    Im Wohnzimmer wurde das Ereignis gebührend besprochen. Herr Wasinger trank mit dem Tierarzt Portwein. Dan hatte ich bei dem Trubel vollständig vergessen. Plötzlich klingelte es fürchterlich.
    Er war es. Er war bleich, verschwitzt, zerknittert. Aber sein Gesicht leuchtete wie die Sonne am Himmel. «Wir haben einen Jungen», sagte er und sank in den nächsten Stuhl.
    Zuerst war es mäuschenstill. Dann brach allgemeiner Jubel los. Seine Hände und Schultern wurden ziemlich mitgenommen. Ich sprang auf seinen Schoß und stupste meine Nase an seine.
    «Sie haben drei Jungs», sagte Frau Wasinger. «Loni hat zwei Jungen und zwei Mädchen.»
    Auf diese Weise erfuhr ich auch einmal, was es eigentlich war. Dan war platt. Er ging hinauf und sah sich die Bescherung an. Auch ihn beknurrte Loni, als er sie streicheln wollte. Das freute mich sehr. Ob Eva das auch gemacht hatte?
    Aus dem Keller kam der Sekt. Alles stieß an.
    «Meine Lieben», sprach der Landgerichtsdirektor, «obwohl einige grundsätzliche Unterschiede bestehen, auf die ich hier nicht näher eingehen will, wird mir doch verstattet sein, unter den obwaltenden, besonderen Umständen meine Glückwünsche zusammenzufassen. Wir haben zwei junge Väter in unserer Mitte. Sie haben sich als solche bewährt. Die Familie ist die Keimzelle, des Staates. Mögen beide Familien glücklich werden für alle Zeit!»
     
     
     
    Nach einer Woche kam Eva zurück. Zum erstenmal sah ich das Baby.
    Es glich in diesem Alter ebensowenig Dan, wie unsere Kinder Loni und mir glichen. Das befriedigte mich. Es hatte ein ganz altes, zerknittertes Gesicht, schlief den ganzen Tag und war zu nichts zu gebrauchen. Es konnte noch nicht laufen, als meine Burschen längst in der Bude herumruderten. Aber mit der Zeit wurde es besser. Es bekam Dans Gesicht und Evas Augen, setzte sich aufrecht und erkannte mich, wenn Dan mich hochielt. Man soll eben die Hoffnung nicht aufgeben. Mit meinen Sprößlingen war es auch schwierig am Anfang. Dauernd waren sie fort, und wenn ich einen am Kragen gefaßt und wieder herbeigeschleppt hatte, fehlte der nächste. Überall trat man in etwas, wo man es nicht vermutete. Und nagen konnten sie wie eine Herde Biber. Gottlob waren sie die meiste Zeit bei Wasingers, und deren Teppiche waren Kummer gewohnt. Daneben fraßen die süßen Kinderchen einen kompletten Hausschuh von Dan, ein Stück aus Evas Sommermantel, zerstörten zahllose Troddeln, Gardinenschnüre und Schuhbürsten und zerlegten ihren Korb in seine Urbestandteile. Wenn es so weiterging, würden sie ziemlich teuer kommen. Dan beschimpfte mich, aber ich zuckte bedauernd die Achseln. Nach einem halben Jahr, als der kleine Daniel erst sitzen konnte, waren sie schon richtige Langhaardackel. Stolz wanderten Loni und ich mit ihnen durch den Park, und hinter uns schob Dan den Kinderwagen, ebenso stolz, aber etwas

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