Ehe auf krummen Beinen
ein Ehebett kaufen, so breit wie ein Tennisplatz.»
«Einen Schmarrn werden wir», sagte Eva, während sie ihn an den Ohren festhielt. « Ich will mein eigenes Bett, in meinem eigenen Zimmer. Getrennt ist modern.»
Dan richtete sich auf. Über seinem offenen Mund hingen die Haare in die Stirn.
«Du willst was?»
«Mein Bett in meinem Zimmer. Du schnarchst. Ich kann nicht die ganze Nacht wachbleiben und dir die Nase zuhalten.»
«Ich schnarche? Woher weißt du, daß ich schnarche?» Sie preßte ihr Gesicht an seins und antwortete nicht.
«Blasius», sprach Dan, «hast du das gehört?»
Ich hatte. Ich sprang zu ihnen auf das Bett und quetschte mich zwischen sie. Dan hob den Zeigefinger. «Jetzt hör zu, mein Kind, was ich dir in seiner Gegenwart sage! Das Bett ist die Grundlage der Ehe. Der gemeinsame Schlaf führt zwangsläufig zum gemeinsamen Erwachen. Was kann es Schöneres für dich geben, als morgens als erstes mein liebes Antlitz zu erblicken, einen Kuß auf meine dürstenden Lippen zu hauchen und danach frohgemut dein Tagwerk zu beginnen...»
Eva warf sich zurück und lachte.
«Liebes Antlitz? Triefaugen hast du und Knitterfalten! Und stumm bist du wie ein toter Fisch.»
Dan legte den Arm um sie und zog sie an sich. Ich wurde zusammengequetscht.
«Ich bin ein sogenannter Morgenschweiger. Das sind solche, die morgens schweigen. Erst abends, wenn die freundlichen Lichtlein scheinen, öffnen sie den Mund...»
«Zum Trinken», sagte Eva. «Die freundlichen Lichtlein an deinen Lokalen. »
«Sei nicht immer so direkt, Liebling. Wie dem auch sei: Du gehörst an meine Seite, sei es senk-, sei es waagerecht. Wirst du gehorchen?»
«Ich gehorche», sagte Eva und küßte ihn.
Richtig, Dan, dachte ich. Laß sie fühlen, wer der Herr ist. Sonst tanzt sie uns auf dem Kopf herum, bevor wir überhaupt verheiratet sind.
Als endlich alles stand, war ich heilfroh. Hauptsächlich Evas wegen. Uns hätte eine Lotterwirtschaft nicht viel ausgemacht. Aber ein Mädchen braucht einen Rahmen. Und ihre Freundinnen stürzen sich mit Wonne auf jede schwache Stelle.
Wir hatten auch genügend Platz für uns. Es dauerte jetzt viel länger, bis ich alle Winkel durchstöbert hatte. Dan hatte ein kleines Arbeitszimmer für sich, wohin er sich zurückziehen konnte und überlastet tun. Für Eva waren zwei Räume da, in denen sie fotografierte. Das stärkte ihr Selbstbewußtsein und unsere Finanzen. Das Wohnzimmer hatte einen netten Erker. Auf jedem der breiten Fenster konnte ich Platz nehmen und auf die Straße hinuntersehen, wo die Geschäftsleute hasteten, die Hausfrauen klatschten, die Liebespaare schlenderten und die Benebelten schlingerten. Mit der wandernden Sonne rückte ich weiter, und wenn ich die rechte Ecke des mittleren Fensters erreicht hatte, gab es Mittagessen.
Der nächste Schritt zur Hochzeit war ein Junggesellenabschiedsabend in unserer alten Kneipe, bei Eugen, dem Bieresel. Nur Männer kamen, alle unsere alten Saufbrüder. Natürlich auch ich und mein Bruder Ralf.
Im Anfang war es wie auf einer Leichenfeier. Sie machten ernste Mienen und sprachen kaum. Nach vier stummen Runden ergriff Paul Gilbert das Wort.
«Lieber Dan», sprach er mit dumpfer Stimme, «du bist im Begriff, die größte Dummheit deines Lebens zu machen. Alle, die wir hier sitzen, haben dir zugeredet wie einem kranken Gaul. Umsonst. Ein Weib hat dich betört. Es hat deinen Willen gelähmt, deine Sinne aufgewühlt, den Rest deines ohnehin schwachen Verstandes vernichtet.
Mit banger Sorge haben wir, deine Freunde, diese Entwicklung verfolgt, mit Trauer im Herzen stehen wir vor ihrem Ergebnis. Du verläßt den Kreis derer, denen der Alkohol das Höchste war, du schwächst die Front der Standhaften, du übst schändlichen Verrat an den hehren Gütern, die da sind: Freiheit, Trunksucht, Weiberfeindschaft!»
Paul hatte die Stimme erhoben wie ein Parteiredner, wenn er das Programm verkündet. Seine Augen leuchteten durch den Tabakqualm. Er goß den Rest seines Bieres hinunter, und die Ritter der Tafelrunde taten desgleichen. Eugen füllte die Gläser neu aus dem Bierhahn, an dem ein langer Trauerflor befestigt war.
Als Paul fortfuhr, schwand der verklärte Ausdruck aus seinem Gesicht. Er sah ungeheuer bekümmert aus. «Freunde, was rede ich da. Bin ich nicht selbst ein Opfer jener verschlagenen Macht, die da heißt Liebe? Bin ich nicht selbst gestrauchelt über die Fallstricke einer Schlange und herabgesunken vom weiberverachtenden Hagestolz zum
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