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Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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auf, als wäre das die dümmste Frage, die er je gehört hatte. »Das weiß seine Zukünftige doch nich. Er is’ schließlich zum Feiern hier. Zum Spaß haben. Du bist deswegen doch auch mit mir hier.«
    »Aber du bist weder verheiratet noch mit einer anderen verlobt.«
    In diesem Augenblick wurde zum Essen gerufen, und alle Gäste strebten zum Haupthaus.

Spaziergang
    Susanna, was ist los?« Ludolf hatte die Hände der schwankenden, jungen Frau ergriffen.
    Statt einer Antwort umarmte sie Ludolf und legte ihren Kopf auf seine Schulter.
    Zärtlich strich er ihr über das Haar. »Du warst eben so erschrocken. Haben dich die beiden an etwas erinnert?«
    »Ja«, erklang es leise.
    Ludolf wartete einen Moment, dann fragte er: »Ist es wegen Hiltrud Rehkopf?«
    »Nein. Wegen Schäfermann.«
    »Du kennst ihn?«
    Sie seufzte laut. »Leider.«
    Ludolf drückte Susanna sanft an sich. Er wollte sie nicht zwingen, etwas zu erzählen, was ihr unangenehm war. Solch einen schönen Abend machte man nicht dadurch kaputt, dass alte Wunden unnötigerweise aufgerissen wurden. Er wollte lieber warten. Irgendwann wäre sie schon so weit, dass sie es ihm sagen würde.
    Langsam ließ Susannas Anspannung nach. Sie atmete tief durch und hob dann ihren Kopf. »Versprichst du mir, dass du nichts meinem Vater sagst?«
    »Alles, was du willst.«
    Sie nickte. »Lass uns bitte weitergehen.«
    Sie ergriff seine Hand, und sie gingen still an den nun verlassenen Scharren der Fleischer vorbei, dann nach rechts durch die Straße der Bäcker, am Haus Bode und der Schänke
Widukind
vorbei. Die Auslagen der Händler waren leer und die Stände verlassen. In einigen Werkstätten brannte zwar noch Licht, aber das waren eher die Ausnahmen. Dagegen schimmerte es hell durch die mit Sacktuch oder Pergament verschlossenen Fenster der Stockwerke darüber. Minden legte sich langsam schlafen.
    Schließlich begann Susanna: »Vor ungefähr zwei Jahren lernte ich Röttger Schäfermann kennen, als ich seinem Vater, der damals noch lebte, Tinten lieferte. Er hat mich heftig umworben. Es hat mir selbstverständlich gefallen. Welcher ledigen, jungen Frau würde so etwas nicht gefallen? Er ist sehr höflich, hat allerbeste Umgangsformen, ist gewandt und gut aussehend.«
    Sie gingen wieder einige Schritte schweigend nebeneinander her. Ludolf überließ Susanna den richtigen Augenblick zum Fortfahren.
    »Ich merkte jedoch schnell, dass er nur auf Ablenkung aus war.« Sie lachte leise auf. »Ha! Zum Glück merkte ich es noch früh genug. Fast wäre ich schwach geworden. Ganz offen erklärte er mir, dass nur eine Vermählung mit einer Händlerstochter für ihn in Frage komme. Aber als Konkubine wollte er mich unbedingt haben. Er versprach mir ein eigenes Haus und ein sorgenfreies Leben. Aber was würde geschehen, wenn er eine andere fände? In fünf oder zehn Jahren wäre ich ihm vielleicht zu alt und er suchte sich eine Neue. Und ich kann sehen, wie ich mit seinen Kindern über die Runden komme.«
    Ludolf nickte verständnisvoll. »Deswegen warst du vorhin so erschrocken?«
    Sie schwieg. Susanna war den Tränen nahe. »Erinnerst du dich, was Röttger Hiltrud sagte? ‚Du bist meine erste und größte Liebe. Eine andere Frau werde ich nie wieder so lieben können.’ Genau mit diesen Worten hat er versucht, auch mich zu überreden. Mehrmals. Ich habe ihm damals auch geglaubt. Aber nun weiß ich, dass auch das eine Lüge gewesen ist.«
    Inzwischen waren die beiden jungen Leute am Wesertor angekommen. Es war zum Glück noch nicht geschlossen. Sie gingen hindurch und blieben auf der ersten kleinen Brücke, die das Gewässer vor der Stadtmauer überspannte, stehen. Ein Stück weiter war noch ein zweites, kleineres Tor mit der Brückenkapelle. Dahinter spannte sich dann die große Brücke über die Weser. Steinerne Pfeiler waren in den Fluss gebaut worden, über die große Balken und mächtige Bohlen gelegt worden waren.
    Susanna und Ludolf schauten die Weser hinab. In der hereinbrechenden Dunkelheit erschien sie wie ein schwarzes Band, das an der Mauer und den Häusern der Fischerstadt entlangfloss und sich dann in der Dämmerung verlor. Von rechts unten klang das Knarren der Schiffsmühlen empor, die im Strom bei der Hauptbrücke lagen. Man konnte sie gerade noch erkennen.
    Die beiden lehnten sich auf das Brückengeländer. Wenn man dem Fluss folgte, kam man zuerst nach Petershagen. Dort besaßen die Mindener Bischöfe eine eigene kleine Burg, in die sie sich zurückziehen

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