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Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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sich. So umschlungen vergaßen sie für ein paar endlose Augenblicke die Zeit. Schließlich fanden sich ihre Lippen zu einem langen, innigen Kuss.
    Plötzlich öffnete sich eine Tür und der Bader kam mit einer Öllampe herein. Sofort ließen die jungen Leute voneinander ab und blickten verlegen auf den Boden.
    »Na, was habt Ihr heute Abend noch vor?«, fragte Franz Kolraven.
    Susanna antwortete unsicher. »Ich möchte Ludolf die Stadt zeigen. Noch ein wenig spazieren gehen. Es ist ein so schöner Abend.«
    Der Bader lächelte verständnisvoll. »Das verstehe ich schon. Aber bis Mitternacht bist du wieder zurück, Susanna.«
    »Ja, Vater.« Sie nickte eifrig.
    »Und Ihr, junger Mann, benehmt Euch ordentlich. Ich will meine Tochter heil und wohlbehalten wiederbekommen.«
    Ludolf verneigte sich leicht. »Natürlich.«
    »Vergesst es aber nicht. Ich wünsch Euch einen schönen Abend.« Er drehte sich um und verließ den Raum wieder.
    Ludolf wollte Susanna wieder umarmen, aber sie hielt ihn auf Abstand. »Bitte nicht hier. Mein Vater hat schon genug gesehen. Außerdem ist der Abend noch lang.« Sie nahm ihn an die Hand und zog ihn nach draußen. Ihrem hinreißenden Lächeln konnte er nicht widerstehen und ließ sich willig abführen.
    Sie gingen von St. Martini die Treppe hinunter und schauten über die Dächer der unter ihnen liegenden Häuser auf den Marktplatz. Der letzte Händler schob seinen Karren weg, und eine Handvoll älterer Frauen wühlte in den kleinen Haufen achtlos weggeworfenen Gemüses, das zu alt war, um es noch verkaufen zu können. Wie überall gab es auch hier Menschen, die nicht genug Geld besaßen, um sich das Lebensnotwenige für den Tag zu leisten. Wenn man zu alt zum Arbeiten war und keine Kinder da waren, die sich um die Eltern kümmern konnten oder wollten, blieb der Abfall der anderen Leute die einzige Quelle, noch etwas zum Essen zu bekommen.
    Ludolf machte Susanna darauf aufmerksam. Sie erklärte ihm, dass es das Heilig-Geist-Hospital nun schon seit weit über hundert Jahren gab 18 . Erst befand es sich am Marktplatz, bis es dann vor das Simeonstor verlegt wurde 19 . Dort wurden nicht nur Kranke, sondern auch arme und alte Menschen aufgenommen. Die Hospitalbewohner durften den Rest ihres Lebens dort bleiben, mussten sich jedoch auf eigene Kosten versorgen. Leider konnte nur eine bestimmte Anzahl von Bedürftigen dort aufgenommen werden. Zur Unterstützung wurden zwar von verschiedenen wohlhabenden Mindenern Stiftungen gegründet, die Almosen an die Armen verteilten, aber wie man sah, reichte es nicht immer für alle aus.
    Als Susanna und Ludolf fast am Rathaus angekommen waren, blieb die Baderstochter plötzlich wie angewurzelt stehen.
    »Was ist?«, fragte Ludolf.
    »Ich kenne die zwei.« Sie zeigte auf ein Paar, das ein Stück vor ihnen auf dem Marktplatz stand und miteinander stritt.
    Ludolf erkannte die Frau sofort. Die Gestalt und die blonden Haare waren unverkennbar. »Hiltrud Rehkopf, die Schwester des Kontorsgehilfen beim Händler Bode.« Als sich der Mann ärgerlich zur Seite drehte, erinnerte sich Ludolf an seine erste Unterredung mit dem Rat: »Und der Ratsherr Schäfermann. Was machen die denn hier?«
    Susanna kicherte leise. »Komm!« Sie zog Ludolf hinüber zum Bogengang des Rathauses. »Das will ich mir anhören.« Sie versteckten sich im Schatten der großen Sandsteinpfeiler und lauschten.
    »Und warum nich?« Hiltruds Stimme war schrill und laut.
    »Liebchen! Ich wiederhole mich ungern, aber es geht wirklich nicht. Ich muss mein Geschäft ausbauen.« Der Händler versuchte ruhig zu sprechen, jedoch war sein herrischer Unterton unverkennbar. »Außerdem ist es nötig, dass ich so schnell wie möglich Bürgermeister werde. Nur so bekomme ich das entsprechende Ansehen bei den Händlern in den großen Hansestädten.«
    »Ich dachte immer, du liebst mich.« Schmollend drehte sich Hiltrud zur Seite.
    Schäfermann blickte zum Himmel hoch, als würde er ein Stoßgebet sprechen wollen. Aber wahrscheinlich war es eher die Verfluchung eines zickigen Weibsbildes als die Bitte um göttliche Hilfe, denn er erhob dabei die Fäuste, nicht die gefalteten Hände. Schließlich ergriff er die Frau bei den Schultern und drehte sie zu sich herum. Schmeichelnd sagte er: »Das tue ich doch auch! Mehr als je zuvor. Du bist meine erste und größte Liebe. Eine andere werde ich niemals wieder so lieben können.«
    Ludolf fühlte, wie sich Susannas Fingernägel in seinen Arm bohrten. Fast hätte er

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