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Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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Selbstmord!«
    »Aber Euer Komplize hat ihn so erschreckt, dass er sich umbrachte. Das ist dann Mord!«
    »Nein!« Der Gefesselte auf dem Boden wehrte sich mit aller Macht gegen seine Bewacher. »Ich bin kein Mörder! Ich war das nicht!«
    Albert von Leteln gab den Soldaten nur einen stummen Wink. Zwei von ihnen rissen daraufhin von Wiesen unsanft hoch. Sie nahmen ihn in die Mitte und schleppten ihn hinter sich her. Seine gefesselten Füße schleiften über den Boden. Auf der Treppe schlugen seine Knie schmerzhaft auf die Stufen, sodass er laut aufstöhnte. Das Gezeter und Gefluche des Handwerksmeisters verhallte in den unteren Stockwerken. Der Ratsherr ging schließlich zum Fenster hinüber und betrachtete befriedigt das Schauspiel auf dem Marktplatz.
    Ludolf hatte das Geschehen bisher wortlos beobachtet. Nun wandte er sich an den Händler Schäfermann, der noch immer ein Stück entfernt zwischen irgendwelchen Ballen stand. »Werter Herr, was ist passiert?«
    Der Kaufmann drehte seinen Kopf sehr langsam herum und betrachtete seinen Gegenüber eingehend von oben bis unten. »Warum sollte ich Euch das sagen?« Seine Frage hatte er leise und gelangweilt gestellt, als ginge es um irgendeine Belanglosigkeit.
    »Der Rat hat uns beauftragt.«
    »Ach? Hat er das? Ich jedenfalls habe meine Zustimmung nicht gegeben.«
    Ludolf hasste arrogante, hochnäsige Menschen wie ihn, die meinten, sie wären der Mittelpunkt der Welt. Sie guckten einfach über die anderen hinweg und beschäftigten sich nur noch mit Ihresgleichen. Mit dem einfachen Volk wollten sie höchstens zu tun haben, wenn es zu ihrem eigenen Nutzen war. Sie beuteten die Kleinen aus, um sich dann auf ihrem Reichtum und ihren Privilegien ausruhen zu können. Er ließ sich nicht abwimmeln. »Der Rat wird in seiner Untersuchung sicherlich die gleiche Frage stellen. Das könnten wir ja jetzt ein wenig abkürzen.«
    Röttger Schäfermann überlegte einen Moment und nickte dann langsam. »Von Wiesen kam wütend zu mir hier hoch. Er redete irgendein wirres Zeug von Betrug und Diebstahl, weil ich die Tochter des ehrenwerten Kollegen Bode heiraten möchte. Er behauptete frech, das Geschäft seines Schwagers würde ihm zustehen.«
    »Was meinte er mit Betrug?«
    »Er nannte es wohl Betrug, weil ich das Geschäft bekomme und nicht er.«
    Nun mischte sich auch Albert von Leteln wieder ein. Er hatte nun genug gehört. »Lieber Kollege, wusstet Ihr, dass von Wiesen den Wert des … äh … Bodeschen Handelsgeschäfts geringer gemacht hatte, als es der Wirklichkeit entsprach?«
    Der junge Händler zeigte keinerlei Überraschung. Er stand ganz ruhig da und überlegte einen kurzen Moment. »Durch den lautstarken Auftritt dieses alternden Handwerkers kam mir ein Verdacht. Denn Hiltrud Rehkopf – Ihr kennt sie sicherlich, diese dümmliche, flatterhafte Schwester des Kontorsgehilfen im Hause Bode – erzählte mir, dass ihr Bruder für von Wiesen den Wert des Geschäfts auf siebenhundertfünfzig Gulden geschätzt hatte. Es war um einiges weniger, als ich vermutet hatte. Aber ich erkannte keinen Trug dabei. Warum auch? Es klang wie eine äußerst günstige Gelegenheit. Ich habe mich ganz und gar darauf verlassen, dass alles korrekt war. Aber nun bestätigt Ihr leider meine Ahnung.«
    Der Händler setzte ein unschuldiges Lächeln auf und schlenderte langsam um einige Ballen. »Jedoch will ich nicht vom Leid eines anderen profitieren. Ich werde selbstverständlich der Witwe Bode den angemessenen Betrag anbieten. Das bin ich unserem viel zu früh verschiedenen Kollegen schuldig. Und so bin ich nun eigentlich der Betrogene; denn nun muss ich mehr bezahlen, um mein Wort einhalten zu können.«
    Der ältere Ratsherr nickte anerkennend. »Das ist sehr anständig von Euch. Wenn Ihr auch so vorbildlich Eure Aufgaben als … äh … Bürgermeister erledigt, werden wir uns auf die gute Zusammenarbeit freuen.«
    »Ihr seid zu gütig, werter Herr.« Damit verneigte er sich vor von Leteln.
    Doch Agnes war noch nicht ganz zufrieden mit den Antworten des jungen Händlers. Sie folgte ihm um die Stapel und stolperte über etwas. Fast wäre sie gefallen, wenn Röttger Schäfermann sie nicht geistesgegenwärtig im letzten Augenblick aufgefangen hätte.
    »Vorsicht, Vorsicht, junge Frau.« Er lächelte sie an. »Für heute haben wir schon genug Verletzte gehabt.«
    Agnes stellte sich wieder auf ihre eigenen Füße und schaute zu dem Händler hoch, der sie noch immer im Arm hielt. Sie bedankte sich hastig und

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