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Eiertanz: Roman (German Edition)

Eiertanz: Roman (German Edition)

Titel: Eiertanz: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Brendler
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Sprecher nicht abgeschaltet, er war schon bei der nächsten leidenssschaftlichen Begegnung, unterbrochen durch Schießereien, und zur Untermalung der immer wieder aufgeschobenen Ekssstase wurde im Hintergrund reißerische Musik eingeblendet: Die ersten Takte von: »It’s urgent«.

11.
    D as kann doch gar nicht sein, Gina. Ich meine, ihr seid zu dritt!«
    »Du hast keine Ahnung, wie es hier …«
    »Jetzt komm mir nicht immer damit! Ich weiß, dass meine Tante nicht die ordentlichste Person auf Erden war, aber das bisschen Aufräumen müsstet ihr doch längst geschafft haben.«
    »Therese sagt, du hast deine Tante nie besucht.«
    »Gina! Hättest du die Güte, mir zu sagen, was diese Therese das angeht?«
    Aber Christiane ließ mir keine Zeit, es auch nur zu versuchen, und während sie sich aufregte, über diese Therese und unsere Arbeitsmoral, beobachtete ich Piccos Flug von der Küche durch den halbwegs aufgeräumten Flur ins große Zimmer und zurück. Am Morgen, als ich das aufgesägte Schloss gefunden hatte, war ich versucht gewesen, dem stolzen Karöttchen und Retter aller Papageien den Schlüssel zu präsentieren, hatte es aber mit Rücksicht auf den häuslichen Frieden unterlassen. Seitdem lagen die Planen wieder herum, denn sogar der große Vogelfreund hatte nach dem ersten grünweißen Klacks in seinem Müsli eingesehen, dass ein Papagei nicht stubenrein wurde.
    Während ich ein Planquadrat nach dem anderen abhakte, während Julia zeichnete, schneiderte und bastelte und das Karöttchen vegetarische Kochbücher studierte, flog Picco fröhlich herum, landete mal auf der einen, mal auf der anderen Schulter, bevorzugt, wie mir auffiel, auf der Schulter des Karöttchens. Das ihn ständig fütterte. Obwohl ich ihn schon darauf hingewiesen hatte, der Tierarzt sei dagegen. Doch bei der bloßen Erwähnung von Quirin bekam das Karöttchen rote Ohren und gab Picco die nächste Erdbeere.
    Christiane hatte sich etwas beruhigt, und ich versuchte vorsichtig, ihr klarzumachen, dass der Sperrmüllberg vor dem Haus immer weiter zunahm, proportional zur Spaziergängerdichte auf Kiesweg und Parkplatz. Wobei nichts wegkam. Nur die Keksdose aus Steingut hatte Franzi mitgenommen, mit meiner Erlaubnis, sie sei so a schönes Stück, fast wia a Skulptur. Aber Christiane ließ mich nicht ausreden, regte sich auf, Alexander Strobl habe sie angerufen, er wolle das Grundstück neu vermessen lassen, brauche einen Termin, habe aber niemanden im Haus angetroffen. »Wo zum Henker seid ihr alle?«
    Diese Frage konnte ich Christiane unmöglich beantworten. Wir waren im Café und halfen Therese. Die Neuigkeit, Therese habe einen neuen, äußerst seltsamen Koch, hatte sich in Windeseile herumgesprochen. Wenn auch nicht unbedingt positiv. Aber das Café platzte aus allen Nähten, aus allen umliegenden Orten kamen die Gäste. Die Nail-Art-Metzgerin hatte Therese angeboten, zum Couscous Mediterran eine Lammschulter zu liefern, Lamm mit Minze passe phantastisch zu solchem Vogelfutter. Therese hatte herumgedruckst: »Es geht ned. Er macht koa Lamm. Er is …«, sie räusperte sich, bevor sie es herausbrachte, »… a Vegetarier.«
    »Ach so.« Die Metzgerin stierte sie an, mit aufgerissenen Augen, senkte ihre Stimme. »A Vegetarier.« Es hörte sich an wie etwas Anstößiges, etwas, worüber man nicht sprach. Das aber womöglich ansteckend war.
    Therese gab es nicht auf, das Karöttchen immer wieder zu beknien: »Kannst ned einmal an Schweinsbratn machen? Nur einen ganz klitzekleinen? Mit Semmelknödeln? Morgen kommt doch der Bürgermeister, woaßt. Oder, woaßt was, mach doch wenigstens Leberknödel. Des bissl Leber do drinna, des ist doch nix, des merkst doch gar ned.«
    Das alles konnte ich Christiane unmöglich erzählen. Deshalb brachte ich das Gespräch auf Picco. Um dann so schnell wie möglich auf Mirko überleiten zu können.
    »Ein Papagei? Ja, sicher, sie hatte immer einen Papagei. Seit ich mich erinnern kann. Immer denselben? Meinst du? Wie alt werden denn diese Tiere? Bist du dir sicher, dass es sich nicht um Picco Nummer siebzehn handelt? Egal, es gibt doch Tierheime, die kümmern sich darum.«
    Obwohl ich auf Picco nicht unbedingt gut zu sprechen war, zog es mir das Herz zusammen, als ich ihn mir in einem großen Raum voller Vögel vorstellte, einsam und zerzaust auf einer Stange, ein vorsichtiges, Kontakt aufnehmendes »Picco hot oan fahrn lassn, hehehe« in den Raum schickend, das niemand übersetzen konnte.
    Von Mirko wollte

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