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Eifel-Blues

Eifel-Blues

Titel: Eifel-Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Sie mir eine Pfeife stopfen? Mit Pipemakers. Alfred hat den besorgt.«
    »Tabak für Softies«, sagte er gutmütig, aber er stopfte mir meine geliebte Royal Rouge von Stanwell.
    »Denken Sie daran, Alfred nicht reinzuziehen?«
    »Ich verrate nie einen Informanten«, sagte ich wütend. »Ich möchte jetzt weiterklettern.«
    »Tut mir leid«, murmelte er betreten.
    Wir brauchten für die Treppe ungefähr zwanzig Minuten, dann noch einmal fünf Minuten, bis ich in der Wanne saß. Anfangs hatte ich starke Schmerzen, aber dann war es gut.
    Naumann ging, und Elsa hielt mir ihren Kosmetikspiegel vor das Gesicht. Das war nicht mein Gesicht, das war eine vollkommen grün und blau geschlagene Fläche, durchsetzt mit blutigen Rissen.
    »Reg dich nicht auf«, sagte sie schnell. »Ich zieh dir die Pflaster ab, wenn sie aufgeweicht sind.«
    »Dieses Schwein«, sagte ich, »dieses unglaubliche Schwein.«
    »Ich bin gespannt, was die sich jetzt einfallen lassen«, quirlte sie munter. »Die müssen sich doch irgend etwas ausdenken.«
    »Sie müssen gar nicht, aber das wissen sie nicht. Neulich hat es bei Trier zwei tote amerikanische Soldaten und einen schwerverletzten Bundeswehrhauptmann gegeben. Die Leute da waren clever, sie haben sich nichts einfallen lassen, einfach den Mund gehalten. Jetzt mischen sehr viele mit, der MAD, der Verfassungsschutz. Vielleicht werden sie im Übereifer nicht clever sein.«
    »Kannst du aufstehen? Ich trockne dich ab.«
    Sie verpflasterte mich neu, und ich trat die Expedition zurück in das Wohnzimmer an. Das Fernsehen beglückte sein Publikum mit der Wiederholung einer Sendung. Irgendeine Sauberfrau erklärte einem hocherfreuten Publikum, sie werde in kurzen, ja knappen Lederhosen auftreten, wenn irgend etwas in der Sendung nicht klappe, wie sie sich das vorgestellt habe. Das Publikum gröhlte, als habe sie versprochen, vor den Deutschen zu masturbieren. Als sie schließlich, wie geplant, in kurzen Lederhosen auftrat, schaltete ich ab. Es war so die Art Unterhaltung, die wir zu verdienen scheinen.
    »Laß uns Bilanz ziehen«, sagte ich. »Zuerst die Opfer. Da haben wir Lorenz Monning, 26 Jahre alt, Beruf Soldat, Leutnant der Bundeswehr, verheiratet, zwei Kinder, Heimatdorf Kalkdorf im Münsterland, hier stationiert seit 1986. Dann Susanne Kleiber, 29 Jahre alt, gemeldet am Ort der Tat in Hohbach seit einem Jahr. Geboren in Ostberlin, von Beruf Hausfrau, Serviererin in der Hohbacher Kneipe. Nicht verheiratet, nicht geschieden, Angehörige keine feststellbar. Dann die zweite Frau: Marianne Rebeisen, 25 Jahre alt, zu Hause in Köln in der Bruderstraße 23. Von Beruf Verkäuferin, ledig, nicht geschieden. Angehörige keine feststellbar. Merkwürdig. Die Frage ist, was die drei miteinander verbindet, ob sie überhaupt in Verbindung standen. Man kann annehmen, daß der Leutnant einer der vielen Soldaten war, die von der Susanne Kleiber in der Kneipe in Hohbach bedient wurden. Möglicherweise hat sich die Kleiber durch freischaffendes Bumsen ein Zubrot verdient. Das liegt nahe, aber wir wissen es nicht. Die Soldaten werden es wissen. Da nicht einmal gerüchteweise bekannt ist, wer die Rebeisen war, können wir an sie nur durch den Leutnant oder die Kleiber herankommen. Und an die kommen wir nur durch Soldaten heran. Die Hohbacher werden nicht reden.«
    »Einspruch«, sagte sie sanft, und es klang ein bißchen so, als zerbreche Glas. »Es geht um zwei Frauen. Und die erste Frau, Susanne Kleiber, bediente in der Dorfkneipe. Also werden die Dorffrauen etwas wissen. Und sie werden es mir sagen, wenn ich durchblicken lasse, daß die Kleiber kein Engel war.«
    »Einverstanden, aber wie willst du an diese Frauen herankommen?«
    »Jemanden aufs Korn nehmen und warten, bis er Hohbach verläßt. Werden denn die Soldaten reden?«
    »Im Rudel sicher nicht, einzeln vielleicht.«
    »Soldaten sind in der Regel pleite«, sagte sie, »vielleicht können wir kaufen, was wir nicht wissen.«
    »Auf keinen Fall«, sagte ich heftig. »Brieftaschenjournalismus irritiert mich. Geld macht die besten Geschichten kaputt.«
    »Soll ich zuerst nach Köln fahren und herausfinden, wer die Marianne Rebeisen war?«
    »Das ist gut. Tu das. Die Recherchen müssen anlaufen, und ich kann noch nicht aufstehen. Und bitte, bring bei den Fragen die Rebeisen nicht mit der Eifel in Verbindung.«
    »Bin ich bei BILD?«
    »Nimm meinen Wagen, der ist etwas schneller. Keine klugen Ratschläge, aber trotzdem ein Hinweis. Fahr in Köln nicht dorthin, wo

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