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Eifel-Blues

Eifel-Blues

Titel: Eifel-Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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herrlich und beruhigend, wie niedrig unsere Jungens fliegen können. Neulich soll einer vom Himmel gefallen sein, weil er versucht hat, der Frau seines Geschwaderkommodores Blumen vor die Badewanne zu werfen. Nur die Lerchen schaffen sie nicht, die Lerchen jubilieren weiter.«
    »Warten die im Krieg auch immer auf Sonnenschein? Ich mache uns einen Kaffee. Ach du lieber Gott, da kommt der Arzt.« Sie rannte nackt hinaus, die Treppe hoch. Naumann stiefelte herein, grüßte verschlossen, sagte nichts weiter, nahm meinen Puls, horchte mich ab, war schweigsam und abwesend.
    »Sind Sie schlecht gelaunt?« fragte ich.
    »Etwas. Ich habe meiner Frau alles sagen müssen. Jetzt hat sie Angst, daß ich uns um Kopf und Kragen rede. Wir haben Kinder, ein Haus gekauft, Sparverträge und so weiter. Das wird aber vorbeigehen. Sie machen einen guten Eindruck, Sie sollten aufstehen.«
    »Jetzt? Ich kann mich kaum rühren.«
    »Sie müssen hoch«, sagte er. Er machte die Tür auf. »Können Sie da oben Wasser in die Wanne laufen lassen? Lauwarm.«
    »Mach ich«, schrie Elsa.
    »Langsam. Stellen Sie sich mal hin und versuchen Sie, gleichmäßig zu atmen. Nicht so verkrampft. Haben Sie jetzt das Gefühl unbegrenzter Freiheit?« Er grinste.
    »Sie haben übrigens die Tatwaffe fotografiert«, sagte ich zwischen den Zähnen hindurch. »Eine Schrotflinte. Wußten Sie das?«
    »Nein. Das kann doch nicht wahr sein, so etwas kann ich doch nicht übersehen. Auf welchem Foto?«
    »Elsa hat die Flinte herausvergrößert. Sie lag neben der Leiche Nummer drei, der zweiten Frau. Rund zwei Meter weg. Übrigens, wurden alle drei erschossen?«
    »Ja«, sagte er. »In dieser Beziehung lassen die Untersuchungen keinen Zweifel. Die beiden ersten im Jeep wurden von hinten erschossen. Die zweite Frau, also Leiche Nummer drei, allerdings von vorn. Und auch aus kürzester Distanz. Machen Sie kleine Schritte mit Pausen. Schmerzt es sehr?«
    »Es geht schon. Es beißt ungefähr so, als läge ich mit nacktem Arsch in einem Haufen großer roter Waldameisen. Glauben Sie, daß man auf der Waffe Fingerabdrücke festgestellt hat?«
    Er schüttelte den Kopf. »Vorsicht, jetzt die erste Stufe. Halten Sie sich an meiner Schulter fest. Das Fett von Fingerabdrücken ist zwar sehr hartnäckig, aber wir hatten zuviel Regen. Der liebe Gott hat die Deutschen bestraft, er hat die erste Hälfte des Sommers versaut. Nein, da werden keine Fingerabdrücke mehr gewesen sein.«
    »Und im Jeep?«
    »Der Jeep war offen. Er stand voll Wasser. Das hat mich übrigens nachdenklich gemacht. So, jetzt Stufe Nummer zwei.«
    »Das sind elf Stufen, das halte ich nicht durch.«
    »Wir haben Zeit«, sagte er.
    »Aber mir ist schwindlig.«
    »Dann setzen Sie sich. Langsam.«
    Wir saßen da auf der Treppe in der Kühle des Hauses, und er stopfte sich eine Pfeife. Krümel saß vor uns auf den Fliesen und war mißtrauisch.
    »Haben Sie überhaupt eine Erklärung für den offenen Jeep?«
    »Doch, habe ich. Aber ich tauge nicht viel als Kriminalist, und als Amateurspion bin ich eine Niete. Geheimdienstleute haben für mich eine pathologische Struktur. Na ja, aber das Fernsehen und die Boulevardblätter leben davon. Nehmen wir einmal an, der Lastwagenfahrer aus Dresden war nicht nur Lastwagenfahrer, sondern ein sehr agiler Spion mit Schrotflinte. Nehmen wir ferner an, er hatte den Auftrag Ostberlins, den Leutnant im Jeep, die Frau daneben und die Frau im Farnkraut zu erschießen. Nehmen wir an, die drei haben für Ostberlin gearbeitet, sind von unseren Geheimdiensten entdeckt worden, wollten aussagen, mußten also aus der Welt geschafft werden. Was liegt also näher, als sie zu erschießen, in den Jeep zu setzen und das Verdeck hochzuschlagen?«
    »Aber warum das Ganze?«
    »Weil der Täter damit den Tatort einfach verändert, weil er den Regen systematisch nutzt, um alle Spuren zu verwischen, weil nicht rekonstruierbar ist, wie der Tatort zur Tatzeit tatsächlich aussah.«
    »Hatte dieser Leutnant eigentlich Dienst im Depot?« »Nein. Und dieser Punkt ist sehr komisch. Er hat keinen Dienst, müßte eigentlich in seiner Wohnung sein. Sitzt aber mit zerschossenem Schädel in einem Bundeswehrjeep im Wald.«
    »Und wie kam er an den Jeep?«
    »Das weiß ich nicht«, sagte er, »mir sagt niemand etwas. Die dritte Leiche übrigens, die Frau Nummer zwei, wies leichten Tierfraß auf. Das ist ein Indiz dafür, daß sie nicht transportiert wurde und starb, wo sie lag.«
    »Es wird immer unappetitlicher. Könnten

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