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Eifel-Blues

Eifel-Blues

Titel: Eifel-Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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fressen gegeben hatte, Elsa hatte keine Katze. »Hau ab, ich bin ein Invalide«, gab ich Anweisung. »Töte uns eine Maus.«
    Ich schlief ein und jagte durch den Alptraum, in dem Messner mich mit großen, silbernen Nägeln an eine Holzwand nagelte, wobei das Durchtreiben der Nägel nicht die geringsten Schmerzen verursachte. Dann sagte er zischend irgend etwas, das ich nicht verstand, und schlug zu. Dabei lachte er freundlich. Ich wurde sofort wieder wach und versuchte mich auf den Fernseher zu konzentrieren. Krümel hockte auf dem Teppich, hielt den Kopf sehr tief und starrte mich aus hellen Augen an. Vielleicht hatte ich wieder geschrien.
    Ich nahm zwei Schlafpillen und wurde erst wieder wach, als Elsa hereinkam und brummelte: »Ich möchte nie wieder solche Fotos entwickeln.« Es war vier Uhr morgens, durch das schräg gestellte Fenster kam das sanfte Rauschen eines Sommerregens.
    »War irgend etwas Besonderes?«
    »Nein. Es ging alles glatt. Auf der Rückfahrt war die Autobahn gesperrt. Da war eine Kontrolle, aber ich wurde nicht angehalten.«
    »Was für eine Kontrolle?«
    »Na ja, irgendeine Routinekontrolle der Polizei. Das Übliche: ob Alkohol mitfährt, ob die Scheinwerfer funktionieren und die Bremsleuchten und so etwas, denke ich. Das war auf dem letzten Parkplatz vor dem Ende der Autobahn. Aber ich hatte ja Alfreds Wagen.«
    »Sie haben dich nicht kontrolliert?«
    »Nein. Vor mir haben sie zwei Laster eingewinkt und hinter mir alle PKWs. Alle, nur mich nicht.« Sie starrte mich an. »Oh, meinst du etwa ...« Sie biß sich auf den rechten Zeigefinger und war erschrocken.
    »Sie machen es immer so. Sie halten alle an, sie lassen nur dich durch. So können keine Verwechslungen entstehen, die Kontrolle wird perfekt, verstehst du?«
    »Die sind ziemlich raffiniert, was?«
    »Oh, nein, nur gründlich. Wie kommen die Bilder?«
    »Grausam gut. Ich habe zwei Sätze gemacht, einen für dich und einen für mich ...«
    »Du wirst keine Bilder haben.«
    »O doch, Baumeister. Ich will sie ansehen, wenn es mir gut genug geht, das auszuhalten. Und ich will darüber nachdenken.«
    »Es reicht, wenn wir einen Satz hier haben. Wieviel Polaroids hat Naumann eigentlich gemacht?«
    »Rund dreißig. Davon sind sechs verwischt. In der Nähe der Frau, die im Farnkraut lag, ist ein Gewehr zu sehen. Ich habe das herausvergrößert, so gut es ging. Schau her.«
    Es war deutlich eine zweiläufige Schrotflinte. Ich fragte mich, ob der Arzt sie überhaupt entdeckt hatte. Unterhalb des Schlosses waren Metallziselierungen zu sehen. Es war eine schöne Waffe, wenn eine Waffe schön sein kann. »Den zweiten Satz kannst du in einen Kunstband stecken. In den Ägyptenband.«
    Sie zog den Agyptenband aus dem Regal und legte die Bilder hinein. Sie sagte sehr nachdenklich: »Hilf mir ein bißchen, Baumeister, du hast mehr Erfahrung in diesen schrecklichen Dingen. Diese Geschichte ist so neblig, irgendwie unwirklich. Da werden drei Leute erschossen, und du wirst halb totgeprügelt und offiziell ist das alles nicht passiert. Haben wir denn überhaupt eine Chance?«
    »Vielleicht haben wir keine Chance auf eine richtige Lösung, aber wir haben die Chance, zu beschreiben, wie verdeckt diese Brutalität abläuft. Das ist unsere Geschichte. Und wir werden kaum Helfer haben, der Arzt wird eine Ausnahme bleiben. Der Gastwirt in Hohbach mußte dulden, daß ich verprügelt wurde. Duldet er es nicht, genügt ein Wink von Messner, und kein Soldat wird mehr die Kneipe betreten. Wir könnten im Notfall nicht einmal die Polizei rufen.«
    »Das ist nicht dein Ernst«, sagte sie empört.
    »Doch, doch«, sagte ich. »Kennst du den berühmten Hitchcock-Film Notorious} Der läuft bei uns im Fernsehen unter dem Titel Berüchtigt. Cary Grant und Ingrid Bergman, ah, meine geliebte Bergman. Da gibt es ganz zu Anfang eine Szene über die Macht von Geheimdiensten: Die Bergman fährt total betrunken Auto. Cary Grant neben ihr als Geheimagent. Ein Polizist stoppt sie. Normalerweise müßte er sie verhaften, statt dessen zeigt Grant seinen Ausweis, und der Polizist läßt die total besoffene Bergman weiterfahren. Das beschreibt unsere Realität sehr gut, wir können nicht hoffen, daß irgendwer hilft.«
    »Wir brauchen aber trotzdem Hilfe, oder? Die Redaktion muß her, oder? Wozu ist die da?« Sie war aufgeregt. »Du im Bett, ich in solchen Dingen nicht erfahren. Oder willst du aussteigen?«
    Sie hockte da, blaß und müde nach all den Aufregungen, und starrte auf den

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