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Eifel-Blues

Eifel-Blues

Titel: Eifel-Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Weiß deine Mutter eine Heilsalbe für Schwellungen?«
    »Die weiß alles und hat alles. Ich bringe es dir. Was hast du dem Soldaten für die Bilder bezahlt?«
    »Für welche Bilder?«
    »Schon gut.« Er wedelte mit den Armen, stapfte hinaus, warf den Trecker an und tuckerte vom Hof.
    Die Schmerzen meldeten sich wieder, aber ich wollte keine Pillen mehr schlucken. Ich schluckte welche, als mir die Tränen in die Augen traten.
    Dann läutete das Telefon, und der Chef trompetete mit geradezu widerwärtiger Munterkeit: »Ich bin in Bonn auf dem Flughafen, wie komme ich denn zu Ihnen?«
    Es hatte keinen Sinn, sich aufzuregen, es hatte noch viel weniger Sinn, ihm zu sagen, er solle hingehen, wo der Pfeffer wächst.
    Ich beschrieb ihm den Weg.
    Alfred kam erneut und brachte einem Topf mit Salbe, die nach ranziger Butter aussah und auch so roch. Ich solle sie sehr dick auftragen, ließ seine Mutter ausrichten. Anschließend fühlte ich mich wie ein Indianer beim Kriegstanz, genauso wütend.
    Als das Telefon klingelte, war ich eingeschlafen, warf den Apparat vom Hocker und angelte verzweifelt nach dem Hörer.
    »Ja, bitte?«
    »Sie werden es nicht glauben – Messner.«
    »Aha.«
    »Ich hoffe, es geht Ihnen einigermaßen.«
    »Danke, ganz gut.«
    »Sie verstehen, daß ich überrascht war, als Sie hier eintrudelten. Ich weiß nicht mehr genau, wie das alles kam und was wir geredet haben und ...«
    »Wir haben nicht geredet, Sie haben nur geprügelt.«
    Er schwieg, er schwieg sehr lange. Wahrscheinlich versuchte er, meinen Worten nachzulauschen und herauszubekommen, was ich dachte. Dann sagte er: »Der Fall ist gelöst. Ich rufe Sie nur an, um Ihnen fairerweise zu sagen, daß nachmittags in Bonn eine Presseverlautbarung herauskommt. Vom Verteidigungsministerium. Ehrlich gestanden, haben wir zunächst gedacht, so etwas wie einen Spionagefall zu haben. Aber das war es nicht. Es war nix als eine miese Eifersuchtstragödie. Hören Sie noch?«
    »Ja.«
    »Also, ich schicke Ihnen einen Kurier mit der Pressenotiz. Da kommt ein Leutnant Wannenmacher zu Ihnen, jetzt sofort.«
    »Haben Sie denn die Waffe und den Täter?«
    »Haben wir. Der Täter ist die dritte Leiche. Diese Frau, die später gefunden wurde. Sie hat Selbstmord begangen. Die Waffe ist eine Schrotflinte. Sie gehörte dem toten Leutnant. Peinlich der Fall, aber ganz simpel und zivil.«
    »Wie heißen Sie eigentlich wirklich?«
    »Wieso?«
    »Ich brauche Ihren echten Namen, um Ihnen die Arzt- und Krankenhausrechnungen zuschicken zu können.«
    »Dr. Messner heiße ich. Das mit den Rechnungen ist doch wohl nicht Ihr Ernst.«
    »Ich werde noch viel ernster, Sie mieses kleines Schwein!« Ich hängte ein und wartete auf den Leutnant namens Wannenmacher. Als er kam, schrie ich: »Hereinspaziert, die Tür ist offen.«
    Es gibt Leute, die gibt es nicht. Er war jung und dunkelhaarig, sah blendend und braungebrannt aus, zeigte eine Reihe schneeweißer Zähne, trug seine Ausgehuniform und lächelte strahlend wie ein windschlüpfriger Werbegag für ein Herrenparfüm. Er roch auch so.
    Er war sehr zackig, er sagte: »Wenn Sie Herr Baumeister sind, habe ich etwas für Sie. Oh, Pardon, hatten Sie einen Unfall?«
    »Nein. Das ist nur die Grundlage für mein Abend-Make-up. Geben Sie her!«
    »Nein, Pardon. Ich brauche erst Ihren Ausweis, damit ich sehen kann, ob Sie wirklich der genannte Herr Baumeister sind.«
    »Geben Sie her, Sie Pfeife!« schrie ich. »Das ist doch nicht zu fassen. Da wird man halb totgeschlagen, dann kommt so ein Pimpf daher und fragt ...«
    Er warf den großen braunen Umschlag mit einer hastigen Handbewegung auf die Wolldecke, unter der ich lag, schlug die Hacken zusammen und quirlte: »Alles klar! Keine Aufregung! Wiedersehen!«
    »Grüßen Sie Herrn Doktor Messner von mir«, schrie ich.
    »Messner? Verzeihung, ein Herr dieses Namens ist mir nicht bekannt.« Sein Gesicht geriet ihm außer Kontrolle, und er stürmte davon, als sei die große Mobilmachung ausgerufen.
    »Hah!« sagte ich zu Krümel. »Dieses Gesicht werden wir nicht vergessen. Dieses Gesicht gehört Wannenmacher.«
    Dann riß ich den Umschlag auf.
    TÖTUNG UND SELBSTTÖTUNG

Der Bundesminister für Verteidigung teilt mit, daß es im Gebiet der Eifel zu einem bedauerlichen Vorfall gekommen ist. Offensichtlich unter starkem Alkoholeinfluß hat die 25jährige Verkäuferin Marianne R. aus dem Raum Köln den in der Eifel stationierten Leutnant der Bundeswehr Lorenz M. (26) aus dem Münsterland mit einem

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