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Eifel-Blues

Eifel-Blues

Titel: Eifel-Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Sparbücher, ausgestellt zugunsten Marita Heims und Lorenz Monnings. Und die Gesamtsumme belief sich auf etwa dreißigtausend Mark.
    »Das ist aber kein Beweis für eine Scheidung«, sagte ich freundlich.
    »Ich habe noch etwas«, sagte sie eifrig und ging wieder zu dem Schrank. »Hier ist ein Schreiben von Lorenz an seine Frau. Eine Kopie. Da steht drin, daß er nichts von den Höfen haben will. Lorenz war Hoferbe. Seiner Frau gehört auch ein Hof.« Sie legte das Schreiben vor mich hin. Sie murmelte: »Und all seine Unterwäsche ist auch hier.«
    »Das reicht aber doch«, murmelte Elsa. »Oder?«
    »Das reicht«, sagte ich. »Haben Sie denn nun eine Ahnung, was in der Sonntagnacht beim Depot geschehen ist?«
    »Nicht die geringste«, sagte sie, und sie begann wieder zu weinen.
    Über die Tischdecke kroch eine Fliege, unten im Laden waren irgendwelche Kunden und sprachen murmelnd miteinander, eine Kirchturmuhr schlug, es war vier, ein Radio heulte auf und wurde abgedreht.
    »Es muß mit dieser Frau zu tun haben, die in der Hohbacher Kneipe bediente. Ich meine diese Susanne Kleiber. Sie war schließlich eine Kollegin von Lorenz.«
    »Eine was?« fragte Elsa scharf.
    »Ich dachte, das wüßten Sie«, sagte Marita wieder. »Lorenz war Leutnant bei der Bundeswehr. Er war Trainer, Sportlehrer. Aber er war ein verdeckter MAD-Mann. Und die Susanne Kleiber war ebenfalls beim MAD. Ich dachte, Sie wüßten das. Übrigens: Lassen Sie ein Tonbandgerät mitlaufen?«
    »Wir haben keins bei uns«, sagte ich. »War diese Frau aus Köln, die erst nach drei Tagen gefunden wurde, auch beim MAD?«
    »Das weiß ich nicht. Ich weiß es nur von der Susanne.«
    »Eine weitere Frage: War jemand von der Bundeswehr oder irgendeiner anderen Behörde nach den Todesfällen hier bei Ihnen?«
    »Ja. Der Hartkopf. Er kam am Montag, nachdem Lorenz und Susanne erschossen worden waren. Ich hatte wie wahnsinnig telefoniert, aber nur Gerüchte gehört. Dann rief mittags jemand vom Depot an. Ich kannte seine Stimme nicht. Er sagte, Lorenz sei tödlich verunglückt. Gleichzeitig riefen Bekannte an und sagten, er sei erschossen worden. Hartkopf kam dann und sagte, Lorenz sei bei einem Verkehrsunfall umgekommen. Ich sagte ihm: Das glaube ich nicht, aber er beharrte darauf. Und er sagte, ich soll schweigen, dann könne er mich da raushalten. Ich sagte, ich wollte ja gar nicht rausgehalten werden. Der wollte nur, daß ich den Mund halte, sonst nichts.«
    »Wer ist Hartkopf?«
    »Auch ein MAD-Mann. Er ist zuständig für viele Depots in der Eifel. Wenn ich mit dem rede, kriege ich jedesmal Gänsehaut. Ich habe jedesmal das Gefühl, der will mir nur an die Wäsche.«
    »Er ist ungefähr einen Kopf kleiner als ich, schmales asketisches Gesicht, dunkelbraune Augen wie Steine. Er wirkt arrogant.«
    »Genau«, sagte sie, »das ist Hartkopf.«
    »Wir kennen ihn als Doktor Messner«, sagte Elsa. »Macht ja nix.«
    »Es gefällt mir hier nicht«, sagte ich. »Ich kann es nicht begründen. Mir wäre es lieber, wir könnten woanders weitersprechen. Spaziergang?«
    »Frische Luft wäre gut«, sagte Marita.
    Wir gingen also hinaus und nahmen ihren großen Mercedes und ließen sie fahren, wohin sie wollte. »Das ist ein Weg, den wir immer gegangen sind. Da ist nie ein Mensch.«
    Sie parkte den Wagen in der Mündung eines Waldweges. Wir schlenderten los, zur Rechten einen sehr alten Eichen-Buchen-Bestand, zur Linken einen Bach in einer Wiese, den man im Dickicht von wildem Rhabarber nicht sehen konnte.
    »Hier muß es Grasfrösche geben.«
    »Er ist ein Froschfreak«, erklärte Elsa, »überhaupt ein Tierfreak. Sollte ein Grizzly durch die Eifel ziehen, wird er ihm Asyl anbieten.«
    »Lorenz mochte Tiere auch gern. Das war ganz komisch. Er konnte sehr streng und ruppig sein, und dann kam ein kleiner Hund, und seine Stimme wurde sofort weich und verständnisvoll. Ja also, ich bin 29 Jahre alt. Abitur in einem Internat in Trier ...«
    »Moment, Moment«, unterbrach ich. »Bevor wir zu den großen Lebenserinnerungen kommen, hätte ich gern gewußt, wie dieser Sonntag verlaufen ist, der Tag, an dem Lorenz Monning starb.«
    »Eigentlich war nichts Besonderes. Oder doch. Na ja. Er hatte am Freitag abend Schluß und meldete sich ab und kam hierher. Die meisten wußten, er war im Münsterland zu Hause, und die meisten dachten wohl auch, er führe dorthin. Aber er fuhr schon seit Monaten nicht dorthin. Er kam zu mir, hier war sein Zuhause. Freitag abend gingen wir auf ein Bier in

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