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Eifel-Blues

Eifel-Blues

Titel: Eifel-Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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das Mädchen angerufen und einigermaßen aufgeregt gesagt, ihr wäre ein Gedanke gekommen, aber sie wisse nicht, ob der etwas tauge. Dann hat sie gesagt, sie müsse wegfahren und nachschauen, ob sie recht habe. Das Mädchen hat dann nichts mehr gehört, bis Maritas Mutter sie anrief und gesagt hat, Marita sei verunglückt. Marita wird noch versorgt, die Ärzte geben keine genaue Auskunft, nicht einmal der Mutter. Aber sie schwebt nicht in Lebensgefahr. Das ist alles.«
    Ich nahm das Papier. »Schafe. Was um Himmels willen heißt Schafe?«
    »Schafe heißt Schafe«, sagte Elsa.
    »Du willst sagen, daß die Lösung einfach ist.«
    »Das denke ich«, sagte sie. »Hast du etwas dagegen, wenn ich mich mit einer Decke in die Sonne lege?«
    »Tu das. Ich werde die Bilder von Messner entwickeln.«
    »Sind deine Geschichten immer so ... so voll von Anstrengung und atemlos?«
    »Ein bißchen, aber dies ist die dreckigste meiner Geschichten«, sagte ich. »Wenn wir fertig sind, werden wir so müde sein, daß wir sie nicht schreiben können. Und wir werden Mühe haben, die Tage und Nächte zu unterscheiden.«
    Sie sah mich an, lächelte zaghaft und ging hinaus in die Sonne. Das Hänflingspärchen flog die Fensterbank an, an der Mauer quakte ein Frosch. Es war deutlich auszumachen, daß es Friedbert war. Nur Friedbert klingt so gleichmäßig arrogant. Elsa hatte Messner und mich gut getroffen. Ich vergrößerte ein besonders klares Bild von ihm heraus und zog es fünfmal ab. Dann ging ich an die Maschine und schrieb einen Brief, der folgendermaßen lautete:
    Sehr geehrte Damen und Herren!
Beiliegendes Foto zeigt einen Mann, der sich mir als der Kölner Studienrat Dr. Messner vorstellte. Ort der Handlung: die Eifelgemeinde Hohbach, dort die Dorfkneipe. Ich wurde in Ausübung meines Berufes von Herrn Dr. Messner, der sicherlich anders heißt, verprügelt – und zwar dermaßen, daß ich sowohl im Krankenhaus als auch ambulant versorgt werden mußte. Da ich weiß, daß dieser Herr Dr. Messner einem Geheimdienst angehört, da ich aber nicht präzise weiß, welchem, erlaube ich mir, dieses Schreiben mit Kopie dem Bundesnachrichtendienst in Pullach bei München, dem
Bundesverfassungsschutz in Köln, dem Militärischen Abschirmdienst im Verteidigungsministerium sowie den Dienstherrn der beiden größten Dienste, dem Herrn Bundesinnenminister und dem Herrn Bundesminister im Bundeskanzleramt, zuzuschicken. In der Hoffnung, daß eine der angeschriebenen Stellen mir Auskunft erteilen wird, verbleibe ich hochachtungsvoll...
P.S.: Selbstverständlich reiche ich Kopien dieses Schreibens bei den Chefredaktionen aller Blätter ein, für die ich tätig bin, sowie bei meinem Anwalt und Notar. Noch ein Hinweis: Zuweilen nennt sich Messner auch Hartkopf.
    Das war gut, das gefiel mir, das würde Wirkung haben. Das Haus war unwirklich still, im Dorf waren ein paar Trecker zu hören. Maria, die Postbotin, zog ihre Runde, an der Kreuzung vor dem Haus sprachen zwei Nachbarinnen lebhaft miteinander.
    Vor dem halboffenen Fenster flüsterte jemand: »Das hältste im Kopf nicht aus, die ist nackt!« Dann kicherte jemand sehr hoch und sehr kindlich. Ich sah vier blonde Schöpfe am Fenster vorbeiziehen, mußte mich zusammennehmen, um nicht laut zu lachen, ging an die Rückfront des Zimmers und sah Elsa in paradiesischer Nacktheit unter dem Pflaumenbaum liegen.
    Während ich überlegte, ob ich was tun sollte, bauten sich die Kinder der Nachbarn in stummer Reihe auf und hielten den Mund zu, um das Prusten zu unterdrücken. Dann wurde Elsa unruhig, fuhr mit einem spitzen Schrei hoch, fuhrwerkte nach ihren Kleidern, und die Kinder rannten davon. Binnen einer Stunde würde nun jeder Interessierte wissen, was da in meinem Garten zu finden sei. Wahrscheinlich würde ich sehr viel Besuch haben, nur mal eben schnell fragen, wie es den Fröschen geht. Elsa kam herein, war rot im Gesicht und murmelte: »Ich habe wohl gegen die guten Sitten verstoßen.«
    »Bereue und bete! Nimm bitte die Briefe und schicke sie per Einschreiben und Express los.«
    Sie las den Text, überlegte und fragte: »Du willst Messner verbrennen, nicht wahr? Aber warum?«
    »Wir wissen, daß er beim MAD ist. Sämtliche Dienste werden nach meinem Brief wissen, wie er sich nennt, wie er aussieht. Also muß er schleunigst abgezogen werden. Wenn er abgezogen ist, werden wir weiter recherchieren können. Aber noch etwas: Im Verteidigungsministerium wird man sich überlegen, ob es nicht angebracht ist,

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