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Eifel-Blues

Eifel-Blues

Titel: Eifel-Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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bist phantastisch. Laß uns fahren, ich muß das wissen. Da reichen Taschenlampen.«
    »Flipp nicht aus. Was meinst du und wieso reichen da Taschenlampen? Und bei diesem unheimlichen Wetter.«
    »Man kann auf einer Wiese genau unterscheiden, ob da Kühe gegrast haben oder Schafe. Und wenn ein Hirte mit einer Herde in der Gegend war, als sie erschossen wurden, dann hat sich Marita aus irgendeinem Grund daran erinnert. Vielleicht hat sie gehofft, daß der Hirte etwas gesehen hat ... wenn ich nicht spinne, wenn ich nicht total spinne. Komm her, das Wetter ist gut für uns.«
    »Aber das ist mehr als zwei Wochen her. Das Gras ist nachgewachsen. Ich habe Angst vor Gewitter.«
    »Jaja, das Gras ist nachgewachsen, aber ich denke, wir finden Schafkot. Wir müßten auch Wolle an den Zäunen finden.«
    »Baumeister, du bist verrückt. Ein Blitz wird uns treffen, die Götter werden zürnen. Im Ernst, ich habe Schiß.«
    »Es gibt kein schlechtes Wetter, sagen wir Bauern. Bei Gewitter sind die Leute auf den Wachtürmen auch nicht sonderlich aufmerksam.«
    Als wir auf den Hof gingen, fing es an zu regnen, und die große Linde sah im starken Wind wie eine silbriggrüne stark bewegte Fläche aus. Es knallte scharf, und ich zählte mit. Nach drei Sekunden kam der Donner, lang und hallend. »Das Zentrum liegt einen Kilometer nordwärts. Wir müssen mittenrein.«
    »Du sagst das so, als machte dir das Spaß.«
    »Es macht mir Spaß.«
    Als ich aus dem Dorf hinausfuhr, war der Regen schon so stark, daß die Scheiben beschlugen und die Scheibenwischer ihre Mühe hatten. Blitz und Donner folgten sehr schnell aufeinander. Nach vier Kilometern hatten wir das Zentrum hinter uns, und der Regen wurde zu schrägen, regelmäßigen Strichen.
    »Irgendwie romantisch ist es ja schon«, sagte sie blaß. »Und woran erkennst du, daß Schafe auf den Weiden waren?«
    »Sie weiden gründlicher, bis zu den Wurzeln herunter«, sagte ich.
    »Was machen wir, wenn Marita stirbt?«
    »Wir wissen alles von ihr, und wir haben ihre Unterlagen. Aber sie ist nicht in Lebensgefahr.«
    Ich bog nach links in die Hügel ab und fuhr einen vermatschten Feldweg entlang auf das Depot zu. Dann schaltete ich die Lichter aus.
    »Wir müssen die Straße finden, die der Schäfer zog. Er vermeidet Wald und pachtet Wiesen an. Und diese Wiesen ergeben eine Straße. In diesem Fall also wahrscheinlich von Norden nach Süden am Depot vorbei. Zieh die Schuhe aus, es wird naß.«
    Beim dritten Stacheldraht riß ich mir die Hose auf, und Elsa sackte in einen Graben und verstauchte sich den linken Fuß. Sie hockte da klatschnaß im Regen und seufzte: »Komm in die Eifel, da ist was los!«
    »Bleib hier, ich suche weiter«, sagte ich und ging auf den nächsten Zaun zu.
    »Hier ist Schafkot!« schrie ich. »Jede Menge.«
    »Und hier ist Wolle am Stacheldraht!« rief sie. »Wunderbare pure Schafwolle.«
    »Nach Hause«, brüllte ich.
    »Lieber alter Mann«, sagte sie und hielt dem Regen ihr Gesicht hin, »denk bitte nicht, daß wir meschugge sind. Wir suchen nichts als Schafscheiße und danken dir, daß wir sie finden durften.«
    Ich zerquetschte mit Genuß eine Handvoll des köstlichen Fundes. Es regnete jetzt sanfter. Vor uns lag das Depot.
    Es sah so hell und friedlich aus wie ein gut erleuchtetes Sarglager.

ACHTES KAPITEL
    »Marita ist also wahrscheinlich zu dem Schäfer gefahren«, sagte ich. »Er wird bei seiner Herde in einem Karren sein, wir müssen ihn finden.«
    »Ist das schwierig?«
    »Nein, überhaupt nicht. Das Problem ist nur, daß Messner uns dabei nicht erwischen darf.«
    »Glaubst du, er wird uns besuchen?«
    »Keine Frage. Wir haben noch zwei Reisen vor uns: die Mordkommission in Trier und das Dorf der Monnings im Münsterland. Und wahrscheinlich noch einmal Köln. Diese Rebeisen ist mir ein Rätsel.«
    »Ich werde erst einmal im Krankenhaus anrufen, wie es Marita geht.« Das tat sie, als wir auf dem Hof waren. Sie erfuhr, daß Besuche nicht gestattet seien, daß es Marita aber den Umständen entsprechend gut gehe.
    »Ob sie bewacht wird?«
    »Das ist doch egal«, sagte ich.
    Sie schüttelte den Kopf. »Das ist durchaus nicht egal. Stell dir vor, wir können ein Foto schießen, wie ein Bulle vor ihrem Zimmer sitzt.«
    »Du hast wie immer recht«, seufzte ich.
    »Mir geht der unheimliche Anblick des Depots nicht aus dem Kopf. Mich erschreckt das. Was weiß man eigentlich von diesen Dingern?«
    »Eine Menge«, sagte ich, »und das meiste davon hat die Friedensbewegung

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