Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eifel-Blues

Eifel-Blues

Titel: Eifel-Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
Vom Netzwerk:
laß uns die Geschichte machen. Bitte nicht in irgendwelchen Gefühlsdingen versaufen.«
    »Das ist ja krankhaft«, murmelte sie. »Was machen wir mit dem Rest des Tages?«
    »Bring bitte die Briefe weg«, sagte ich. »Wir sollten versuchen, ein paar Stunden vorzuschlafen. Ich zumindest bin hundemüde.«
    Ich ging sofort hoch auf meine Lieblingsmatratze und verlor Elsa aus den Augen. Ich hörte, wie sie mit dem Wagen vom Hof fuhr, und wurde erst wach, als sie mit einem Knieschützer vor mir stand.
    »Schau her, mein Held, für deine Gesundheit.«
    Es war ein sehr schöner Knieschützer, schneeweiß aus prima Baumwolle. Und die Elsa dahinter war nackt.
    »Du bist irre«, sagte ich.
    »Gott sei Dank«, antwortete sie.
    Ich wurde gegen Mitternacht wach, weil das offene Fenster schlug. Wind war aufgekommen, es roch nach Gewitter. Krümel lag auf dem Bauch von Elsa und starrte hellwach auf das Fenster. Elsa schlief wie ein Kind. Eine Amsel schlug sehr hoch an, fast grell. Kein Zweifel, sie warnte vor Sturm und Regen.
    Ich schloß das Fenster, zog mir den Bademantel an und ging leise hinunter. Ich schob eine Kassette in den Recorder und hörte Nobody Does It Better in voller Lautstärke, dann Sergeant Peppers Lonely Heart, später wesentlich leiser Doldinger in Südamerika, noch später, noch leiser Every Day I Have the Blues.
    Dann kamen drei Donnerschläge kurz hintereinander, scharf akzentuiert.
    Elsa stand in der Tür und fragte gähnend: »Überlegst du an dem Wort Schafe herum? Ich hab etwas Angst vor Gewitter.«
    »Laß uns aufschreiben, was uns bei dem Wort einfällt«, sagte ich, »vielleicht kommen wir drauf. Aber zieh dir was an, es wird kühl.«
    Sie verschwand und kam in Jeans und einem Pullover zurück. Sie sagte nicht sonderlich interessiert: »Also Schafe, Einzahl, Mehrzahl, Schafstall, Schafhirte, Schafpferch, Schafschur, Schafwolle, Schäferhund, was noch?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte ich, »und doch ist es ganz einfach.«
    »Ich habe mir eine Frage aufgespart«, sagte sie. »Die beiden Toten im Jeep müssen total ahnungslos gewesen sein, denn sie wurden aus kurzer Entfernung von hinten erschossen. Also müssen sie von dem Mörder eine derartige Lebensgefahr nicht erwartet haben, oder? Und die Rebeisen wurde rund zweihundert Meter entfernt erschossen. Aber diesmal von vorn. Kann es sein, daß sie den ersten Mord erlebte und in panischer Angst davonrannte?«
    »Nicht nur das. Es kann auch sein, daß sie zeitversetzt getötet wurde. Der Mord an Lorenz und der Kleiber war offensichtlich etwas anderes als der an der Rebeisen. Es kann wirklich sein, daß die Rebeisen starb, weil sie da war. Daß es sonst keinen Grund gegeben hat, sie auch zu ermorden.«
    »Warum hast du mir das nicht gesagt?«
    »Es war doch selbstverständlich.«
    »Aber nicht für mich«, sagte sie wütend. »Mir mußt du so etwas erklären. Gibt es noch weitere Selbstverständlichkeiten in diesem Fall?«
    »Nein, soweit ich sehe, nicht. Jetzt erneut zum Problem Schafe. Schafe, Schafe, Schafe. Ich darf mich da nicht verrennen, ich muß geduldig sein, aber mir kommt nichts, absolut nichts.«
    Es blitzte grell im Süden, und die Landschaft war blau und windgepeitscht und hatte etwas von einem aufregenden Traum.
    Elsa überlegte. »Vielleicht hat sich Marita daran erinnert, daß Schafe auf manchen Kleidungsstücken abgebildet sind, aufgenäht, eingestickt, weiß der Himmel was. Das Schmusewolle-Schäfchen als Werbefigur? Wieso schreibt sie Schafe und fährt dann weg, um das zu klären? Mitten in der Nacht. Das ist doch der Vorgang.«
    »Also war sie in der Lage, nachts abzuklären, was irgend etwas mit Schafen zu tun hat. War sie bei Freunden oder Bekannten?«
    Sie murmelte: »Einmal anders: Sag mir, was Schafe hier in der Eifel bedeuten?« Sie zuckte zusammen, als es kurz und trocken knallte.
    »Das war ein Einschlag in einen Hochspannungsmast. Die Eifel ist immer ein karges Land gewesen, die Böden sind nicht sonderlich ergiebig. Also hat die Schafzucht Jahrhunderte lang die wichtigste Rolle gespielt. Schafe haben hier sogar Landschaften entstehen lassen, die sogenannten Wacholderheiden. Schafe sind genügsam, Schafe fressen alles kahl, nur eines können sie nicht fressen: Wacholdersprossen. Die sind hart und harzig und bitter. So entstehen Wacholderheiden, heute unter Naturschutz. Schafherden waren hier alltäglich, bis Kunstdünger eingesetzt werden konnte. Noch heute gibt es ein paar große Schafherden ... Großer Gott, natürlich! Du

Weitere Kostenlose Bücher