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Eifel-Blues

Eifel-Blues

Titel: Eifel-Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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hier, um Verbindungen aufzunehmen und Nachrichten abzuliefern. Und dann muß es Zoff gegeben haben, irgendwie. Wir wissen noch nicht, wie. Jedenfalls haben die unsere Leute abgeknallt, oder es war anders ...« Er merkte, daß er etwas sagte, was er nicht sagen durfte, und er versiegte wie ein Wassertropfen auf einem heißen Stein.
    »Das ist alles geheim.«
    Sein Kumpel war ein sehr bleicher Weißhaariger. Er sagte quälend langsam: »Mehr wissen wir auch nicht, ehrlich. Wirklich ehrlich.«
    »Lieber Himmel, also war Monning eventuell ein Spion aus dem Osten?«
    Er hielt den Kopf gesenkt, starrte irgendwohin auf die Dielenbretter, hob dann das Gesicht und fragte ruppig: »Warum nicht?«
    Sie atmeten beide aus, hatten genug gearbeitet, waren offensichtlich erleichtert und sanken erneut in dumpfes Brüten.
    Diesmal platzte ich, diesmal hatte ich eine Idee, steuerte mein Platzen, dosierte es. »Ich denke, Doktor Naumann, ich zeige Lenz und die beiden an.«
    Naumann sah mich an, kniff die Augen zusammen und sagte dann: »Sie wissen, ich kann Sie nicht davon abhalten. Vielleicht ist es unvermeidlich.«
    »Das ist es.«
    »Was schreiben wir denn in der Anzeige?« fragte Elsa mit leicht belustigter Stimme.
    »Na, Mordversuch natürlich«, sagte ich. »Was sonst?«
    Dann war es sehr still. Ich stand auf und ignorierte die Soldaten vollkommen. »Wir wissen, was geschah. Sie versuchten, Marita Heims auszuschalten, sie stachen den Flüssigkeitsbehälter an. Elsa, stell ihre Personalien fest.«
    »Geben Sie mir bitte Ihre Ausweise und Dienstausweise!« bat Elsa sanft.
    Ich stopfte mir eine Pfeife, ich nahm die Punto d'oro, die so arrogant wirkt.
    »Wir waren das nicht«, sagte der Bleiche. »Wir waren das – Ehrenwort – nicht.«
    »Mitwisserschaft reicht auch«, sagte Elsa.
    Der Weißblonde murmelte: »Das hat Lenz gemacht. Aber allein.«
    »Weil Hauptmann Hartkopf das wollte«, sagte ich.
    »Nee«, sagte der Weißblonde. »Hartkopf macht so was nicht. Hauptmann Hartkopf sagt niemals so was. Auf so was kommen wir selber, weil: Wir werden richtig trainiert, damit wir beim Denken auf so was selber kommen.«
    »O Gott«, murmelte Elsa. »Warum diese Frau?«
    »Sie sollte ja nicht tot sein«, flüsterte der Bleiche, »sie sollte nur nicht mehr reden können.«
    Auf dem Hof war ein wischendes blaues Licht. Sie fuhren mit Lenz davon. Naumann schüttelte schweigend den Kopf und verschwand. Elsa sagte: »Das ist ja ein Irrenhaus hier!«
    »Was war los? Haben sie das Wrack entdeckt, konntest du fotografieren?«
    »Es lag keine halbe Stunde da, dann kam ein Streifenwagen, dann der zweite, dann der dritte. Und dann kam Messner persönlich, dann andere Zivilisten, die ich nicht kenne. Im wesentlichen war es eine Versammlung von Männern, die kopfschüttelnd um ein kaputtes Auto herumliefen. Dann kam ein großer LKW der Bundeswehr mit einem Kran drauf und holte das Wrack ab. Sie haben die Straße die ganze Zeit über abgesperrt, und ich habe alles und jeden fotografiert, wie auf dem Schießstand.«
    »Du bist ein As, vielen Dank.«
    »Und du bist ein ganz verrückter, blöder Kerl, und ich habe so Angst um dich.«

ZEHNTES KAPITEL
    Es war Mittag geworden, die Sonne schien intensiv. Elsa lag unter dem Pflaumenbaum in einer einzigen Winzigkeit, die man Tanga nennt, und dachte vor sich hin. Ich wollte nicht einmal wissen, was sie dachte. Ich war heilfroh, daß ich keine Kopfschmerzen hatte und die Wunden nicht brannten. Ich hatte mich vor meine geliebte Mauer gelegt und beobachtete Fritz. Fritz hockte in einer Steinspalte fünf Zentimeter über der Erde und betrachtete mich oder die Welt oder das Spinnennetz drei Zentimeter vor seinen lustigen trägen Glubschaugen. Sein Kehlsack pumpte regelmäßig und gelassen, und zuweilen sah er aus, als mache er sich über mich lustig. Vielleicht amüsierte ihn auch meine Sonnenbrille, die ich tragen mußte, weil mein Blick ständig flackerte. Naumann hatte gesagt, eine Sonnenbrille sei notwendig, damit das angeschlagene Auge geschont werde. Die Sonnenbrille gehörte Elsa, ich habe nie eine besessen. Das Telefon und einen Radioapparat hatte ich auf den Gartentisch gestellt. Ich hörte meinen Lieblingssender WDR 2, in dem man noch denken und das Gedachte sagen darf, wenn man einwandfrei meschugge ist. Irgendwer sprach mit irgendwem über die drohende Überalterung der Lehrer an den Schulen Nordrhein-Westfalens, und ich war von Herzen froh, daß ich nicht bei Greisen in die Schule gehen mußte. So tropfte

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