Eifel-Bullen: Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)
Polizeibeamten Zeugnisse hinterlassen hatten. Zum Beispiel in Computern oder in Notizen oder in einer Unterlage, die so ähnlich aufgebaut ist wie ein Tagebuch. Oder in schriftlichen Unterlagen, die genauso aussehen wie eine Bilanz, die aber nicht von allen Menschen gelesen werden können.
Konnte es einen Menschen geben, bei dem alle diese Geschäfte zusammenliefen? Konnte ein Mensch alle derartigen Geldströme steuern? Sehr unwahrscheinlich. Ging es also um eine Gruppe von Leuten, die, getrennt nach Branchen, Gelder verschwinden ließen? Sie hätten diese Geldströme so verschleiern müssen, dass das Geld gewaschen wurde, legal wurde. Wohin verschwanden alle diese Gelder? Sie verschwanden dorthin, wo alle Gelder angeblich legal sind, wo alle Gelder frei fließen – also zum Beispiel in einen Hedge-fonds. Davon gab es permanent auf diesem Planeten mindestens neuntausend, die über geschätzte neun Billionen Euro verfügten. Die wiederum tauschten Gelder nach Absprache aus, und diese Gelder waren dann wiederum nicht einwandfrei festzustellen, man hatte ihre Herkunft verschleiert. Man hat schon mexikanische Drogengelder in höchst ehrbaren europäischen Deponien festgestellt, zum Beispiel in Schottland.
Hör auf, mein Freund, das führt zu nichts. Wenn du jetzt, am Ende dieser flüchtigen Gedankenkette, feststellst, dass zwei biedere Streifenpolizisten in der Eifel auf solch ein Durcheinander stoßen und es in die Gefahr der Entdeckung bringen, dann gerätst du selbst in die Gefahr, aus einer geradezu unwahrscheinlichen Mücke einen irrealen Elefanten zu machen. Lass das sein, da reicht deine Fantasie nicht, da warst du nicht dabei.
Dann schoss mir eine Bemerkung durch den Kopf, die jemand von der Mordkommission gemacht hatte. Angeblich saß Gaby Schirmer stundenlang vor dem PC, um Ausschau zu halten nach Leuten, die Luxusautos klauten, umfrisierten und dem Besteller irgendwo in der Welt vor die Tür stellten. Die Mordkommission hatte im PC der Gaby Schirmer nichts dergleichen gefunden. Keine Notizen, keine Tagebücher, keine schriftlichen Quellen. Was also sollte das Theoretisieren bringen, außer Verwirrung?
Konnte es nicht sein, dass die beiden Polizeibeamten mit vielen Unterbrechungen und Verzögerungen zueinander fanden und nichts anderes wollten, als ihre Liebe zu leben? Und sofort tauchte erneut die alles überragende Frage auf: Warum hatte irgendjemand sie dann erschossen? Etwa die Ehefrau des Toten, die verwirrte und zutiefst enttäuschte Nicole Walbusch?
Und warum war Samba auf seinem Motorrad erschossen worden? Konnte es nicht sein, dass etwas an dem schrecklichen Bild nach seinem brutalen Tod auf dem nächtlichen Eifelacker fehlte? Konnte es nicht sein, dass er auf seinem Motorrad einen Koffer mit Geld bei sich hatte? Konnte es denn nicht sein, dass er fünfzigtausend oder hunderttausend Euro transportierte, von denen die Mörder wussten? Sie erschossen ihn, nahmen das Geld und verschwanden. Konnte das sein?
Ich rief Rodenstock an.
»Ich habe darüber nachgedacht, dass Samba, als er in der Nacht erschossen wurde, Gelder transportierte. Dass genau das der Grund für seine Tötung gewesen sein könnte. Ist das untersucht worden? Gab es zerrissene Spanngurte oder irgendwelche mit Instrumenten geöffneten Behälter oder so was?«
»Sie haben noch keine genauen technischen Hinweise, aber selbstverständlich wird das untersucht. Du kannst mich sowieso abholen. Da ist ein Gymnasiast verschwunden. Einer, der wahrscheinlich Crystal genommen hat.«
»Hast du an Timo Walbusch gedacht?«
»Habe ich sofort. Der ist nicht in Waldkönigen, sein Vater weiß nicht, wo er ist. Er ist auf seinem Handy nicht erreichbar.«
»Ich komme sofort.«
Dann mussten meine Tiefkühlpizze eben den Eifeler Sommer in meinem Kofferraum überstehen, oder ich konnte sie entsorgen. Wenn das mit Timo Walbusch ein paar Stunden dauerte, konnte ich eine Menge meines Einkaufs entsorgen.
Ich beeilte mich, fuhr die Waldstrecke nach Nohn, bog dann scharf nach links ab und kam über die Ahbachstrecke wieder nach Heyroth.
Rodenstock wartete schon. »Was denkst du, wohin sollen wir fahren?«, fragte er.
»Zu dem Vater, zu Wolf Walbusch«, antwortete ich. »Wenn überhaupt jemand eine Ahnung hat, dann er. Und was ist das für ein Gymnasiast, der verschwunden ist? Steig ein, wir müssen los.«
»Ein merkwürdiger Fall, aber vielleicht einer, der genau passt.« Er zog seine Tür zu, und ich gab Gas.
»Es handelt sich um einen
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