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Eifel-Connection

Titel: Eifel-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Teufel, was er darin transportierte, die Fenster waren dunkel wie die Nacht.
    Ich überlegte, wie man das Bauernehepaar für zwei Stunden aus der Welt schaffen könnte, gab aber bald auf, weil mir keine Lösung einfiel. Auf der anderen Seite war ich unruhig, weil so viele Fragen ohne Antwort waren, weil wir so vieles noch nicht wussten.
    Ich rief also Emma an, um ihr von dem nächtlichen Plan zu berichten, und sie sagte aufgeregt: »Du könntest eigentlich herkommen, Baumeister. Ich habe Besuch von meinem sehr netten Bankberater.« Das »sehr netter Bankberater« klang wie ein Triumphgeheul.
    »Etwa der Jammerjunge?«
    »Ja. Genau.«
    Also machte ich mich auf den Weg nach Heyroth. Das war tröstlich: Irgendetwas lief immer, irgendwie ging es immer weiter.
     
    Der Jammerjunge war einwandfrei ein solcher. Er trug sein Haar mittellang, hatte rechts einen Scheitel wie mit dem Lineal gezogen und links einen Vorhang von mittelbrauner, stark glänzender Mähne, die ihm allerliebst in einem adretten Bogen vor dem linken Auge hing. Er trug ein Jackett in Pfeffer und Salz, ein etwas schlabbriges, weißes Hemd, eine Krawatte, die nackte Frauen in Umrissen zeigte, und eine herkömmliche, blaue Jeans. Er stand ruckartig auf, als ich mich näherte, ließ seine rechte Hand nach vorn schnellen, um mich zu begrüßen, und murmelte ganz sanft seinen Namen, den ich nicht einmal annähernd verstehen konnte. Vielleicht war er zweiundzwanzig, vielleicht fünfundzwanzig, auf jeden Fall hatte er die makellose Haut eines Babys.
    »Herr Baumeister ist ein lieber Freund des Hauses und darf ruhig alles von dem wissen, was wir beide hier besprechen.« Emma säuselte, sie hatte ihn längst so komplett eingewickelt, dass er es vermutlich erst in zwei Jahren merken würde. So gesehen war er ein ideales Opfer. Vor sich hatte er einen Tee, an dem er von Zeit zu Zeit zögerlich nippte.
    »Also, es geht darum«, erklärte mir Emma gekünstelt, »dass Herr Heisenmann der Meinung ist, man könne durchaus und beruhigt wieder in Fonds einsteigen. Erfreulicherweise ergeben sich sowohl am englischen, wie auch am saudi-arabischen Markt erstaunliche Einstiegsmöglichkeiten.«
    »Du lieber Gott, nicht schon wieder Fonds!«, sagte ich mit deutlichem Ekel in der Stimme. »Unsere Frau Bundeskanzlerin hat ja erklärt, die Deutschen hätte die große Krise erstaunlich schnell gemeistert. Aber das stimmt nicht, wir haben nur die Banken gerettet, sonst nichts.«
    »Also, da würde ich Ihnen widersprechen wollen«, sagte Herr Heisenmann energisch. »Wir, also die Banken, haben das erstaunlich fest im Griff. Was Neues in Richtung Krise sehen wir nicht.«
    »Das habt ihr beim letzten Mal auch nicht«, murmelte ich wegwerfend. »Geht es denn um viel Geld?«
    »Erst einmal nur um Beratung«, stellte Herr Heisenmann fest. »Und es ist Frau Rodenstock vollkommen freigestellt, auch andere Anbieter anzuschauen.«
    »Da sind wir aber froh«, sagte ich.
    »Und stell dir vor«, säuselte Emma weiter, »wir haben auch über die Frage gesprochen, wie denn all die armen Landwirte in der Eifel durch die mageren Zeiten kommen.«
    »Na ja, man sprach von einer Vernichtung der Kleinbauern«, sagte Herr Heisenmann. »Aber das war vor meiner Zeit.«
    »Welche Bauern sind denn übrig geblieben?«, fragte ich.
    »Nur die großen«, sagte er wegwerfend, als lohne es sich nicht, über die zu reden. »Sie sind mit den Subventionen in andere Sphären aufgestiegen, aber die Lage bleibt nach wie vor schwierig. Es gibt ein paar, die durch Zupachtung und Kauf viel Acker dazugenommen haben, aber die haben andere Ziele. Die bauen Mais und Weizen an, damit die Energiewirtschaft beliefert werden kann, also das sind kleine Fabriken.«
    »Und so Leute wie die Jaax bei euch in Hillesheim? Betrieb mit über hundert Milchkühen. Wie geht es denen?«
    »Also, gut, würde ich mal sagen. Wenn sie gut wirtschaften, durchaus gut. Aber für Besonderes bleibt da nichts mehr. Nun hat sich ja der Jaax vor vier Jahren die neue Scheune gebaut, voll klimatisiert mit allem Drum und Dran. Aber das Ding war sehr teuer …«
    »Wieso denn eine Scheune voll klimatisiert?«, unterbrach Emma mit einem nicht ausgesprochenen aber deutlichen »Huch«.
    »Na ja, das ist ein Spezialfall. Er lagert sehr viel Kraftfutter, verkauft auch an die anderen. Also, ich sage mal, er müht sich. Aber es bleibt viel Arbeit, und Gott sei Dank haben sie auch keine Kinder, da lässt sich das schon machen. Wir haben die Investition lange

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