Eifel-Connection
Industriegebieten gesucht, lieber aber noch Scheunen in Bauernhöfen, weil dort der Normalverbraucher einfach nicht auf die Idee eines Warenlagers kommt. Und wenn Sie mich fragen, warum dieses Lager in Hillesheim so außerordentlich günstig scheint, dann deshalb, weil ein Truck, also eine Zugmaschine mit Auflieger, schnurstracks die schmale Bahn in diese Halle fahren kann, um nach Ent- oder Beladung auf der anderen Seite wieder auszufahren. Dauer des sichtbaren Vorgangs nicht mehr als jeweils zwei bis drei Minuten - so lange wie die Fahrt von der Bundesstraße zum Bauernhof braucht. Mitten in der Nacht fällt so etwas überhaupt nicht auf. Haben Sie noch Fragen?«
»Ja, ungefähr zweitausend. Alkohol ist doch nicht das einzige Schmuggelgut, oder?«
»Nein. Deshalb meine Erwähnung der Schweine. In China produzierte, gefälschte, europäische Zigarettenmarken unter Tarnladung sind ebenso dabei wie Hundert-Liter-Fässer Bier, englisches Bier, gefälscht in China. Aber leider auch weiche und harte Drogen. Und in dieser Hinsicht kann ich in unserem Fall nur hoffen, denn Drogen wären gar nicht gut. Drogen weisen immer auf eine bewaffnete Gruppe hin, also eine heiße Organisation. Sie sollten aber auf jeden Fall nicht vergessen, dass diese Schmuggler eine rüde Bande sind, die vor keiner Gewalt zurückschrecken wird. Jeder, der teilnimmt, verdient, und jeder verteidigt diesen Verdienst ziemlich brutal. Es kommt hinzu, dass die Paten in diesem Gewerbe durchaus mit Mafiabossen verglichen werden können. Sie sind höflich, herzlich und zuvorkommend, wirken wie die Chefs von Tanzschulen, aber sie werden Sie töten, falls nötig. Sie sehen hier nur das harmlose, bäuerliche Ehepaar aus der Eifel, aber Sie sollten nicht vergessen, dass die zu jeder Zeit einen Notruf losschicken können. Und dann haben wir hier einen Kleinkrieg.«
»Was heißt Notruf, was heißt Kleinkrieg?«, warf ich ein.
»Einfach zu beantworten. Wenn das Lager so umfangreich ist, wie wir annehmen, dann kommt der Punkt, an dem wir uns darauf einstellen müssen, dass die Hintermänner auftauchen. Wenn also das Ehepaar Jaax aus irgendeinem Grund beobachtet wird, meistens aus höchstem Misstrauen, dass die Halle nicht mehr sicher ist, telefoniert man mit irgendeiner entscheidenden Stelle, man löst den Notruf aus. Der Notruf besteht aus einem einzigen Wort. Die Regel ist, dass dann in den darauf folgenden Stunden ohne Rücksicht auf die Tageszeit das komplette Lager geräumt wird, dass also Lkw nach Lkw auftaucht, um beladen wieder zu verschwinden. Dann tauchen auch Sicherungsleute auf dem Bauernhof auf, die diese Transporte und die Halle absichern. Das sind ziemlich gefährliche Leute, wie Sie sicher verstehen werden. Die fackeln nicht lange.«
»Was wäre denn für Sie der beste, der ideale Weg, um die Sache aufzulösen?«
Er lachte laut auf: »Der ideale Weg? Wenn das Ehepaar mich auf den Hof einlädt, mir Streuselkuchen und Kaffee serviert, und uns alle beteiligten Personen nennt, vor allem die, die die ganze Sache finanzieren. Aber die wird das Ehepaar gar nicht kennen. Ideal für mich wären etwa zwei Stunden Zeit.« Er trank von dem Kaffee. »Ich brauche etwa eine Stunde für das Wohnhaus, weil ich da eventuell an die Steuerung der Halle kommen kann. Ich könnte auch sehen, ob die etwas auf dem Computer haben, was das Lager betrifft. Für die Halle brauche ich bei der Größe etwa eine weitere Stunde, um die Ladung zu sichten. Und erst danach können wir uns um die Organisation kümmern, die dahintersteckt. Ich gehe einmal davon aus, dass Sie mir möglicherweise helfen können, diese Bauern für zwei Stunden abzulenken. An allen anderen Aktionen kann ich Sie nicht teilnehmen lassen. Das widerspräche streng meinen gesetzlichen Aufgaben und Pflichten.«
»Moment, P-2, so geht das nicht. Ich recherchiere einen Fall mit drei Toten. Ich entdecke und recherchiere eine merkwürdige Halle auf einem Bauernhof. Und jetzt kommen Sie und sagen mir, ich soll mich raushalten. Ich werde meine Recherchen nicht unterbrechen. Teilnehmen will ich ja gar nicht, ich will nur dabei sein.«
»Das hat der Alte mir so gesagt, er hat das vorausgesehen«, grinste er ganz unverkrampft.
»Und? Erteilen Sie mir jetzt Berufsverbot?«
»Nein, das tun wir nicht. Aber wir möchten uns versichern, dass wir immer genau wissen, wen und was Sie gerade recherchieren. Dass also die Notwendigkeit besteht, sich abzusprechen, abzustimmen, um kein unnötiges Risiko einzugehen.
Weitere Kostenlose Bücher