Eifel-Feuer
Möglichkeit, das ganze Anwesen in die Luft zu jagen. Das wäre natürlich schrecklich, weil dann auch die Katzen nicht überleben würden. Hat man Ihnen gesagt, wann der Hubschrauber mit dem Geld kommt?«
»Ja. Sie müssen erst die halbe Million Dollar in kleinen Scheinen einsammeln. Morgen früh kommt der Hubschrauber.«
»Das ist gut«, sagte er trocken. »Mir ist es nämlich langweilig hier.«
»Darf ich Dinah noch einmal anrufen?« fragte ich.
»Selbstverständlich. Dagegen ist nichts einzuwenden. Ich hoffe allerdings, daß Sie nicht so dumm sein werden, ihr Mut zu irgendeiner Aktion zu machen.« Er machte eine kurze Pause. »Das hätte den Tod Ihrer Frau zur Folge, mein Freund.«
»Das weiß ich doch, Cottbus.« Ich mühte mich um einen leichten Ton, und ich wußte, daß mir das nicht gelang. »Darf ich noch eine Frage stellen?«
»Nur zu«, gestattete er jovial, und ich konnte buchstäblich sehen, wie er lächelte.
»Ich frage mich die ganze Zeit, warum Sie auch Ihren Chef getötet haben, den BND-Meier?«
Er war verblüfft. »Wieso fragen Sie mich das? Das war nicht meine Idee, das war ein Auftrag. Sie wissen doch, daß Meier ein Mann des Generals war. Oder wußten Sie das etwa nicht?«
»Jetzt weiß ich es. Und wer gab Ihnen den Auftrag?«
»Das werde ich niemals preisgeben«, sagte er flach. »Niemals.«
»Vielen Dank, daß Sie mit mir gesprochen haben, Cottbus. Das war sehr fair.«
»Selbstverständlich«, sagte er höflich. »Und noch etwas, Herr Baumeister. Sie können versichert sein, daß ich Ihrer Frau nichts zuleide tue. So etwas könnte ich gar nicht, so ein Schwein kann ich gar nicht sein. Sie wissen schon, was ich meine.«
»Ich weiß, was Sie meinen. Danke.«
»Hm«, machte er unbestimmt und unterbrach die Verbindung.
Die Tür öffnete sich, und Rodenstock sagte: »Das hast du verdammt gut gemacht. Sie ist wirklich eine Mordsfrau, oder?«
»Ja, das ist sie. Aber ich glaube, sie schauspielert ganz schön. Es geht ihr die Muffe, aber sie gibt es nicht zu.«
»Komm, laß uns Spazierengehen oder sonst irgend etwas machen. Jetzt findet ohnehin nichts mehr statt bis morgen früh.«
»Weißt du, ob sie in der Nacht angreifen werden?«
»Nein«, sagte er. »Sie sagen mir nichts. Aber sie werden nicht angreifen, weil Cottbus noch viel zu lebhaft ist. Er ist noch nicht im geringsten müde, und er beherrscht den Sekundenschlaf.«
»Was ist das denn?«
»Das hat etwas mit dem autogenen Training zu tun«, erklärte Rodenstock. »Er beherrscht das so perfekt, daß er sich zu jeder Zeit in Schlaf versetzen kann. Für Sekunden, wenn es sein muß. Und er wacht dann erfrischt auf. Es wird sehr schwer sein, den Mann müde zu machen. Jetzt wissen wir aber wenigstens, warum Meier sterben mußte. Ich vermute, daß Meier nicht nur sterben mußte, weil er ein Gefolgsmann des Generals war, sondern auch, weil er plötzlich entdeckte, was sein liebster Kumpel Tom Becker für ein Netz aufgebaut hatte, um den General auszuschalten.«
»Laß mich mit dem Scheißfall in Ruhe, Rodenstock. Ich möchte allein sein, ich will Spazierengehen.«
»Selbstverständlich«, haspelte er. »Kein Problem. Du gehst spazieren, und ich höre mich ein bißchen unter den Jägern um. Wir schaffen das schon, glaub mir, wir schaffen das schon.«
»Hör auf mit diesem Ohrenschmalz«, sagte ich wütend und ging los. An meinem eigenen Haus konnte ich nicht vorbeilaufen, dort standen zwei Zivilisten und wußten nicht genau, ob sie mich grüßen sollten oder nicht. Sie waren verlegen, und der Kleinere von ihnen sagte schließlich: »Keine Angst, Herr Baumeister, das schaffen wir schon.«
»Das habe ich schon mal gehört«, knurrte ich. Es war jetzt drei Uhr nachmittags. Wann immer der Hubschrauber einfliegen würde, es waren noch tausend Ewigkeiten bis dahin. Ich hatte Angst vor dieser Nacht, panische Angst.
Ich ging an dem kleinen Brunnenplatz vorbei die schmale Dorfstraße Richtung Bongard hoch. Auf der rechten Seite saß ein alter Mann auf den Treppenstufen vor seinem Haus und flocht einen Korb. Er sah mich und murmelte mit einem schiefen Grinsen: »Ist ja ziemlich viel los, was?«
»Es ist ziemlich viel los«, nickte ich.
»Tut ja wohl weh, wenn die Frau da drin ist.«
»Das tut weh«, sagte ich und blieb stehen. »Woher wissen Sie das?«
»Tja«, grinste er wieder. »Man hört ja so manches. Soll ja ein Verrückter sein. Oder ist er nicht verrückt?«
»Das wissen wir nicht genau.«
Er steckte einen Weidenzweig durch
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