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Eifel-Feuer

Eifel-Feuer

Titel: Eifel-Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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rechnen nicht damit. Aber die Möglichkeit ist nicht auszuschließen, oder? Wir müssen vor allem wissen, ob Schmerzmittel im Haus sind oder Mittel, die betäubend wirken. Was ist in der Hausapotheke, haben Sie eine Hausapotheke?«
    »Wir haben eine. Da ist ASS drin, also ein leichtes Schmerzmittel. Dann Pflaster und Hamamelissalbe. Mehrere Sorten Brausetabletten, Vitamin C, Magnesium, Calcium und so etwas. Dann Talcid, das ist was gegen Übersäuerung des Magens. Dinah hat damit zu tun.«
    »Mir fällt noch etwas ein«, mischte sich Rodenstock ein. »Mir ist Valium verschrieben worden. Kapseln zu je 20 Milligramm. Ich habe die Dose in die Hausapotheke gestellt.«
    »Sonst noch was?« fragte Trautwein.
    »Sonst nichts«, sagte ich.
    Er gönnte mir keine Sekunde Ruhe. »Dann Ihre Lebensgefährtin. Wie beurteilen Sie ihren nervlichen Zustand?«
    »Ziemlich gut, würde ich sagen. Sie kann sich wegen Kleinigkeiten mächtig aufregen. Aber wenn die Situation ernst ist, hat sie Nerven wie Drahtseile.«
    »Rodenstock, was glauben Sie? Ist das so?«
    »Ja«, nickte Rodenstock.
    »Nehmen wir an, wir stürmen. Würde sie das Richtige tun? Würde sie sich einfach auf den Boden werfen und liegenbleiben? Oder würde sie versuchen wegzulaufen?« Er sah mich an.
    »Ich weiß es nicht. Sie ist so selten gekidnappt worden.«
    Er starrte mich einen Moment lang verblüfft an, wollte zornig werden, mußte jedoch lächeln. »Dämliche Frage, ich weiß. Rodenstock, was sagen Sie?«
    »Ich denke, sie würde sich in eine Ecke werfen, den Kopf unten halten und warten. Sie hat ein gutes Instinktverhalten.« Er sagte es so stolz, als habe er es ihr antrainiert.
    »Noch etwas, Herr Baumeister, dann sind Sie erlöst. Haben Sie und Ihre Lebensgefährtin so etwas wie eine Zeichensprache? Können Sie sich verständigen, ohne ein Wort miteinander zu wechseln?«
    »Nein. Wollen Sie stürmen?«
    »Wir wissen es noch nicht. Also, Sie haben keine Zeichensprache?«
    »Nein. Wer hat denn schon so was? Das ist doch idiotisch.«
    »Nicht immer«, murmelte Rodenstock sanft.
    »Tut mir leid«, sagte ich. »Meine Nerven lassen nach.«
    »Das ist nicht weiter verwunderlich«, sagte der Mann namens Trautwein. »Neben Ihnen sitzt ein Doktor.«
    Ich drehte mich nach links, der Arzt war bestenfalls 28 Jahre alt. »Was soll das? Ich brauche keinen Arzt.«
    »Ich wäre da nicht so sicher«, sagte der Arzt. Er betrachtete mich mit dem Interesse eines Wissenschaftlers für eine neue Käfersorte.
    »Ich brauche keine Hilfe«, wiederholte ich.
    »Ich kann Sie dazu zwingen«, stellte er fest. »In Fällen wie diesen muß das manchmal sein.«
    »Er ist okay«, warf Rodenstock schnell ein.
    »Er ist durchaus nicht okay«, sagte der Arzt. »Die Belastung ist ungeheuer hoch.«
    »Scheiße, Mann«, schrie ich. »Da drin ist meine Frau mit einem ... mit einem Tier. Soll ich vielleicht reingehen und dem Tier Zucker in den Arsch blasen?«
    »Nein.« Der Arzt schüttelte ernsthaft den Kopf.
    »Na also«, murmelte ich. »Und dreschen Sie keine Allgemeinplätze mehr, das tut meinem Hirn weh.«
    »Nicht so hart, Baumeister«, sagte der dritte Mann. »Der Psychologe bin ich. Und ich sage, Sie könnten durchaus etwas nehmen, was Sie zumindest beruhigt. Einverstanden?«
    »Und das Zeug läßt mich nicht einschlafen? Macht mich nicht besoffen?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Wenn Sie mich bescheißen, reiße ich Ihnen die Eier ab«, sagte ich. »Gut, ich nehme das Zeug.«
    Der Arzt schob mir zwei Tabletten zu, der Psychologe goß etwas Wasser in ein Glas und reichte es mir.
    »Sie können sich denken, daß wir jedes Fenster Ihres Hauses unter Kontrolle haben. Wir haben Spezialoptiken, mit denen wir auch in dunkle Zimmer hineinsehen können. Wieviel Katzen haben Sie?«
    »Zwei. Paul und Momo.«
    »Das kann nicht sein. Junge Tiere?«
    »Ausgewachsen. Jung ja, aber ausgewachsen.«
    »Das kann auch nicht sein«, murmelte Trautwein. »In Ihrem Haus sind mindestens vier Katzen. Ich sage mindestens.«
    »Völlig unmöglich«, meinte Rodenstock verwirrt.
    Ich überlegte: »Sämtliche Kellerfenster sind zu. Es kann sein, daß Momo und Paul Besuch kriegen von den Katzen aus dem Dorf, aber ...«
    Trautwein griff in einen Pappkasten und warf mir zwei Schwarzweißfotos auf den Tisch. Sie zeigten Dinah am Fenster ihres Zimmers im ersten Stock. Vor ihr saßen Momo und Paul und neben ihnen zwei kleine Katzenkinder, nicht größer als mein Handteller.
    »Sie muß sie mitgebracht haben«, sagte ich

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