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Eifel-Feuer

Eifel-Feuer

Titel: Eifel-Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Schritt vor. »Wir danken Ihnen sehr für Ihre Ausführungen, Herr Baumeister. Und nun wollen wir Sie nicht mehr aufhalten. Falls jemand aus unserer Mitte noch Fragen an Sie hat, was ich ganz allgemein für ausgeschlossen halte, so haben wir ja sicherlich Ihre Adresse. Im übrigen, mein Lieber: Totale Nachrichtensperre!« Er nickte mir fast freundlich zu, ein kleiner, kugeliger Mann um die Fünfzig, der seinen dünnen grauen Haarschopf sorgsam rund um den Schädel drapiert hatte. Das machte ihn so mild wie einen Nikolaus. Artig wiederholte er: »Wir wollen Sie jetzt wirklich nicht mehr aufhalten.« Dann klatschte er in die Hände, drehte sich zur Schar seiner Mitbrüder und gab laut und vernehmlich die Parole aus: »An die Arbeit, meine Herren.«
    Normalerweise hätte ich jetzt irgend etwas Unartiges gesagt, beispielsweise nach dem Namen des Dicken gefragt. Aber ich schwieg, weil ich wußte, daß dies die hochkarätigste Versammlung von Geheimdienstleuten war, die ich jemals im Leben gesehen hatte. Ich schwieg, weil man bei diesen Leuten nur eine Chance hat, niemals eine zweite.
    Im Verkehr mit Bürgern minderer Qualität nuscheln diese Leute gern, sie kämen »vom Ministerium«, sagen aber nie, von welchem. Leute vom Verfassungsschutz oder vom Bundesnachrichtendienst lassen gelegentlich leutselig fallen, sie stünden in irgendeiner Verbindung zum Innenministerium in Bonn, aber mehr sagen sie nie. Es hat sich eingebürgert zu behaupten: Ich bin vom Amt in Bonn, oder ähnliches. Nie nennen sie ihre Namen, zumindest nicht den richtigen. Und so ist es unmöglich, sie zu identifizieren oder gar anzurufen. Sie suhlen sich geradezu in ihrer Anonymität und sind für Psychiater ein fester, beständig wachsender Kundenstamm.
    Ich ging um die Hausecke zurück zur Giebelseite hin. Sie sollten sehen, daß ich diskret und zuvorkommend sein kann.
    Gerlach und Heike Schmitz hatten sich ebenfalls dorthin zurückgezogen.
    Halblaut murmelte Gerlach: »Eigentlich müssen Sie jetzt abhauen, der Bundesnachrichtendienst will das so. Aber niemals lassen sich so kleine Beamte wie wir von ihren sehr strengen Vorschriften abbringen. Und eine dieser Vorschriften besagt: An einem Tatort darf nicht das Geringste verändert werden. Daher können Sie sich nicht in Ihr Auto setzen und einfach verschwinden. Hier darf nichts bewegt werden, bis die Mordkommission mit den Spurenspezialisten aufkreuzt.« Dabei lächelte er breit.
    »Das macht mir gar nichts, eigentlich habe ich Zeit. Ich will nur neuen Tabak tanken und ein paar Pfeifen aus dem Wagen holen, wenn es recht ist.«
    »Ist recht«, entschied die Schmitz.
    Ich hockte mich in mein Auto und klinkte zunächst ein Superweitobjektiv in die Nikon und legte einen Kodak high speed ein. Dann legte ich ein neues Band in das Aufnahmegerät und verstaute beides in den Westentaschen. Folgten ein paar Pfeifen und der Tabaksbeutel, und ich konnte darangehen, freiberuflich tätig zu werden. In diesem Fall bedeutete das, so zu tun, als täte ich nichts.
    Ich schlenderte den Waldweg in Richtung Wiese im Tempo eines Touristen, der beliebig Zeit hat. Ich fotografierte die Hubschrauber aus der Hüfte, drehte mich und ging langsam zurück. Im Vorbeigehen nahm ich den Streifenwagen samt der Besatzung auf. Dann stopfte ich mir eine Pfeife und schmauchte gemütlich vor mich hin, wobei ich mich wieder der Heike Schmitz und dem Gerlach näherte.
    »Das kann ja scheinbar unheimlich lange dauern«, sagte ich nebenbei.
    »Wie immer bei so was«, nickte Gerlach.
    Ich bummelte hinter das Haus und fotografierte die beiden Autos des Generals und die Nummernschilder. Dann erreichte ich die kleine Terrasse vor den Fenstertüren und setzte mich so auf einen der Gartenstühle, daß ich in das Haus hineinsehen konnte.
    »An die Arbeit, meine Herren«, hatte der kleine kugelige Dicke gesagt.
    Wenn sie das, was sie in dem Haus taten, als Arbeit bezeichneten, sollte ich schleunigst den Beruf wechseln. Es machte den Anschein, als sei ein Haufen mittelmäßig erfolgreicher Geschäftsleute zu einem Klassentreffen zusammengekommen. Die meisten schienen schlicht miteinander zu klatschen, zumindest vermittelten sie den Eindruck. Vielleicht erzählten sie auch vom letzten Kegelabend. Sie hatten sich zu dritt oder viert zusammengehockt und saßen auf sämtlichen verfügbaren Stühlen, Sesseln und auf der Wendeltreppe. Gelegentlich betrachteten sie mißbilligend die Leiche des Generals, als störe er wirklich.
    Gerlach erschien neben mir und

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