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Eifel-Feuer

Eifel-Feuer

Titel: Eifel-Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Bundesnachrichtendienst, der Verfassungsschutz, der ich weiß nicht was ...«
    Müde ergänzte er: »... oder meine Leute von der CIA, die vom Geheimdienst der NATO, die von der Dachgruppe der NSA in Washington. Aus dem Kanzleramt ist auch wer da und vom Innenministerium auch. Das sind acht Parteien. Die würfeln jetzt, wer genügend Leute hat, um die Sache hier federführend aufzuklären.«
    »Sieh mal an, Sie sind von der CIA? Aber Sie sind doch Deutscher, oder?«
    »Da bin ich auch stolz drauf. Die CIA hat in Deutschland ein paar Deutsche auf der payroll – schon wegen der Sprache. Genug Leute hat nur der BND, und im Grunde ist das auch jedem klar. Aber sie machen immer dieses Spielchen, damit es nach Demokratie und freier Mehrheitsentscheidung aussieht. Ich nenne das immer Demokratur.«
    »Das muß ich mir merken, das ist ja irre treffend. Kann ich das zitieren?«
    »Klar können Sie das, solange Sie es nicht von mir haben.« Der junge CIA-Mann grinste schwach.
    »Der BND wird es also machen, weil er fürs Ausland zuständig ist und der General in Brüssel stationiert war?«
    »So isses«, entgegnete er melancholisch. »Aber ganz klar werden wir alle versuchen mitzumischen. Das ist so üblich, auch wenn es keiner wahrhaben will. Sie kennen das vermutlich ja.«
    »Das kenne ich«, stimmte ich zu. »Was sagen Sie als Fachmann? Hat die Sache einen privaten Hintergrund, oder ist sie beruflich bedingt?«
    »Ich schließe aus zwanzig Schuß neun Millimeter Maschinenpistole irgendeinen privaten Krieg. So geht doch kein Profi vor, oder?«
    »Sehr richtig«, nickte ich. »Dieser kleine Dicke mit dem schütteren Haarkranz, ist der vom BND?«
    »Ja. Mein Gott, das muß doch frustrierend für Sie sein, kein Wort veröffentlichen zu dürfen.«
    »Das ist es«, seufzte ich zustimmend. »Sind Sie irgendwo erreichbar?«
    Er lachte mich an und schüttelte den Kopf. »Bin ich nicht. Ich bin noch in der Ausbildung, und zur Zeit werde ich in Zielfahndung trainiert.«
    Natürlich wollte ich fragen, was denn Zielfahndung sei, aber ich ließ es sein, denn etwas mußte offenbleiben, für den Fall, daß ich ihn erneut traf.
    »Danke für die Hilfe, Kumpel«, sagte ich und stand auf. Ich kämpfte mich über die Wendeltreppe nach unten.
    Der kleine Dicke schoß auf mich zu. »Sie werden sich doch an die Nachrichtensperre halten, mein Lieber? Sie werden kein Wort über die Angelegenheit verlieren?«
    »Sie bitten mich, zu verschweigen, daß ich hier die Leiche des Generals gefunden habe?«
    »Genau das«, sagte er dankbar.
    »Das haben wir aber nicht so gerne«, murmelte ich.
    »Es ist mir auch nicht angenehm, mein Lieber. Aber ich verlasse mich darauf.«
    »Bitte, nennen Sie mich nicht immer ›mein Lieber‹. Ich bin kein Mitglied in Ihrem Verein.«
    Er sah mich an, und seine wässerig blauen Augen strahlten unentwegt. »Mein Lieber, wenn Sie Ihre Schnauze nicht halten, reiße ich Ihnen persönlich die Eier ab.« Dann drehte er sich um und ging zur Konferenz der Leitenden zurück.
    Ich stand da in diesem Haufen vollkommen wildfremder Männer und kam mir sekundenlang sehr verloren vor. Es ist eben nicht alltäglich, von einer solch freundlich vorgebrachten Drohung getroffen zu werden. Deshalb sagte ich aus vollem Herzen leise, aber vernehmlich: »Arschloch!«
    Dicht neben mir begann ein hagerer ältlicher Mann zu kichern. Seine Augen waren schmal und geschwungen wie die einer Echse und wirkten so hart wie Stein. Sein Mund war ein gerader, blutleerer Strich.
    »Sehr schön!« lobte er mich. »Wirklich treffend formuliert. Er kriecht dauernd irgendwelchen Leuten bis zum Anschlag in den Hintern, und wir müssen ihn suchen.«
    Merkwürdig war, daß er dabei nicht lachte, nicht einmal bissig-fröhlich war. Er legte den Kopf schief, sah mich aus seinen Steinaugen an und setzte hinzu: »Das, was mein Chef ist, wird auch Zuckerstückchen genannt.«
    »Wie schön für ihn«, gab ich zurück. Er war also auch vom BND. Und da ich sichergehen wollte und nicht genau wußte, ob ich später nicht einmal Zeugen brauchte, schlängelte ich mich zwei Meter weiter, drehte mich und fotografierte den älteren Mann aus der Hüfte. Zuweilen ist es wirklich so, wie Versicherungen behaupten: Vorsorge ist die schönste Sorge.
    Ich kehrte auf die kleine Terrasse zurück. Gerlach hatte seine Frontstellung verlassen, war entschwunden. An seiner Stelle stand dort Heike Schmitz und rauchte eine Zigarette. Sie fragte: »Haben Sie was erfahren?«
    »Eigentlich nicht,

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