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Eifel-Feuer

Eifel-Feuer

Titel: Eifel-Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Journalist fühlt sich absolut hilflos. Ich finde es schrecklich brutal.«
    »Und Sie wollten wirklich nichts Dienstliches von ihm?«
    »Nein. Hier in der Eifel sind wir total privat.«
    »Bei uns auf Sylt auch«, sagte ein zweiter Mann affektiert. Er trug zwei gewaltige Hauer im Oberkiefer, die Bonner Version von Bugs Bunny.
    Ich fing an zu arbeiten, wobei ich glaube, das erläutern zu müssen. Es gibt Männerrunden, die ein gut arbeitender Journalist gern im Foto sehen möchte. Nicht etwa, um das Foto zu veröffentlichen, sondern um beweisen zu können, daß XY und AZ auch da waren. Ich war es mir also schuldig. Während das Tonband lief und alles aufnahm, was um mich her geredet wurde, zog ich die Kamera aus der Westentasche und legte sie auf den Tisch. Bugs Bunny hauchte entsetzt: »Um Gottes willen, keine Fotos!«
    Nun hatte ich aber schon sucherlos fotografiert, als ich die Kamera aus der Tasche nahm.
    »Ich kann mich mit dem Ding in der Taille aber nicht hinsetzen«, sagte ich und hockte mich auf eine freie Sessellehne, nahm die Kamera vom Tisch herunter, fotografierte auf dem Weg zur Westentasche und erlebte, was ich immer erlebe: Sie lächelten gutmütig.
    »Was glauben Sie, wie lange das noch dauert? Ich kann nämlich nicht weg, solange die Spurenleute nicht da waren.« Ich zündete meine Pfeife wieder an.
    Der, der wie ein Catcher aussah, kannte sich aus. »Wir werden gleich eine Besprechung machen und entscheiden. Dann wird auch die Staatsanwaltschaft eingetrudelt sein und die Bude versiegeln. Ein, zwei Stunden, hoffe ich. Ich wollte noch zur Weinprobe in Kröv.«
    Vier oder fünf sagten jetzt der Reihe nach auf, was sie eigentlich am Abend vorhatten, und ich stand während des netten Geplauders auf und schlenderte in die Raummitte. Dabei fotografierte ich die Leiche im Kreis edler Agenten.
    Als ich mich gemächlich an ein paar auf der Wendeltreppe hockenden Figuren vorbeigequetscht hatte und das Obergeschoss inspizierte, in dem selbstverständlich ebenfalls Grüppchen von diesen Spezialisten herumstanden und herumhockten, fotografierte ich die Männer, die auf des Generals Bett hockten. Es war ein sehr hübsches Motiv, und ich gab mir besondere Mühe, indem ich meine Pfeife fallen ließ, die numerierte Chacom aus St. Claude, die so stabil ist, daß sie fast alles mitmacht. Sie klackerte auf die Fußbodendielen, und alle sahen zu mir hin und wirkten wie die Mitglieder eines Betriebsausfluges. Einer, ein kurzatmiger, rotgesichtiger Zweizentnermann, sagte sofort mitfühlend: »Hoffentlich ist sie heil geblieben.«
    Ich lächelte ihm zu, dankbar für soviel Anteilnahme. Anschließend wandte er sich wieder der Unterhaltung zu und führte aus: »Du findest heutzutage nirgendwo mehr richtiges, schön pappiges Graubrot. Nix als frustrierendes Vollkorn, Sechskorn, Vierkorn, Achtkorn, was weiß ich.«
    Ein schmaler Grauhaariger, der magenkrank aussah, pflichtete ihm bei: »Richtig ordinäres Weißbrot gibt's auch nicht mehr.«
    Nun hatte ich sie zwar alle, wie man so schön sagt, auf die Platte gebannt, aber niemand hatte eine berufliche Bemerkung über diesen toten General gemacht, niemand hatte gesagt, er finde diesen Mord grauenhaft, eigentlich schrecklich. Kein Wort über das Ereignis, wegen dessen sie hier eingefallen waren.
    Ich suchte mir einen besonders nach Milchbart aussehenden Vertreter des Gewerbes aus, der wie alle Anfänger einen äußerst konzentrierten Eindruck machte und keiner Clique anzugehören schien. Er hockte auf einem Schaffell neben dem Schreibtisch und schaute auf irgendeinen Punkt zwischen seinen Beinen. Ich ließ mich neben ihm nieder, weil es einfach gut ist, Vertrauen zu vertiefen, indem man sich auf die gleiche Stufe stellt. »Hallo«, sagte ich freundlich.
    Er war dankbar und lächelte erleichtert, er war vielleicht achtundzwanzig Jahre alt. »Hallo«, sagte er. »Sie sind also ein Freund des Generals?«
    »Na ja«, meinte ich. »Ich mochte ihn als Type, falls Sie wissen, was ich meine. Was zum Teufel sollen jetzt eigentlich eure fünf Chefs da unten auswürfeln? Ich möchte nämlich nach Hause, und das kann ich erst, wenn die Mordkommission da ist.«
    Er war scheinbar froh, über sein trauriges Los berichten zu können. »Die Mordkommission ist unterwegs, aber das hier ist eigentlich nichts für die Mordkommission, das hier ist ein Politikum, so wie ich das einschätze.«
    »Also müssen die Chefs entscheiden, welcher Dienst es macht? Ob der Militärische Abschirmdienst, der

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