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Eifel-Feuer

Eifel-Feuer

Titel: Eifel-Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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gerechte Umverteilung der Gewichte.
    »Wir kommt man eigentlich dazu, in die Eifel zu ziehen und dann auch noch allein hier zu leben?«
    »Das interessiert mich auch«, sagte die Schmitz hell. Sie war vielleicht 25 Jahre alt.
    Dann wissen sie noch nichts von Dinah, dachte ich automatisch.
    »Mich interessiert das deshalb, weil ja der General auch so ein alleinlebender Typ gewesen ist«, setzte der Polizeibeamte namens Ger lach hinzu.
    »Bei mir ist das ganz einfach«, erklärte ich. »Ich mache sogenannte Langzeitrecherchen. Das heißt, ich untersuche komplizierte Fälle mit komplizierten Zusammenhängen. Das geht niemals von heute auf morgen, das geht niemals in einer Woche, das dauert meistens Monate. Und um in Ruhe auszuwerten, was ich erfahre, brauche ich eine bestimmte Sorte Einsamkeit. Und genau die finde ich hier. Und vom General weiß ich, daß er die Einsamkeit brauchte, um sich zu erholen und um bestimmte berufliche Problemstellungen zu lösen. Das hat er mir selbst gesagt, aber er sagte natürlich nicht, um welche Probleme es sich handelte.«
    »Haben Sie ihn mal interviewt?« fragte die Schmitz.
    »Nie«, ich schüttelte den Kopf. »Erstens habe ich mit NATO und Bundeswehr nicht viel am Hut, und zweitens war er ein entfernter Freund. Die sind tabu. Mir ist aufgefallen, daß ich ihn zwar seit zwei Jahren kannte, aber nichts von ihm weiß. Wir haben über so Fragen geredet, ob es noch Hornissen oder Feuersalamander in der Eifel gibt, wie man die verdammten Monokulturen der Wälder auflösen kann, oder was man gegen die blöden Touristen unternehmen kann, die auf irgendeiner Waldlichtung ein Feuerchen anzünden oder ihren Hausmüll in unsere Wälder schmeißen. Was glauben Sie: Wer brachte ihn um?«
    »Ich denke mal, das war eine private Sache«, sagte Gerlach betulich. »Da ist soviel Aggression und Haß zu spüren. Zwanzig Schuß aus einer Maschinenpistole, das muß man sich mal reintun, das ist doch Wahnsinn.«
    Eine Weile war es still.
    »Kann aber sein«, murmelte Heike Schmitz, »daß es nur darauf ankam, ihn todsicher zu töten, kein Risiko einzugehen. Kann also sein, daß es ein Profi war, der den Anschein erwecken wollte, es sei aus Haß geschehen.«
    »Meine liebe Frau«, flüsterte Ger lach anerkennend. »Du bist wirklich auf Zack.«
    »Danke«, erwiderte sie trocken.
    »Welche Mordkommission ist eigentlich zuständig?«
    »Die aus Bonn«, erklärte der Schnäuzer. »Aber wenn Sie mich fragen, ist das in diesem Fall völlig unwichtig.«
    Ich dachte darüber nach. »Mich interessiert das rein sachlich. Was passiert, wenn ich euch in der Wache anrufe und sage: General Ravenstein ist erschossen worden?«
    »Ach du lieber Vater«, sagte Heike Schmitz leise und grinste. »Das ist aber eine schöne Frage.«
    »Dann hätte ich gern eine schöne Antwort«, sagte ich und stopfte mir die Prato von Lorenzo.
    Sie sahen sich schnell an, und Gerlachs Mund wurde ganz breit. Er wollte nicht antworten. Er sah zu, wie ich die Pfeife anzündete und murmelte: »Der Tabak riecht ja klasse. Wie heißt der?«
    »Es ist eine private Mischung. Zu gleichen Teilen Plumcake von McBaren und die Nummern 27 und 45 von Charatan. Was ist mit einer schönen Antwort?«
    »Er ist hartnäckig«, sagte Gerlach.
    »Sehr«, nickte Heike Schmitz. »Wir haben bei diesen wichtigen Personen ganz genaue Vorschriften. Wir selbst dürfen überhaupt nichts unternehmen, wir sind nur Statisten, sozusagen Hilfssheriffs.« Das klang eindeutig frustriert. »Zuerst wird der Leiter der Wache informiert. Der hat im Safe eine Liste mit Telefonnummern, die im Fall Ravenstein angerufen werden müssen. Das sind in diesem Fall zehn.«
    »Zehn? Das ist verrückt. Was sind das für Nummern?«
    »Das dürfen wir nicht sagen, aber Sie können sich vorstellen, daß die NATO in Brüssel genauso dabei ist wie das Verteidigungsministerium.«
    »... und sämtliche Geheimdienste«, ergänzte ich.
    »Das kann angehen«, bestätigte sie. »Ganz zuletzt kommt die Mordkommission.«
    Es war friedlich und still, sanft rauschte der Wind. Wenn man den General vergaß und nicht darauf bestand, um die Hausecke zu gehen, war es ein hübscher Tag.
    »Wie wichtig war denn dieser General?« fragte ich. »Ich meine, daß die NATO Logistiker braucht, ist ja nicht eben eine Sensation, oder?«
    »Er war sehr wichtig«, sagte Gerlach und zündete sich eine neue Zigarette an.
    »Er war einer der zehn Leute, die die NATO-Geheimhaltungsstufe NATO-COSMIC haben.«
    Ich hatte plötzlich

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