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Eifel-Feuer

Eifel-Feuer

Titel: Eifel-Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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meinte: »Falls da auch nur Andeutungen von Spuren waren, so haben sie jetzt alles zertrampelt und verfälscht.«
    »Was machen die da drin überhaupt?« fragte ich.
    »Keine Ahnung, und ich glaube, ich will es auch gar nicht wissen.«
    »Wann fangen denn diese verdammten Spurenleute endlich an?«
    Er sah mich eine Sekunde lang verblüfft an. »Bis jetzt sind doch noch gar keine da. Die Bonner Mordkommission haben die sicherheitshalber erst gar nicht mitgebracht. Ich schätze, daß die da drin erst mal überlegen, ob sie die Mordkommission dranlassen.«
    »Das gibt es doch gar nicht«, sagte ich etwas heiser.
    Umständlich holte der Polizist eine Zigarettenschachtel aus der Brusttasche und zündete sich eine an. »Wenn es wirklich ein Profi war, finden die sowieso keine Spuren, das ist mal sicher.«
    »Meinen Sie auch Spuren, die man nicht sieht?«
    »Na sicher. Mikrospuren. Sie kennen das ja. Wenn der Täter zum Beispiel einen Türrahmen streift, können sie feststellen, aus welchem Tuch die Jacke ist, wer sie herstellte, wie sie aussah und wo sie gekauft wurde. Die da drin haben jetzt alles kaputtgemacht.«
    »Aber das wissen die doch ...«
    »Sicher wissen sie das. Und sie fühlen sich ganz toll dabei.«
    »Wer ist denn eigentlich der Allerwichtigste?«
    »Weiß ich nicht. Achtung, da kommt der Festredner.«
    Der Dicke mit dem Haarkranz kam jugendlich beschwingt auf uns zu und meinte aufgeräumt: »Ich dachte, Sie seien längst verschwunden.«
    »Darf ich nicht«, murmelte ich demütig.
    »Das ist richtig«, schnarrte Gerlach stramm. »Wir haben unbedingte Anweisung, niemanden, wirklich niemanden vom Tatort wegzulassen. Außerdem ist das Fahrzeug von Herrn Baumeister noch nicht gecheckt. Die Staatsanwaltschaft wird Reifenspuren nehmen wollen.«
    Der Dicke war sichtlich beeindruckt, kniff die Augen zusammen, nickte und zog sich wieder zurück.
    Wir sahen ihm nach, wie er zum Eßtisch ging, an dem sich die fünf Leitenden zusammengesetzt hatten.
    Gerlachs Stimme klang dumpf. »Meine Frau und ich wollten heute abend ins Kino. Mission Impossible. Haben Sie den gesehen?«
    »Nein. Wer ist der Mann, der in dem dunklen Anzug neben dem Festredner sitzt?«
    »Das weiß ich nicht. Warum?«
    »Weil er der Obermotze von dem ganzen Haufen ist.«
    Der Mann war ein schwarzhaariger, schlanker Schönling, sicherlich einsneunzig groß. Er hatte sich auf den äußersten Stuhl der Eßecke gesetzt und sprach mit dem kugeligen Dicken, der merkwürdigerweise vor dem sitzenden Schönling stand und dabei den Kopf gesenkt hielt, als sei er der Kammerdiener. Der Schönling hatte eine merkwürdige Art zu reden: Er sah den kleinen Dicken nicht an, er machte auch keine normalen Mundbewegungen, er schien die Worte ohne Lippenbewegungen aus sich herauszupressen, als imitiere er einen Bauchredner. Vielleicht war er ein Bauchredner. Unter den anderen Männern, das war ganz eindeutig, gab es sehr viele, die von Zeit zu Zeit zu diesem seltsamen Paar hinblickten, was wahrscheinlich bedeutete, daß das Wohlwollen dieser beiden Könige karrierefördernd war.
    »Die Wichtigsten sitzen am Tisch rechtsaußen«, vermutete ich.
    »Dachte ich auch gerade. Meine Frau ist stinksauer, und ich weiß nicht, was ich ihr sagen soll. Ich erzähle zu Hause nur noch von Überstunden.«
    »Bringen Sie ihr Drachenfutter, Pralinen, Blumen oder so was. Was passiert eigentlich, wenn ich jetzt dort hineingehe?«
    »Wahrscheinlich gar nichts.« Sein Lachen kam glucksend. »Weil jeder auf den anderen wartet, und niemand damit anfangen will, Sie rauszuschmeißen. Aber fotografieren Sie um Gottes willen nicht.«
    »Wieso?« tat ich erstaunt. »Sehen Sie hier irgendwo einen Fotoapparat?«
    »Mich müssen Sie doch nicht bescheißen«, sagte Gerlach leicht empört und starrte auf meine Westentaschen.
    Ich schlenderte rauchend und angestrengt nachdenklich aussehend auf die offenen Türen zu und machte eindeutig den Eindruck, als sei ich absolut nicht daran interessiert, das Haus zu betreten. Dann geriet die Leiche erneut in mein Blickfeld, und ich starrte sie eindringlich an, als könne sie meine Fragen beantworten. Ich registrierte genau, daß niemand auf mich achtete. So bewegte ich mich langsam auf die Sesselgruppe vor dem Kamin zu und hatte Glück.
    In einem Sessel saß ein Mann mit dem Gesicht eines Catchers und fragte mit hoher Stimme: »Na, was sagt der Journalist zu diesem ekelhaften Fall?«
    Ich drehte das Mikro in der Westentasche auf und antwortete bescheiden: »Der

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