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Eifel-Feuer

Eifel-Feuer

Titel: Eifel-Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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tausend Wespen im Bauch. »Wenn das so ist, nutzte er irgendwelchen Leuten doch nur lebend.«
    »Das ist ja das Komische«, bestätigte Gerlach vorsichtig. »Es sei denn, er hat vorher geredet und ist anschließend erschossen worden.«

ZWEITES KAPITEL
    Plötzlich war da ferner, massiver Motorenlärm.
    »Die kommen mit dem Hubschrauber«, murmelte Gerlach. »Tun Sie sich einen Gefallen, und halten Sie sich raus.«
    »Wieso denn das?« fragte ich empört.
    »Das sind ekelhaft unhöfliche Leute«, meinte die Schmitz lapidar.
    Es waren drei ziemlich große Hubschrauber, vom Fabrikat habe ich keine Ahnung. Sie kamen in einer beeindruckenden V-Formation das Tal hinauf und waren nicht im geringsten unsicher, wo sie zu landen hatten. Gleichzeitig setzten sie jenseits der schmalen Straße in einer Wiese auf, und trotz der hellen Sonne wirkten ihre jeweils vier Scheinwerfer sehr grell. Die Motoren erstarben, und aus den Maschinen kletterten Männer.
    Es waren sicherlich um die dreißig Personen, und sie waren allesamt vom gleichen Typ: Yuppies mit dem Hang zu dünnen Schlabberhosen, wie Jungmanager sie lieben, stark farbigen Jacketts, Seidenkrawatten der Stilrichtung ›Guck mal, wie mutig Papi ist‹ und Schuhen im englischen Lochmuster. Wie sich später herausstellen sollte, trugen drei oder vier immerhin Jeans, aber das waren die Exemplare minderer Qualität, und die spielen in dieser Geschichte ohnehin nur bescheidene Nebenrollen.
    Die Männer versammelten sich zu einem Pulk und wirkten so wie eine Versammlung konspirativer Unionspolitiker. Endlich zogen sie im Gänsemarsch durch das tiefe Grün der Wiese auf den Zaun zu, wobei sie plötzlich vor einem Problem standen: Wie gelangen wichtige und gestandene Männer aus dem regierenden Bonn über einen Stacheldrahtzaun in der Eifel?
    Die Hinteren schubsten die Vorderen auf das Hindernis zu, und eine Weile geriet der Zug der Ameisen ins Stocken. Aber dann hatten zwei Nachwuchsleute die Idee ihres Lebens: Der eine drückte den obersten Draht hoch, der zweite den zweiten hinunter. Soweit wir das beobachten konnten, riß keine Hose und kein Jackett.
    »Mich wundert«, sagte die Schmitz boshaft, »daß an der Spitze niemand mit einer Schalmei geht.«
    »Schellenbaum wäre noch besser«, Gerlach grinste. »Und am Ende dann jemand mit einer Pikkoloflöte.«
    Die Männer hatten jetzt die Straße überquert und kamen auf dem Waldweg heran. Sie erschienen irgendwie lächerlich, und Sekunden war mir nicht klar, warum. Dann merkte ich es: Sie gingen immer noch im Gänsemarsch und unter vollkommenem Schweigen. Aber allesamt machten sie den Eindruck, als wollten sie ständig sagen: Platz da, wir erledigen das ganz schnell! Und dazu spannten sie ihre versammelten Gesichtsmuskeln an und sahen ein bißchen wie ein Männergesangverein aus, dessen Mitglieder alle Fans von Clint Eastwood sind.
    Ich rutschte auf den Hauseingang zu, während Gerlach und die Schmitz in Habacht-Stellung verfielen. Gerlach sagte etwas zu einem Mann, der mit Sicherheit keine Leitungsfunktion hatte. Dieser drehte sich um und sprach mit einer Gruppe von fünf Männern, die alle ein wenig älter zu sein schienen als der Durchschnitt der Truppe. Das hieß also, daß fünf bedeutende Institutionen versammelt waren.
    Gerlach blinzelte mir zu und führte die fünf um die Ecke zur Leiche des Generals – der ganze Schwanz folgte. Heike Schmitz machte eine gute Schlußfigur.
    Ich wollte mich gewissermaßen im Windschatten an das Geschehen heranpirschen, als Gerlach zurückkehrte und laut und vernehmlich röhrte: »Herr Baumeister, die Herren lassen bitten!«
    »Das ist aber nett.« Mir fiel nichts anderes ein.
    Da standen sie säuberlich nebeneinander aufgereiht wie eine Kette aus falschen, schwarzen Perlen. Sie standen mit dem toten General im Rücken vor der Seitenfront des Hauses, und sie sahen mich so an, als erwarteten sie huldvoll ein Geständnis. Ich bin naiv, ich nahm an, jemand von ihnen würde etwas Freundliches sagen oder eine aufmunternde Frage stellen. Aber es kam gar nichts. Also begann ich: »Das war so.«
    Ich erzählte kurz und bündig und ließ nichts aus. Ich endete mit dem seltenen Satz: »Das ist alles, was ich Ihnen sagen kann«, und wollte abdrehen, weil ich nicht erwartete, daß sie meinen Auftritt irgendwie kommentieren würden.
    Einer der fünf Leitenden aber hatte inzwischen den Abscheu gewöhnlichen Bürgern gegenüber überwunden und sich zur Leutseligkeit entschlossen. Fast zierlich trat er einen

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