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Eifel-Filz

Eifel-Filz

Titel: Eifel-Filz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaques Berndorf
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Himmels willen, hatte Rodenstock mir nichts davon gesagt? Oder hatte diese Sache mit unserer Sache nichts zu tun? Er war nicht verpflichtet, mir etwas zu erzählen.
    »Das heißt gar nichts«, meinte ich ruhig. »Hier steht etwas von der Aufhellung finanzieller Verflechtungen. Aber welche Verflechtungen das betrifft, steht hier nicht. Rodenstock ist ein kluger alter Mann, und er wird sicher zu recht berufen. Was soll das aber in Verbindung mit der Ermordung von Kinn und Kutschera? Arnold, denk doch mal nach.«
    Arnold rührte sich nicht, und es hatte den Anschein, als würde er langsam in dem Sessel nach vorn rutschen und irgendwann auf den Boden plumpsen. »Es hat damit zu tun«, seufzte er. »Sieh mal auf das Datum, es ist acht Tage alt.«
    Es war acht Tage alt. Ich war ganz sicher, daß sein Rattengesicht deshalb so gelassen wirkte, weil er tatsächlich die beschissene Wahrheit sagte. Die Wahrheit war, daß Rodenstock für den BND tätig war, daß die Bundesregierung sich eingeschaltet hatte, Rodenstock zum Vorsitzenden einer Untersuchungskommission gemacht hatte, daß hier irgend eine Riesenschweinerei lief, von der ich nicht die geringste Ahnung hatte. Während ich hinter Motiven und möglichen Mördern herjagte, passierte die ganze Zeit über parallel zu meiner Atemlosigkeit etwas, von dem ich nichts wußte. Ich war ausgeschlossen, kein Mitglied des Clubs. Und Rodenstock hatte mich verraten.
    »Ich weiß nichts davon«, murmelte ich.
    »Du solltest nicht so widerspenstig sein«, sagte Arnold aufgeräumt. »Das ist der Nachteil der freien Mitarbeit. Na sicher, sie schätzen dich sehr, aber sie können dich auch jederzeit fallen lassen. Also, sag dem Onkel Arnold, was los ist, und du kannst nach Hause.«
    »Du bist wirklich ein Wichser, Arnold. Ihr könnt mich gar nicht nach Hause schicken. Ihr müßt mich töten.«
    »Du bist manchmal richtig helle«, strahlte er.
    »Dann schickt wenigstens die Frau heim«, forderte ich. »Sie weiß absolut nichts von dem ganzen Blödsinn.«
    »Aber sie hat gesagt, daß zwischen dir und Rodenstock Einstimmigkeit herrscht. Und sie hat auch zugegeben, daß zwischen dir und einem ordentlichen Mitglied der Mordkommission so gut wie kein Unterschied gemacht wird. Sie ist klüger als du, Baumeister. Wir haben sie auch gefragt, ob sie sich vorstellen kann, daß du für Geheimdienste arbeitest. Sie gab zur Antwort, daß du wahrscheinlich besser wärst als die meisten Geheimdienst-Hengste. Woher hat sie das wohl?«
    »Verdammt, sie ist in mich verknallt. Was soll sie sonst sagen?«
    »Du bist wirklich stur, mein Junge«, flötete er manieriert.
    Plötzlich hatte ich eine Idee, ich wollte die Situation umkehren. Ich fragte schnell: »Warum, um Gottes willen, wollt ihr denn hier in Liechtenstein wissen, was bei uns in der Eifel los ist?«
    Er grinste. »Das kann doch keine ernsthafte Frage von dir sein, Junge. So dumm kannst du gar nicht sein.«
    »Ich bin so dumm«, beharrte ich.
    »Es ist ganz einfach. Wir haben direkte finanzielle Interessen, verstehst du? Wenn ihr blöden Geheimdienste drin rumrührt, werden wir sauer und wissen nicht, wie wir weiter verfahren sollen. Deshalb sollst du uns erzählen, wie weit eure Ermittlungen gediehen sind.«
    Na sicher, es war so einfach. Sie wollten wissen, was ich nicht wußte. Es war sehr grotesk, und ich mußte grinsen. Sein Gesicht umwölkte sich unheilvoll.
    »Du solltest mich nicht verscheißern«, sagte er. »Ich kann alles vertragen, nur kein fieses Mitleid, keine Arroganz und keine Herablassung. Dazu, Kleiner, bin ich viel zu gut. Ich sage dir, du hast nur noch eine Chance. Falls du das nicht begreifen solltest, wird es trübe aussehen. Danzer ist nicht gerade milde, wenn es um seine Existenz geht.«
    Er war immer lauter geworden, ich hatte die Arme gehoben, er stand neben mir und schlug zu. Diesmal gestattete er sich mehr als einen Schlag, und er führte sie alle mit der Handkante. Er mußte jahrelang geübt haben, denn er traf mit einem Wirbel von Schlägen immer nur Stellen, an denen es wirklich verheerend schmerzte. Ich wurde erneut bewußtlos.
    Jemand rüttelte an meiner Schulter, jemand faßte sehr hart zu.
    »Du hast deine Chance«, meinte Onkel Arnold. Er stand neben dem Feldbett, und ich sah nichts als die Kugel seines Bauches.
    »Wir wissen also, daß Sie geheimdienstlich arbeiten«, sagte Danzer von irgendwoher. »Sie sollten mich aufklären, wie weit Ihre Arbeit gediehen ist. Erfreulicherweise sind Sie selbst hierhergekommen, so

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