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Eifel-Filz

Eifel-Filz

Titel: Eifel-Filz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaques Berndorf
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sekundenlang die brennende Sehnsucht, Arnold würde wiederkehren und mir den endgültigen Knockout verpassen oder vielleicht eine Pille, die mich für Ewigkeiten in Schlaf sinken ließ.
    Ich schrie, oder jedenfalls versuchte ich zu schreien. Ich warf mich zur Seite und fiel auf den Beton. Völlig sinnlos krallte ich die Finger in die glatte, kalte Fläche. Dann schwamm ich in irgendeiner trüben kalten zähflüssigen Masse, ich sah Farbwirbel vor den Augen, große, glühend rote Räder, die sich rasend drehten. Dann war es wieder dunkel, und ich schwebte durch irgendeinen Raum ohne Licht.
    Wahrscheinlich ist das menschliche Gehirn nur begrenzt fähig, Schmerzen zu empfinden, wahrscheinlich schaltet es irgendwann ab, sucht im Archiv nach freundlichen Bildern.
    Erst war sie neben mir, und ich spürte ihre Haut, dann war sie auf mir und murmelte hastig: »Ich liebe dich einfach, und ich habe dich in mir, und ich will, daß es bleibt.« Dann bog sie sich zurück und begann, hastig zu atmen und kleine, helle Schreie auszustoßen. Sie keuchte: »Ich werde dich auch noch lieben, wenn du ekelhaft bist und mich nicht mehr willst.«
    »Aber ich will dich ewig.«
    »Dann schweig und arbeite daran, daß ich es spüre.«
    Sie fiel von mir herunter auf die Seite und lachte glücklich wie ein Kind. Sie spielte mit dem rechten dicken Zeh zwischen meinen Beinen herum, und sie sagte leise: »Baumeister, es ist richtig gut.«
    »Ja«, sagte ich. »Kann sein. Mit dir zu schlafen ist sehr schön.«
    »Können wir das wiederholen?« fragte sie.
    »Ich werde es freundlich in Erwägung ziehen«, sagte ich.
    »Überleg nicht lange«, sagte sie.
    »Du bist unersättlich«, murmelte ich.
    »Das kannst du erst beim fünften Mal behaupten. Aber so gut bist du wahrscheinlich nicht.«
    »Das kommt darauf an, wie gut du bist«, sagte ich. Das Haus war ganz still.
    »Ich bin sehr gut!« rief sie hell.
    Irgend etwas quietschte leicht. Es war die Stahltür. Der Mann, der sich Onkel Arnold nannte, trug eine Schreibtischlampe vor sich her. »Vorsicht, die Schnur«, sagte er. »Sehen Sie, Chef, der liegt ganz friedlich da.«
    »Du wirst ihm doch nicht Schmerzen zugefügt haben?« sagte Dr. Danzer.
    Onkel Arnold grinste. »Ich bin nicht für Schmerzen.«
    »Wie geht es Ihnen?« fragte Danzer.
    »Ich habe Schmerzen. Es ist mir wichtig, Ihnen zu sagen, daß die junge Frau in die Geschichte reingeschliddert ist und das meiste gar nicht mitbekommen hat. Lassen Sie sie frei.«
    »Wir sind aber sehr edel«, lächelte er. »Sie können sich dieses Theater sparen, Baumeister. Dinah Marcus weiß einiges, aber ich weiß, daß Sie entschieden mehr wissen. Sie haben jetzt die Wahl. Sie erzählen mir alles, oder aber wir warten, bis Sie alles erzählen, und bis dahin kümmert sich Onkel Arnold um Sie.«
    »Was wollen Sie denn wissen?« fragte ich.
    »So ist es recht«, flüsterte Onkel Arnold.
    »Alles, was Sie über diesen dubiosen Fall des Pierre Kinn und seiner Geliebten wissen. Ich will den Hintergrund, Baumeister.«
    »Ich bin hier, um den Hintergrund zu erhellen«, erklärte ich. »Ich kenne den Hintergrund nicht.«
    »Das klingt sehr dumm«, er war vorwurfsvoll. »Sehr, sehr dumm.«
    »Wir sollten die Brausetherapie machen, Chef«, schlug Onkel Arnold vor.
    »Arnold hat immer so exquisite Ideen«, sagte Danzer ohne jede Betonung. »Erzähl uns mal, was das ist.«
    »Ziemlich einfach, Chef«, erwiderte Onkel Arnold. »Ich hab das mal von Leuten gehört, die für die Kokainkartelle in Bogota und Rio gearbeitet haben. Die pickten sich von Zeit zu Zeit einen von der Drogenbehörde heraus, der was Wichtiges wußte. Sie klebten ihm den Mund zu, steckten einen Trichter in ein Nasenloch und gossen Sprudelwasser rein. Sie sagten, das hätte kein Mensch länger als ein paar Minuten ausgehalten, und er hätte freiwillig alles gesagt.«
    »Lassen Sie die Frau gehen«, forderte ich.
    »Sie ist immer noch ein erfreulicher Anblick«, sagte Danzer. »Sie können sie sehen. Friedchen, zeig sie ihm.« Er trat einen Schritt beiseite.
    Zwei Frauen tauchten in der Tür auf. Eine war sehr groß und massig und wirkte dunkel und grau. Sie hielt Dinah vor sich fest. Sie hatten ihr beide Augen zugeschlagen, und sie konnte mich nicht sehen.
    »Heh«, sagte ich. »Sie lassen dich sicher laufen.«
    »Das tun wir sicher nicht.« Danzer war erheitert.
    »Tritt ihnen in die Eier, Dinah«, brüllte ich.
    »Das ist unhöflich«, Onkel Arnold war empört. Er schlug mich in die linke Halsbeuge,

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