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Eifel-Filz

Eifel-Filz

Titel: Eifel-Filz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaques Berndorf
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er schlug geschickt mit der Handkante. Es tat höllisch weh, und ich schrie und krümmte mich zusammen.
    Bevor der nächste Schlag kam, sagte Danzer gelassen: »Ich habe sehr viel Zeit.«
    Ich wollte sagen, daß er mich am Arsch lecken könne, ich wollte so unendlich viel sagen, aber Onkel Arnold traf mich erneut, diesmal vorne am Hals, und ich verlor sofort das Bewußtsein.
    Das Geschick hatte keine freundlichen Bilder für mich, es schickte einen Alptraum. Ich taumelte in einem matten blauen Neonlicht durch einen mit Sackleinwand verhängten engen Gang. Es gab keine Decke, es gab eigentlich auch keinen Fußboden. Ich mußte durch matschigen Untergrund waten, in dem sich große weiße Würmer ringelten, die fluoreszierend ein mattes Licht abstrahlten. Ich war der letzte Mensch im Untergang der Erde, und rechts und links hinter der Sackleinwand wurden von Zeit zu Zeit Kojen sichtbar, in denen eine tote Frau lag. Die Frau war in ein weißes schlichtes Seidenkleid gehüllt, hatte die Hände über dem Bauch gefaltet, und zwischen den Fingern steckte ein silbernes Kreuz. Es war Dinah, und sie hatten versucht, ihr die zugeschwollenen Augen wegzuschminken. Das war nicht gelungen. In jeder Koje lag Dinah.
    Ich schrie, ich wurde wach, ich lag auf dem Beton neben dem Feldbett. Es herrschte Schwärze.
    Onkel Arnold fragte von der Tür her: »Befinden wir uns wohl?«
    »Ich hätte gern ein Aspirin oder etwas Stärkeres.«
    »Ein Aspirin? Sind wir denn gewillt zu reden?«
    »Ich bin gewillt.«
    »Das ist fein«, rief er fröhlich.
    Als ich das nächste Mal aufwachte, lag ich auf dem Feldbett. Onkel Arnold hatte sich einen kleinen Fünfziger-Jahre-Sessel in den Raum geschoben, neben sich die Schreibtischlampe gestellt und lümmelte sich.
    »Ich finde es gut, daß du reden willst«, meinte er. »Ich darf dir erneut Aspirin geben. Dann werden wir klären, ob du etwas anderes sagen willst, als nur Beschimpfungen auszustoßen.«
    »Sag Danzer, ich rede mit ihm. Ich rede nicht mit dir, nur mit Danzer.«
    »Mit mir braucht kein Mensch zu reden«, entgegnete er.
    »Wer redet auch schon gern mit Henkersgehilfen«, sagte ich.
    »Das ist nicht recht«, sagte er vorwurfsvoll. »Ich arbeite sehr umfassend.«
    »Das glaube ich. Hol Danzer.«
    »Das geht nicht. Er hat anderweitig zu tun. Ich habe ein kleines, feines Tonband hier. Und ich weiß auch genau, was ich dich fragen soll.«
    »Meine Bedingung ist, daß ihr Dinah freisetzt. Laßt sie gehen, dann rede ich.«
    »Keine Bedingung«, stellte er fest. »Du kannst keine Bedingung stellen, du bist schwach, in einer schwachen Position.«
    Ich überdachte das. »Also gut. Hol Danzer. Nicht auf dieses Tonband.«
    »Das Tonband ist aber gut«, beharrte Onkel Arnold.
    »Also, deine erste Frage«, lenkte ich müde ein. »Nein, halt, erst mal Aspirin. – Wieso nur zwei? Im Krankenhaus würden sie mir wahrscheinlich Morphium spritzen.«
    »Ich gebe dir vier«, sagte er und stand auf. Er bewegte sich behende. Er stellte ein Glas Wasser neben das Feldbett und legte die Tabletten daneben auf den Beton.
    Es war sehr schwierig, die Tabletten zu schlucken, mein Mund war trocken.
    »Also, erste Frage.«
    »Erste Frage. Wie bist du eigentlich in die Geschichte hineingeraten?«
    »Ich habe die zwei Toten gefunden, oder sagen wir, ich war der zweite, der sie fand. Der erste ist jemand aus meinem Dorf, der auf dem Golfplatz arbeitet.«
    »Kanntest du die beiden, also den Kinn und die Kutschera, schon vorher?«
    »Nein. Ich kannte sie nicht.«
    Frag ruhig, bis jetzt bist du auf gänzlich ungefährlichem Terrain.
    »Warum mischt du dich ein? Du bist nicht von der Polizei, oder?«
    »Ich bin nicht von der Polizei. Ich bin Journalist. Morde faszinieren mich.«
    »Du machst dich aber hübsch harmlos, mein Junge. Und was ist mit deinen zahlreichen Verbindungen in die Welt der hehren Geheimdienste? Du solltest das Onkel Arnold doch nicht verschweigen.«
    »Wie bitte?«
    »Wir wissen, daß du undercover arbeitest. Eigentlich wollen wir nur herausfinden, wieso du so ausgesprochen freundschaftlich mit Männern wie Wiedemann und Rodenstock umgehst. Rodenstock ist ein Fuchs, und er ist auch für den Bundesnachrichtendienst tätig. Wie du siehst, wissen wir das alles.«
    Er verwirrte mich, und ich war bemüht, es nicht allzu deutlich werden zu lassen. Weich aus, Baumeister, versuche einen großen Bogen, laß ihn hängen, tritt ihm in die Eier, mach ihn sauer.
    »Du meinst, weil ich Wiedemann und Rodenstock kenne, müßte

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