Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eifel-Filz

Eifel-Filz

Titel: Eifel-Filz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaques Berndorf
Vom Netzwerk:
und trank Kaffee dazu.
    »Kein Besuch«, beschied sie uns. Dann blickte sie auf, sah mich an, dann Dinah und winkte nach rechts. »Ambulanz, letzte Tür links. Unfall?«
    »Nein. Schlägerei.«
    »Guts Nächtle. Letzte links.« Ihre Augen blinkten so mitfühlend wie die einer toten Forelle.
    Wir gingen also den langen Gang entlang, und es war ein gutes Gefühl, als Dinah ihren Arm unter meinen schob und ihn drückte.
    Die Ärztin war blutjung, und um ein Haar hätte ich sie gefragt, ob ihr Abitur länger als zwei Monate her sei. Aber sie hatte die drahtige Art der Ambulanzärzte bereits gut drauf. Sie sah uns an und entschied: »Die Dame in den Stuhl da, der Herr auf die Liege. Autounfall?«
    »Nein«, wiederholte ich. »Wir sind in eine Prügelei geraten.«
    »Wo denn? Wieder im Tamburin?«
    »Wir wissen nicht genau, wie die Kneipe hieß. Es waren Jugendliche.«
    »Das können wir später klären«, meinte die Ärztin. Dann schrie sie: »Ulf! Ulf!«
    Von irgendwoher kamen schnelle Schritte, ein junger Mann bog um die Ecke.
    »Zieh mir Spritzen auf. Dalli. Und guck nicht so! Lokale Betäubung bei der Dame für den Nasensattel. Bei dem Herrn werden wir später sehen.« Sie wandte sich zu mir. »Wo tut es Ihnen denn besonders weh?«
    »Überall. Aber eigentlich brauchten wir erst mal ein Telefon.«
    Sie sah mich an, als hätte ich ihr einen unsittlichen Antrag gemacht. »Später«, entschied sie. »Bei Prügeleien ist das immer so, daß es sich erst nach einigen Stunden herausstellt, was denn in die Brüche gegangen ist.«
    »Aha«, nickte ich, weil mir nichts anderes dazu einfiel.
    Zuerst verarzteten sie Dinah, und sie tauchte unter ihren Händen mit einem phantastischen Pflaster zwischen den Augen wieder auf.
    »Jetzt geben wir Ihnen eine Lösung, und Sie baden die Augenpartie damit. Wo kommen Sie eigentlich her?«
    »Aus der Eifel«, gab Dinah Auskunft.
    »Muß man wissen, wo das ist?« fragte die Ärztin.
    »Muß man nicht, Schwester«, grinste Dinah. »Aber jetzt mal ran an den Macker.«
    Die Ärztin war irritiert und fragte: »Was? Ach so, der Mann. Na ja, also dann der Mann. Ziehen Sie sich aus.«
    »Ich fürchte, das geht nicht«, sagte ich.
    »Wieso geht das nicht?«
    »Rippenbrüche, Prellungen«, murmelte ich eingeschüchtert.
    Sie machte ein hübsches Kußmaul und fragte: »Wollen Sie mich verarschen? So schlimm sehen Sie doch nicht aus.«
    »Lieber Gott«, hauchte Dinah bleich.
    »Na, gut. Also, Ulf, hilf ihm mal.«
    Ulf versuchte, mir zu helfen. Er war ein bißchen linkisch und drehte mich zu scharf nach links. Ich rutschte ab und wurde ohnmächtig. Ich hörte noch, wie die junge Ärztin sehr überzeugt flüsterte: »Du Arsch!«
    Ich wurde wach, weil jemand mit etwas sehr Kaltem an meinem Hintern herumfummelte. Ich hatte ja einige aktuelle Erfahrungen mit meinen Ohnmächten und riskierte deshalb nur ein Auge. Eine durchaus veritable Krankenschwester versuchte gerade, mir eine Schüssel unterzuschieben.
    »Was soll das denn?« fragte ich verblüfft.
    »Du drohst mit Stuhlgang«, sagte jemand. Es war Dinah. »Du hast zwei Rippen links und drei rechts gebrochen. Dein linkes Schlüsselbein hat einen Knacks. Wahrscheinlich ist die Milz angerissen. Aber sonst bist du völlig in Ordnung, Baumeister.«
    »Ich will keine Schüssel«, knötterte ich störrisch.
    »Du kannst nicht aufstehen«, erklärte Dinah sanft mit deutlicher Befriedigung. »Jedenfalls jetzt nicht. Du bestehst im wesentlichen aus Blutergüssen. Du mußt hierbleiben.«
    »Das geht aber doch nicht.«
    »Ruhig liegen«, sagte die Schwester dicht neben meinem Kopf. »Und, schwupp, jetzt hockst aufi, oder?«
    »Lieber Gott«, keuchte ich.
    »Schöne Grüße von Rodenstock«, sagte Dinah, wohl um mich abzulenken. »Er war es übrigens, der Danzer angerufen hat.«
    »Wieso das?«
    »Du hast ihm am Telefon den Namen Danzer genannt. Dann hat er sich gewundert, weshalb wir uns nicht melden. Schließlich hat er Danzer angerufen. Er sagte mir, daß er damit mindestens gegen sechzig Gesetze verstoßen hat. Er ist auf dem Weg hierher.«
    »Wie denn?«
    »Er fliegt nach Zürich. Von dort mit dem Taxi. Das geht am schnellsten.«
    »Das dauert doch einen Tag«, jammerte ich.
    »Er muß bald kommen«, sagte sie. »Du liegst hier schon seit achtzehn Stunden. Sie haben dich ruhig gestellt.«
    Die Krankenschwester stand herum und sah mich an, mit Erwartung in den Augen.
    Als ich »Oh Gott« stöhnte und dann: »Bitte, geht raus«, strahlte sie und erklärte: »Ich

Weitere Kostenlose Bücher