Eifel-Kreuz
Reaktion.«
»War es nicht und ich habe ein breites Kreuz.«
»Ich muss zugeben, dass ich eine Heidenangst habe vor
heute Abend. Ich weià gar nicht, was ich alles tun würde, um diese
Zusammenkunft unmöglich zu machen.«
»Komm zu mir und warte hier auf mich. Ich lege den
Hausschlüssel unter die Matte der Terrassentür. Vielleicht läuft ja ein guter
Film im Fernsehen.«
»Danke«, sagte sie einfach.
Â
Um zwanzig Minuten vor neun Uhr machte ich mich
auf den Weg und traf achtzehn Minuten zu früh ein. Ich verkündete: »Ich fühle
mich wie vorm ersten Examen meines Lebens, ich bin richtig aufgeregt.«
»Frag mich mal«, sagte Emma. Sie stand in ihrem Kommandostand
in der Küche und schmierte Schnittchen.
Rodenstock hockte am Esstisch und wirkte vollkommen
entspannt, er hatte nicht einmal sein kantiges Angriffsgesicht. »Ich hoffe, wir
bekommen heute wirklich die komplette Geschichte zu hören. Na, warten wir es
ab. Wie viele Stühle brauchen wir?«
»Zehn insgesamt«, sagte Emma.
»Dann müssen wir noch welche aus dem Keller holen«,
stellte er fest.
Also trugen wir fünf Stühle aus dem Keller hoch und
klappten sie auf.
»Wie sollen wir uns verhalten?«, fragte ich.
»Sanft«, entgegnete Rodenstock ruhig. »Sie wissen, dass
sie am längeren Hebel sitzen. Wenn sie nicht mehr reden wollen, stehen wir da
wie zuvor.«
Sie kamen alle zusammen und Emma schob auf dem Esstisch
die Platten mit den Broten hin und her, als gäbe es ein Raster, in das sie
millimetergenau eingepasst werden mussten.
Rodenstock tönte laut: »Herzlich willkommen! Suchen Sie
sich einen Platz. Wir sind sehr froh, dass Sie gekommen sind.«
Die Gesichter der jungen Leute wirkten angespannt, die
Augen hellwach und die Züge hart. Sie setzten sich auch nicht auf den
erstbesten Stuhl, sondern achteten auf ihre Sitznachbarn. Das ergab ein kurzes,
kleines Durcheinander.
Ich hockte mich neben Rodenstock am oberen Ende des Tisches,
Emma hatte den Platz uns gegenüber gewählt.
»Langen Sie ruhig zu, bedienen Sie sich bei den Schnittchen«,
sagte Rodenstock gemütlich. »Ich möchte dem Gespräch etwas vorausschicken. Sie
alle haben im Verlauf der bisherigen Ermittlungen gelogen, wenn man Schweigen
als Lüge bezeichnen darf. Nicht alle kennen wir uns, deshalb stelle ich uns
kurz vor. Die Frau des Hauses, das ist meine Emma. Sie war Kripobeamtin in
Holland, ehe ich sie vor den Altar schleppte. Neben mir sitzt Siggi Baumeister,
der gewöhnlich als Journalist arbeitet und auch über diesen Fall schreiben
wird. Ich kann Ihnen allerdings versichern, dass er kein Originalzitat von
Ihnen verwenden wird, ohne Sie vorher um Erlaubnis zu bitten. Ich selbst war
Kriminaloberrat und habe während meiner aktiven Zeit Sonderkommissionen, aber
auch Mordkommissionen geleitet. Wir zeichnen diese Unterhaltung nicht auf, es
gibt keine Mikrofone, keine Bandgeräte, was auch immer. Wir wollen einfach nur
mit Ihnen reden und geben nur das weiter, was Sie uns ausdrücklich erlauben.
Das haben wir so mit der Mordkommission vereinbart. So, und jetzt wäre es
schön, wenn Sie sich auch kurz vorstellen würden, damit wir wissen, wer
spricht.«
Sie sahen sich kurz an, dann begann Alex
Wienholt: »Alex
Wienholt«, die anderen folgten: »Marlene
Lüttich.« â »Benedikt Reibold.« â
»Sarah Schmidt.« â »Karsten Bleibtreu.«
â »Isabell Prömpers.« â »Dickie
Monschan.«
»Ich danke Ihnen. Baumeister, machst du mal weiter?«
»Ja, natürlich. Sie werden davon gehört haben, dass ich
heute Wandas erstes Versteck gefunden habe. Der Keller in Stroheich, hier ganz
in der Nähe. Nun fragen wir uns, wo das zweite Versteck ist. Uns ist bekannt,
dass Ihnen angedroht wurde, Sie könnten mit der Schule Probleme bekommen, wenn
Sie nicht reden. Aber ich bin der Meinung, dass Sie so oder so Ihr Schweigen
nicht aufrechterhalten können, denn eine Kette ist immer nur so gut wie ihr
schwächstes Glied. Und irgendwann wird einer von Ihnen reden, weil er dem Druck
nicht mehr standhält.«
»Wir verstehen durchaus, dass es Ihnen schwerfällt, über
alles zu reden. Sie haben einen schweren Verlust hinnehmen müssen und sind in
den letzten Tagen durch die Hölle gegangen«, mischte sich Emma ein. Ihre Stimme
hatte einen sehr begütigenden Klang. »Besonders Sie,
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