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Eifel-Liebe

Eifel-Liebe

Titel: Eifel-Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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vertraglich fixiert. Die Auftraggeber sind froh, dass sie überhaupt noch Geld erwarten können, und in der Regel fragen sie nicht, wie Bliesheim an das Geld kommt. Und Bliesheim … na ja, seine Hauptleistung besteht eigentlich darin, dass er ausschließlich den Bauunternehmer gibt, der sehr hart arbeitet. Seine Verbindung zu den Geldeintreibern und den Kokainleuten beschränkt er auf ein Minimum.« Klinger wollte von seinem Kaffee trinken, musste aber den Becher wieder absetzen. Er bekam seine Hände nicht unter Kontrolle.

    »Hat er eigentlich irgendwo noch eine Wohnung oder ein Haus, das er selbst nutzt? Gemeldet ist er ja bei Anna Hennef.«

    »Ich vermute, aber ich weiß es nicht. Er hat seiner alten Mutter ein Edelhaus an den Rand von Manderscheid gebaut und ihr eine Haushälterin und einen Gärtner organisiert. Nun ist die Mutter todunglücklich, sie war und ist eine Kleinbäuerin. Dort lässt er sich allerdings selten sehen, da ist er kaum.«
    »Wie erfolgreich sind denn die legalen Firmen des Bliesheim?«

    »Sehr, ist mein Eindruck«, der Blick des Kaplans glitt durch mich durch. »Allerdings verfügt er ja auch über phänomenale Verbindungen. Kein Zweifel, dass da Bestechungen eine Rolle spielen.«
    »Jetzt packen Sie ein paar Sachen zusammen. Sie fahren mit mir. Zur Mordkommission.«

    »Aber warum denn jetzt?« Nun sah er mich an, er wirkte sehr verblüfft.

    »Weil ich den Eindruck habe, dass Sie schwer angeschlagen sind, und ich Angst habe, dass Sie erneut versuchen könnten, pfundweise irgendwelche Pillen einzuwerfen. Ich will kein Risiko eingehen und zur Mordkommission müssen Sie sowieso.«

    »Wirke ich wirklich so gefährdet?«, fragte er mit einer beinahe penetranten Naivität.
    »Noch viel schlimmer«, nickte ich und kratzte meine Pfeife aus. »Packen Sie ein paar Sachen für die nächsten Tage, dann fahren wir los.«

    Drei Minuten später starteten wir. Der Kaplan hockte neben mir wie eine kleine erschöpfte Krähe. Er murmelte: »Trotz aller dieser kriminellen Handlungen geht es auch immer um Liebe. Meistens um die Liebe, die nicht gelebt wird, nicht gelebt werden kann. Gott im Himmel, die kleine Anna, die als Kind schon Kinder kriegt und auf sämtliche Blendwerke hereinfällt, die das Leben um sie herum aufbaut. Haben Sie sie gesehen? Ich meine, haben Sie sie tot gesehen?«

    »Ja, habe ich. Ihr Gesicht war zerstört. Und in der Tasche eines winzigen Jeansrocks, der nicht einmal ausreichte, ihren Arsch zu bedecken, steckten zehntausend Euro. Das hat irgendwie Symbolcharakter, das ist unglaublich dick aufgetragen. Wissen Sie eigentlich von Liebhabern neben Bliesheim?«

    »Na ja, die Beziehung zwischen Bliesheim und Anna kann man durchaus als offene Beziehung bezeichnen. Anna hat auf jeden Fall mit Forst geschlafen, und auch mit dem Förster Klaus Mertes. Das weiß ich, weil sie es mir selbst erzählt hat. Sie sagte, dass sie Mertes bewundere, weil er so mutig sei, nach Neuseeland auszuwandern, die kleinen Verhältnisse der Eifel hinter sich zu lassen. Sie war sogar ein wenig neidisch auf Mertes Verlobte. Wahrscheinlich hat sie deshalb mit ihm geschlafen. Sie kannte nur eine Währung, wenn es darum ging, Menschen zu sagen, dass sie sie mochte.«

    »Wo haben sich die beiden denn getroffen?«

    »In der Jagdhütte von Bliesheim auf dem Daxelberg. Mertes hatte Bliesheim versprochen, Anna nach Hause zu bringen. Aber zuerst gingen sie ins Bett. Anna berichtete davon, als handele es sich um eine Selbstverständlichkeit.«

    »Das ist aber merkwürdig, dass sie so offen davon erzählte.«

    »Nein, im Grunde nicht. Anna war so, sie war irgendwie schrecklich unschuldig. Das war so eine Art Highlight in diesem Spiel, wenn sie Sex wollte, nahm sie sich Sex. Ich weiß nicht, ob das krankhaft war, ich weiß nur, dass Bliesheim das wusste.« Er räusperte sich und versuchte erneut eine Zigarette. »Im Grunde war diese Clique eine Versammlung von Egomanen. Arme Menschenkinder, die Geld zu ihrem Gott gemacht hatten.«

    Ich dachte darüber nach. »Ja, wahrscheinlich haben Sie Recht. Und eines dieser Menschenkinder waren Sie.«

    »Das ist wohl wahr. Damit werde ich leben müssen. Für mich war es erst wie ein Abenteuer, das ich immer gesucht hatte.«

    »Schade, dass Sie nicht weiter Priester sein können«, sagte ich und nahm die Buckelpiste nach Manderscheid hinein.

    »Meinen Sie das ernsthaft?«

    »O ja, mein Lieber. Ich mag Menschen mit Brüchen, mit Verfehlungen und miesen Erfahrungen. Ich mag

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