Eifel-Liebe
tauchte nachts in meinem Zimmer auf. Und was passierte weiter? Er hatte Spaß an dieser Form der Liebe. Er lachte und sagte: Jetzt weiß ich, was mir hilft.«
»Haben Sie begonnen, ihn zu lieben?«
»Er ist nun wahrhaftig kein Typ, in den man sich verliebt. Aber ich mochte ihn, weil er plötzlich so menschlich war. Alles in allem haben wir sieben Nächte zusammen verbracht. Beim achten Mal traf uns der Zufall in Form von Gundula Pechter. Sie kam plötzlich in Gernots Zimmer, wollte irgendetwas Belangloses fragen. Gernot sah sie, starrte mich an und schrie: Du mieses Schwein! Und die Pechter klirrte wie eine eingeschlagene Glasscheibe: Jetzt reicht es mir, du perverse Sau! Sie rief mitten in der Nacht die Clique auf der Terrasse zusammen. Alle waren da: Forst, Bliesheim, Meyer, Pechter, Elvira und Anna. Die Pechter stellte feierlich den Antrag, mich am nächsten Tag nach Deutschland zurückzuschicken und die Verbindung zu mir grundsätzlich und für alle Zeit abzubrechen. Doch Andreas Forst sagte: Kinder, macht keinen Scheiß, was soll die Kleinkrämerei? Bliesheim stieß ins selbe Horn, sagte: Seid ihr verrückt geworden? Es gibt schwule Priester wie Sand am Meer, hättet ihr lieber einen Pädophilen? Der Antrag wurde abgeschmettert. Mir war aber klar, dass meine Tage in der Clique gezählt waren, denn gegen die Pechter kann letztlich keiner an, nicht mal Bliesheim, den sie vergöttert und der gleich nach dem heiligen Bernard von Clairvaux kommt.«
»Haben Sie denn die Sache nicht aufgeklärt? Ich meine, Meyer hatte immerhin schon siebenmal mit Ihnen geschlafen.«
»Ich habe nichts gesagt, kein Wort. Ich gebe zu, ich betrachtete fasziniert diese Leute, wie sie sich da bloßstellten. Außerdem brauchten mich Forst und Bliesheim ja.«
»Wie bitte?«, fragte ich.
»Na ja, ich hab noch extra Montagsreisen unternommen, von denen niemand wusste, nicht einmal die gute Gundula. Bliesheim stattete mich jedes Mal mit einem kleinen Leinensäckchen aus, nicht größer als ein Tempotaschentuch. In Monchique gab ich das Säckchen Forst, schwang mich in ein Taxi zum Flughafen und flog wieder zurück.«
»Was waren das für Säcke?«
»Da waren Diamanten drin, Sir, richtig schöne Klunker.« Fast wirkte er wehmütig.
»Wie oft?«
»Sechsmal.«
»Haben Sie eine Ahnung, woher die Steine stammten?«
»Vermutlich war es die Bezahlung für irgendwelche Drogen. Auf diesen Montagsreisen bin ich immer in Soutane gereist, mit dem allerliebsten Stehkrägelchen. Ich hasse diese Kleidung.« Er feixte.
»Was waren denn diese Steine wohl wert?«
»Tja, der alte Forst sagte mal anerkennend: Du Diener des Herrn bringst mir jedes Mal eine Million Dollar. Und dann sagte er noch grinsend: Du bist wohl geraten.«
»Und von all dem, was Sie mir hier erzählen, weiß die Kripo noch nichts?«
»So ist es«, nickte er.
»Wie kommen Sie eigentlich selbst damit klar?«, fragte ich etwas verwundert. »Ich danke Ihnen für Ihre Offenheit, aber letztlich ist das alles schwer kriminell.«
»Da haben Sie Recht.« Er gestikulierte verzweifelt mit den Händen. »Ich habe eben mit dem Teufel zu tanzen versucht, ich habe dabei meinen priesterlichen Ruf nicht mehr gehört. Schon vor mindestens zwei Jahren habe ich zu ahnen begonnen, dass ich im Sinne der Kirche längst kein Priester mehr bin. Ich weiß, dass Leute aus der Gemeinde an das bischöfliche Sekretariat geschrieben haben, dass mein Lebenswandel sich nicht für einen Priester geziemt, dass ich dringend abgelöst werden sollte. Einer dieser Briefe, auch das weiß ich definitiv, wurde von Gundula Pechter geschrieben – es ist der hässlichste Brief. Das ist alles so verlogen, wissen Sie.« Er wischte sich mit einem Papiertaschentuch über die Augen, wiegte vor und zurück. »Es gab eine Zeit, da bat mich ein bestimmter Vorgesetzter, mich eng an Bliesheim anzulehnen. Bliesheim spendete seit Jahren unglaublich viel Geld für alle möglichen kirchlichen Zwecke. Natürlich bin ich für vier Gemeinden hier der Springer, der Helfer in personalen Klemmen. Aber eigentlich war ich in erster Linie Bliesheims Hauskaplan. Beinahe wie im Mittelalter. Diesem Vorgesetzten ist es garantiert wurscht, ob ich mit Gernot Meyer oder einem anderen Mann geschlafen habe oder nicht. Aber der Gegenwind wurde schärfer. Der Bischof plante meine Versetzung, ich wurde zu einem Vorgesetzten zitiert, der mich fragte, ob ich mich noch als Priester der römisch-katholischen Kirche fühlte. Ich habe gefehlt,
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