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Eifel-Liebe

Eifel-Liebe

Titel: Eifel-Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Wahnsinn, ist das. Und du sollst Detektiv spielen? Da hast du jahrelang zu tun. Da lachen ja die Hühner!«

    »Ich habe es abgelehnt«, erklärte ich leise. »Aber heute Morgen ist Elvira Klein tot aufgefunden worden.«

    Er war verblüfft, das war ihm neu. »Kannst du das wiederholen?«

    Ich nickte. »Elvira Klein ist irgendwann in der Nacht von gestern auf heute erstochen worden. Sie wurde an der Kleinen Kyll gefunden. Auf dem Weg zur Bleckhausener Mühle. Splitterfasernackt. Sie lag halb im Wasser. Und jemand hat ihr das Haar abgeschnitten.«

    Rolli spitzte den Mund und atmete laut und zischend aus. »Du willst mich nicht verarschen?«

    »Nein, ich will dich nicht verarschen.«

    »Was habe ich denn damit zu tun?« Seine Hände begannen auf den Armlehnen herumzuspielen, er konnte sie nicht ruhig halten.

    »Niemand sagt so etwas, niemand nimmt das an. Ich möchte mehr über diese blöde Clique wissen, zu der Elvira Klein angeblich gehörte. Und zu der auch deine Ex gehört, wie Oma Ohler sagt.«

    Er blies die Backen auf. »Dazu kann ich nichts sagen. Clique hin, Clique her, dazu sage ich nichts. Nur eins: Das ist keine Clique, nie gewesen. Das ist eine kriminelle Vereinigung. Aber mir ist das alles scheißegal, das geht mir meilenweit am Arsch vorbei. Ich muss sehen, wie ich jetzt allein klarkomme. Ich muss sehen, dass ich meine Kinder nicht verliere. Und das ist mehr als genug für einen alleine, das würde auch für eine Kompanie reichen. Kein Wort von mir.« Seine Augen wurden schmal. »Was bist du eigentlich von Beruf?«

    »Reporter«, sagte ich freundlich.

    Sein Gesicht wurde abweisend: »Hätte ich das gewusst, würdest du nicht hier sitzen, Mann. Raus!«

    Er erhob sich, er stand über mir. Der Druck, der auf ihm lastete, war dermaßen groß, dass er unvermittelt zuschlug. Er traf mich an der rechten Halsseite.

    Einen Moment rührte sich keiner von uns.

    Schließlich sagte er zittrig und hilflos: »Du sollst gehen!« Er war so aufgeregt, dass er die letzten zwei Silben verschluckte.

    Ich rutschte ein paar Zentimeter von ihm weg, stand auf und machte zwei Schritte in Richtung Tür.

    »Das ist nicht die feine englische Art«, murmelte ich in das Niemandsland zwischen uns.

    »Das ist mir egal«, rief er explosiv. »Es ist ja auch nicht die feine englische Art, für einen anderen die Beine breit zu machen und so zu tun, als gäbe es keine Kinder und als hätte es die ganzen Jahre nicht gegeben. Oma Ohler kann mich kreuzweise am Arsch lecken.«

    »Sie liebt dich«, sagte ich. »Das weißt du ganz genau.«

    Er antwortete nicht.

    »Erinnere dich an meinen Namen«, empfahl ich flach.

    »Schon vergessen!«, bellte er wütend.

    Ich drehte mich nicht mehr zu ihm um. Als ich wieder vor dem Haus stand, fasste ich mir endlich an die Halsseite. Sie war heiß und brannte. Aber ich war nicht einmal sonderlich wütend. Wenn das, was Oma Ohler mir über Rolli erzählt hatte, der Wahrheit entsprach, dann hatte dieser Mensch in den letzten Monaten mehr schlucken müssen als andere in ihrem ganzen Leben.

    Ich drömelte die Straße, die zur A 48 führte, weiter und bog dann nach rechts in den Weg nach Pantenburg ein, der sich durch die Wälder hochschlängelte und wahrscheinlich ebenso uralt war wie der, an dem Elvira Klein so erbärmlich nackt aufgefunden worden war.

    In einer scharfen Linkskehre gab es eine Abzweigung, die geradeaus in den Wald ging. Dort stoppte ich und stieg aus. Ich stopfte mir eine Crown 300 von Winslow, die einen mächtigen runden Kopf hat und so schön zwischen den Zähnen hängt. Sie ließ mich nachdenklich aussehen, während ich in Wirklichkeit nur verwirrt war. Das Laub unter den Buchen war nass, ich hockte mich auf einen Baumstumpf und schmauchte vor mich hin.

    Im Grunde handelte es sich bei Oma Ohlers Kummer wohl einfach um eine Liebesgeschichte beziehungsweise um eine Summe von Liebesgeschichten. Rolli verliert Anna, die Liebe seines Lebens. Anna gewinnt eine neue Liebe, den Bauunternehmer Bliesheim. Rolli endet in einem Mietshaus in Manderscheid, schwer angeschlagen, und weiß nicht, wie sein Leben weitergehen soll. Oma Ohler verliert Rolli, den sie liebt wie einen Sohn, dem sie mit ihrem Haus ein Zuhause angeboten hatte. Dafür erntet sie den Bliesheim, der jetzt im Ehebett der Anna liegt und den die alte Dame von Herzen verabscheut.
    Dann wird Elvira Klein erstochen. Der Mörder schneidet ihr prächtiges, langes kupferfarbenes Haar ab und deponiert die Leiche in der Kleinen

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