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Eifel-Liebe

Eifel-Liebe

Titel: Eifel-Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Kyll.
    Aber hatte Elvira Klein irgendetwas mit Anna und Rolli Hennef zu tun? Mit Bliesheim? Ja, schon, denn sie gehörten alle zu derselben Clique, was für ein seltsamer Verein das auch immer sein mochte. Und der Selbstmörder Kinsi? Nun, laut Oma Ohler hatte er im Umfeld des Bliesheim und der Anna gelebt, hatte auf Bliesheims Auto aufgepasst, Anna die Einkaufstaschen getragen. Ich durfte ihn nicht vergessen, aber er war wohl keine Hauptfigur.

    Kurz entschlossen ging ich zum Wagen zurück und rief Oma Ohler an.

    »Wo genau wohnte Kinsi?«, fragte ich, als sie sich gemeldet hatte.

    »Ja. Der Herr von der Polizei ist gerade hier, wir unterhalten uns. Von wo kommen Sie denn? Von Manderscheid? Fahren Sie im Ort den zweiten Weg links hoch. Dann immer geradeaus, linker Hand der letzte Hof. Doch da würde ich jetzt nicht hinfahren.«

    »Wieso nicht?«, fragte ich erstaunt.

    »Ja, da ist … die Freundin von Kinsi ist drin und macht sauber. Sie richtet alles für die Beerdigung her. Und Klaes Tine sagt, sie hört sie dauernd weinen. Da kann man doch nicht stören. Jetzt muss ich aber weiter mit dem Herrn hier reden.«

    Sollte ich wirklich zu Kinsis Haus fahren? Wie hieß diese Freundin, woher kam sie? Hatte Oma Ohler den Namen erwähnt? Doch, zumindest hatte sie gesagt, die Frau stamme aus Münstermaifeld.

    Mein Handy stieß Lockrufe aus und Vera sagte hastig: »Hallo, Baumeister, ich wollte nur kurz Hallo sagen, ich muss allerdings gleich wieder in eine Besprechung. Ich kann nicht abschätzen, wann ich zurückkomme …« Ich hörte sie angestrengt atmen.

    »Du brauchst nicht so verkrampft zu sein und dauernd darüber nachzudenken, wie du dich am besten entschuldigst. Du brauchst dich nicht zu entschuldigen für etwas, was du gern tun willst. Verdammt noch mal, du bist du.«

    Eine Weile herrschte Schweigen.

    »Das vergesse ich manchmal, Baumeister. Ach Scheiße, sie bieten mir plötzlich so viele Möglichkeiten und ich weiß nicht, wie du dazu stehst.«

    »Gut stehe ich dazu«, erwiderte ich mit trockenem Mund. »Ich stehe wirklich gut dazu. Und ich habe verdammt viel zu tun. Hier hat ein Irrer eine Frau erstochen und in der Kleinen Kyll abgeladen. Und vermutlich ein Killer hat einen Jungförster aus großer Distanz erschossen. Du siehst, ich bin wirklich mit Abwechslung gesegnet. Und nun mach dir keine Gedanken und geh wieder an deine Arbeit. Es ist dein Leben, Frau.«

    »Ja, ja«, sagte sie stockend und schluchzte kurz auf. Dann war die Leitung unterbrochen.

    Ich fluchte in den deutschen Mischwald, ich hatte Kopfschmerzen, fühlte mich elend. Ich hatte die Nase voll von Beziehungskisten, einschließlich derer, die mich gar nicht betrafen. Vielleicht hätte der alte Mann da oben besser irgendein anderes System einrichten sollen, eines mit weniger Sollbruchstellen.

    Ich kehrte nach Manderscheid zurück, fuhr durch den Ort auf die schmale Landstraße Richtung Meerfeld.
    Was, zum Teufel, ging mich die ganze Arie eigentlich an? Gar nichts! Ich hörte schon einen dieser windschlüpfrigen, mit lockeren Klamotten behängten Magazinfritzen nölen: »Äh, nee, Herr Baumeister. Das ist doch nichts für unser Blatt. Nicht bei den Maßstäben, die wir anlegen!«

    Als ich über die Brücke der Kleinen Kyll rollte, bemerkte ich ein Fernsehteam, das mit vielen Scheinwerfern am Ufer des Flüsschens werkelte. Wahrscheinlich arbeiteten sie an dem ultimativen Zauberstreifen: Wer war das Schwein?.

    Zweite links rauf, hatte Oma Ohler gesagt.

    Bei Kinsis Haus handelte es sich um ein Trierer Einhaus, ein einfaches, kleines Bauernhaus, dessen Wirtschaftsteil gut dreimal so groß war wie der Wohnteil. Ein großes hölzernes Tor mit Rundbogen führte in den Wirtschaftsteil, aber es war verschlossen und wirkte wie ein Symbol der Kapitulation, weil Kinsi einen schweren Holzbalken quer davor geschraubt hatte. Auf ewig dicht.

    Der Wohnteil schien uralt und in den roten Balken aus Sandstein über der Tür hatte ein längst vergessener Steinmetz die Zahl 1789 eingemeißelt. Die Hauswände waren mit Eternitplatten verkleidet, die mittlerweile vergraut waren. Kinsi hatte alles liebevoll gepflegt. Im kleinen Vorgarten rechts vom Hauseingang blühten prachtvolle Sommerblumen, die Erdbeete wirkten frisch geharkt und zeigten kein Unkraut. Auf den Fensterbänken standen tönerne Töpfe mit Geranien.

    Es gab keine Klingel, im Inneren lärmte ein Staubsauger. Die Frau würde mich nicht hören, wenn ich klopfte. Also ging ich einfach ins Haus.

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