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Eifel-Liebe

Eifel-Liebe

Titel: Eifel-Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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dann ruf ihn doch über Handy an.«

    »Na, vielleicht mache ich das«, brummelte er.

    »Was hat die Spurensuche gestern noch ergeben?«

    »Elvira Klein ist mit Handschuhen angefasst worden, wir konnten keine fremden Hautreste entdecken. Bei den Handschuhen handelt es sich um Billigware aus einem Baumarkt. Arbeitshandschuhe, 2,50 Euro das Paar. Es war Mörtel daran. Mehr nicht.«

    »Und wie alt waren die Mörtelreste?«

    »Etwa acht bis zehn Tage. Aber das hilft uns alles nicht weiter in einem Landstrich, in dem jeder Haushaltsvorstand kleine Maurerarbeiten grundsätzlich selbst erledigt.«

    »Das ist richtig«, stimmte ich zu. »Und Kinsi? Ist der endlich obduziert?«

    »Nein, immer noch nicht. Als Selbstmörder liegt er erst mal in der Warteschleife. Der momentane Andrang ist für die Gerichtsmediziner kaum zu bewältigen. Du klingst übrigens so, als wärst du schlecht gelaunt.«

    »Das bin ich auch«, sagte ich. »Trotzdem noch eine Frage, dann bin ich die Runde auch durch: Was macht der tote Förster? Gibt’s wenigstens da was Neues?«

    »Nicht das Geringste. Wir stochern im Nebel …« Kischkewitz machte eine stark gedehnte Pause, um dann fortzufahren: »Dir fehlt Vera, vermute ich.«

    »Das kann sein«, gab ich zu, aber ich wollte über dieses Problem nicht reden.

    »Du musst ihr nicht übel nehmen, dass sie den neuen Job angenommen hat. Jeder an ihrer Stelle hätte das getan.« Er schnaufte. »Schließlich kriegen Frauen so einen Job selten angeboten.«

    »Das ist richtig«, murmelte ich und fragte mich, von welchem Job, zum Teufel, er überhaupt sprach.

    »Einen schönen Tag trotzdem. Vielleicht komme ich gelegentlich vorbei«, verabschiedete er sich.

    »Die Tür ist offen«, erwiderte ich knapp.

    Ich hielt Ausschau nach meinem Hund oder einer der Katzen – um ihnen in den Hintern zu treten.
    Sekundenlang dachte ich daran, meine Küche gründlich aufzuräumen und sämtliches Geschirr an die Wände zu werfen.
    Eric Claptons Tears in heaven fiel mir ein, aber ich konnte es nicht summen oder pfeifen, weil ich einen Kloß im Hals spürte und weil ich das Leben ekelhaft fand. Ich rannte zum CD-Spieler und haute Christian Willisohn rein, als hätte er mich beleidigt. When you leave me with a smile. Mitsingen konnte ich es nicht.

    Wieso, alter Mann, hatte ich mich darauf verlassen, dass diese Frau bei mir bleiben würde? Und: Warum hatte sie ihren neuen Job nicht erwähnt? Und: Seit wann wusste sie davon, ohne es zu erwähnen?

    Scheißeifel, Scheißdorfeinsamkeit, Scheißillusion vom schönen, runden Leben!

    Ich füllte den Katzen ihren Industriefraß in die Schüsseln, gab meinem Hund eine Hand voll Energie spendende Brocken, zog mir etwas an und streute den Fischen Sticks in den Teich. Über dem Lavendel hinter mir flogen ein paar Blutströpfchen durch die heiße Sonne, die von Biologiepaukern besserwisserisch als Jakobskrautbär bezeichnet werden.

    Du bist ein Arschloch, Baumeister!

    Ich blieb in der Sonne hocken, meine Tiere versammelten sich um mich, ein veritables Idyll, ein vollkommen falsches Bild. Als dann noch das Dompfaffpärchen erschien, um einen Ausflug zu unternehmen, war ich den Tränen sehr nahe.

    Ich begann zu telefonieren.

    Seitz in Berlin war das erste Opfer.

    »Hei«, sagte ich glucksend vor Heiterkeit, »ich habe möglicherweise eine Geschichte.«

    »Das ist schön«, erwiderte er trocken. »Worum geht es?«

    »Ein blutiges Provinztheater. Eine junge Frau, erstochen, abgelegt in einem Gebirgsflüsschen.«

    »Elvira Klein, eh?« Er schniefte. »Das haben wir über dpa bekommen. Sieht aber nicht so aus, als wäre das etwas für uns.«

    »Oh, ich will mich nicht aufdrängen.«

    »Gibt es Bilder von der Toten? Im Wasser? Sind die Messerstiche sichtbar?«

    »Es gibt Bilder. Exklusiv. Aber wenn ihr nicht wollt, kann man nichts machen.«

    »Sagen wir mal so: Wir haben eine neue Richtlinie für die Freien. Keine Spesen mehr im Voraus. Wenn ich deine Geschichte will, dann musst du sie machen und mir auf den Schreibtisch legen und …«

    »Und das ist Scheiße!«, sagte ich wütend. »Vergiss es.«

    Er war betroffen. »Ich will dich doch nicht beleidigen, Junge, ich will nur erreichen, dass du die Geschichte machst und hierher schickst. Und weil du gut bist, hast du gute Chancen. Nur: Ich kann dir die Spesen nicht im Voraus schicken. Nicht mehr.«

    »Vergiss es«, sagte ich und unterbrach, obwohl ich mitbekam, dass er noch irgendetwas sagte.

    Ich rief Mattelt in

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