Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eifel-Liebe

Eifel-Liebe

Titel: Eifel-Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
Vom Netzwerk:
muss im Frühling gewesen sein.«

    Ich zahlte und ging. Ich maß der Sache keine Bedeutung bei. Warum sollte Elvira Klein auch nicht im Kleinen Landcafé Sekt getrunken haben?

    Ich stellte mein Handy aus und legte im Arbeitszimmer den Hörer neben den Apparat. Jemand hatte auf den Anrufbeantworter gesprochen, aber weil ich mit niemandem reden wollte, drückte ich die Löschtaste und die blecherne Frauenstimme sagte herzerweichend: »Alte Aufnahmen gelöscht. Alte Aufnahmen …«

    Dann legte ich BAP mit Comics & Pin-ups auf. Da gibt es in Lena die wunderbare Textstelle:

     
    Mer kütt sich vüür, als ob mer en der Sauna sööß.
Et rüsch noh dir un immer noch noh Heu.
Ich frooch mich, wat un ob du övverhaup jet drunger drähß,
aff un zo küss du zo noh ahn mir vorbei …

     
    Die Katzen streunten draußen herum, der Hund blieb in der Küche, ich legte mich ins Bett, schlief irgendwann ein, wachte mitten in der Nacht auf und tigerte im Haus herum. Erst als es längst hell war, schlief ich ein und träumte irgendein wirres Zeug.

    Als ich gegen zwölf Uhr wach wurde, hatte ich ein schlechtes Gewissen. Ich habe immer ein schlechtes Gewissen, wenn ich einen halben Tag verschlafe. Wahrscheinlich hat mir irgendein altbackener Lateinlehrer das ›Carpe diem!‹ so ins Gehirn gebrannt, dass ich in so einem Fall nicht ohne Schuldgefühle auskommen kann.

    Unrasiert und immer noch müde schlich ich zum Telefon und rief Gerald Özcan an, der äußerst frohgemut war und ekelhaft offensiv fragte: »Wie geht es Ihnen? Waren Sie heute schon draußen? Die Sonne scheint.«

    »Ich weigere mich. Wissen Sie was Neues über Elvira Klein? Haben Sie sich den Verlobten angeguckt?«

    Er schwieg einen Augenblick. »Na gut, ich will mal nicht so sein. Gernot Meyer, in Klammern: achtunddreißig, katholisch, brav und bieder, hat kein Alibi. Und es steht außer Frage, dass seine Verlobte Elvira Klein, vorsichtig ausgedrückt, ein Luder und gelegentlichen Seitensprüngen nicht abgeneigt war. Aber niemand hier in der Kommission traut Meyer die Tat zu. Der Mann hat angeblich an dem Abend und in der Nacht zu Hause gearbeitet. Reicht Ihnen das? Ist es erlaubt, gleich eine Gegenfrage loszuwerden?«

    »Na ja, wenn es denn sein muss.«

    »Sie haben nicht nur mit diesem Rolli gesprochen und sich eine eingefangen, sondern auch mit der Braut von Kinsi.« Er zögerte einen Moment, um dann etwas hastiger fortzufahren: »Nicht dass Sie denken, ich stöbere hinter Ihnen her. Aber bei Befragungen im Dorf haben wir unweigerlich diese Auskunft erhalten. Mindestens vier Familien haben davon geredet. Hat sich daraus etwas ergeben?«

    »Ja. Die Frau, die ich für nicht dumm und sehr ernsthaft halte, ist einfach fassungslos. Und ich habe erfahren, dass Kinsi scheinbar enorm viel gelesen hat. Im Gegensatz zu den Angaben von Dorfbewohnern ist er keineswegs als zurückgeblieben zu bezeichnen. Er konnte flüssig schreiben, er schrieb sogar Lyrik. Er las Werke von Grass, Lenz und Böll. Er hat all seine Habe seiner jetzigen Braut und zukünftigen Frau Beate Laach hinterlassen, handschriftlich. Und Kinsi hat seiner Braut gesagt, der Bliesheim sei ein gefährlicher Mann. Jetzt wieder eine Frage von Baumeister: Was wissen Sie inzwischen über diese so genannte Clique?«

    Die Antwort erfolgte sofort: »Kein Zweifel: So eine Clique gibt es. Allerdings ist mir noch unklar, was man in diesem Fall wirklich unter dem Begriff Clique zu verstehen hat. Tatsache ist wohl, dass sich ein paar Leutchen gelegentlich treffen und Spieleabende veranstalten, Skat, Monopoly und so was. Von kriminellen Handlungen ist bis jetzt weit und breit nichts festzustellen. Oma Ohler ist selbstverständlich befangen. Die Familie ihrer Enkelin ist auseinander gebrochen, sie ist todunglücklich und hasst diesen Eindringling namens Rainer Bliesheim. Das scheint übrigens ein schwerer Brocken zu sein. Der kauft quasi alles mit seinem Geld, auch Probleme, die sich manchmal auftürmen. Aber kriminell ist er nicht. Da ist bisher nichts erkennbar. Private Meinung: Er ist mir von Herzen unsympathisch, aber es liegt nichts gegen ihn vor. Recherchieren Sie weiter?«

    »Das weiß ich noch nicht.«

    »Moment, Moment, hier ist mein Chef, der will Sie sprechen.«

    »Hallo, Baumeister. Sag mal, wann kommt Rodenstock zurück?« Auch Kischkewitz klang höchst munter.

    »Ich weiß es nicht. Sie wollten im Anschluss an das Begräbnis noch weitere Verwandtschaft von Emma besuchen. Wenn es dir wichtig ist,

Weitere Kostenlose Bücher