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Eifel-Liebe

Eifel-Liebe

Titel: Eifel-Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Zimmer.«

    »Du kannst zum Übergang auch hier wohnen. In Rodenstocks Zimmer. Oder oben unterm Dach.«

    »Danke, aber das ist nicht gut. Nicht bei deinem Beruf.«

    »Das ist wohl richtig. Gibt es sonst was Neues?«

    »Allerdings! Eine Assistentin in der Rechtsmedizin hat wahrscheinlich Geschichte geschrieben. Die junge Dame stolperte über die Leiche von Kinsi, weil sie im falschen Eisfach lag, und sie wollte die Leiche in das richtige Fach schieben. Dabei fiel ihr eine ungewöhnliche Abflachung des Hinterkopfes ins Auge. Die Assistentin hatte null Ahnung, um welchen Fall es sich handelte, ihr war nur bekannt, dass sich der Mann aufgehängt hatte, weil das auf dem Zettel stand, den man ihm um den dicken Zeh gebunden hatte.«

    »Moment mal. Ihr hattet doch einen Mediziner in der Meerfelder Scheune. Hat der nichts bemerkt?«

    »Der stand so unter Zeitdruck, dass er den Toten zwar betrachtet, aber diese Verflachung als nichts Besonderes eingestuft hat. Es gibt ja unendlich viele Schädelformen und manche Menschen haben eben sehr flache Hinterköpfe. Jedenfalls guckte die junge Medizinerin nun genauer auf diesen toten Menschen vor ihr und ihr fiel auch noch ein einziger winziger Blutstropfen auf, der von zwei Härchen im rechten Nasenloch aufgefangen worden war. Doch bei Erhängten treten normalerweise keine Blutungen im Nasenbereich auf …«

    »Kischkewitz«, seufzte ich, »mach schneller. Deine Prosa ist blühend, aber langatmig.«

    »Du wirst warten müssen, mein Lieber. Die Geschichte der Kriminalistik schreibt sich eben manchmal langsam. Also: Die Assistentin ging zu ihrem Chef und sagte: Ich bin da auf was Komisches gestoßen! Der wurde sauer und schrie rum, sie solle ihre Arbeit machen, nichts sonst. So passierte es: Die junge Dame wurde ihrerseits zornig und begann trotzig, Kinsi abzutasten. Wie sie es gelernt hat, langsam und wissenschaftlich. Sie tastete einwandfrei einen Spalt oder Riss im Schädel. Da ging sie wieder zu ihrem Chef. Aber der ließ sie gar nicht erst zu Wort kommen, sondern drohte, sie rauszuschmeißen. Die Wut der Assistentin stieg ins Grenzenlose und sie packte Kinsi auf einen Obduktionstisch. Sie ging nicht gleich mit der Säge ran, aber sie rasierte ihm den Kopf. Und was fand sie? Einen Schädelbasisbruch. Daraufhin hat sie laut gebrüllt, dass sie noch nie von einem Selbstmörder gehört hat, der mit Schädelbasisbruch eine Leiter hinaufgestiegen ist und sich erhängt hat. Da war was los, kann ich dir sagen!« Kischkewitz grinste und holte Luft. »Nun bekam die Nachwuchsmedizinerin Verstärkung von drei älteren Kollegen, die zunächst alle ziemlich hilflos stotterten. Gemeinsam öffneten sie dann die Luftröhre und fanden Blut in der Röhre. Zuweilen kommt es vor, dass ein Schädelbruch im Wesentlichen nach innen blutet und überhaupt nicht nach außen. Doch nun obduzierten sie Kinsi richtig und stellten fest, dass der Strick Kinsis Genick brach. Aber es war noch ein Wirbel ein Stück weit unterhalb des Halses gebrochen. Wenn man davon ausgeht, dass schon der Schädelbruch tödlich war, dann ist Kinsi also sogar mindestens zweimal umgebracht worden.«

    »Und? Hat der Chef die Kleine anschließend rausgeschmissen?«

    »Nein, er hat ihr eine Kiste Sekt geschenkt.«

    »Haben die in der Pathologie denn klären können, wie lange Kinsi in der Scheune hing?«
    »Es gibt keine hundertprozentige Gewissheit, es gibt so wenige Vergleichsfälle. Zwischen Kinsis Tod und dem Aufhängen in der Scheune liegen nach Ansicht der Fachleute etwa acht Stunden. Das können sie daraus schließen, dass es zur Zeit des Aufhängens bereits Totenflecken gab, der Kreislauf also über viele Stunden schon nicht mehr funktioniert hat. Wie lange Kinsi in der Scheune gehangen hat, kann man am Zustand des Gewebes ersehen, das von der Strangulierung unmittelbar betroffen war. Nach den momentanen Erkenntnissen wird von einer Zeitspanne von mindestens zehn Tagen ausgegangen, eher von mehr.«
    »Dann haben wir also jetzt drei Morde. Kinsi, Elvira Klein und den Jungförster Klaus Mertes.«

    »So ist es«, nickte Kischkewitz düster. »Drei Morde. Und kaum Anhaltspunkte.«

Drittes Kapitel

    Wir waren ins Haus gegangen. Kischkewitz hockte auf der äußersten Kante eines Sessels und rieb sich die Hände mit einem trockenen Rascheln.

    »Ich bin hierher gekommen, weil ich mal aus dem Stall rausmusste. Ich komme nicht dazu, klar zu denken. Es gibt drei Morde, aber kein Motiv, Gerüchte über eine dörfliche Clique,

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