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Eifel-Liebe

Eifel-Liebe

Titel: Eifel-Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Beinahe hätte ich hinzugefügt: Sie wird sich nicht einmischen.

    Die beiden Besucher setzten sich nebeneinander auf das Sofa, steif wie Besenstiele.

    »Ich dachte«, begann Oma Ohler mit einem Räuspern, »dass wir uns weiter über die Clique unterhalten.« Natürlich hielt sie ihr schwarzes Handtäschchen auf dem Schoß und spielte damit.

    »Das möchte ich im Moment noch nicht«, sagte ich schnell. »Ich möchte, dass Rolli erzählt, wie es ihm in seiner Ehe erging.«

    »Fachlich schlecht!«, schnappte Tante Anni. »Du musst das systematisch machen, Person für Person.«

    Behutsam, aber entschlossen sagte ich: »Tante Anni, das hier ist meine Recherche. Das ist Journalismus. Ich will von Rollis Ehe ausgehen, um Einblick in diese Clique zu bekommen.«

    »Ich muss mich erst mal entschuldigen«, krächzte Rolli. »Tut mir Leid, normalerweise schlage ich nie zu.«

    »Schon gut«, nickte ich gnädig. »Ich habe es überlebt. Also, Rolli, wie war deine Ehe?«

    »Eigentlich gut. Bis eben auf den Schluss«, erwiderte er. »Und der Schluss war verdammt teuer.«

    »Wie, teuer?«

    Er sah Oma Ohler an und grinste leicht. »Wir haben es ausgerechnet. Einhundertneunundachtzigtausend Euro.« Er stockte: »Ich will ja nicht unhöflich sein, aber habt ihr ein Bier im Haus?«

    »Hast du etwa einen Kater?«, fragte ich. Mir war klar, dass er im Moment Riesenprobleme hatte und wahrscheinlich deshalb auch eines mit Alkohol, aber ich wusste auch, dass man ihn damit nicht allein lassen durfte.

    »Ja«, seufzte er. »Man hockt rum und denkt dauernd, man ist im falschen Film. Und dann trinkt man zu viel.«

    Ich holte ihm ein Bier aus dem Kühlschrank.

    »Einhundertneunundachtzigtausend Euro«, sagte ich dann. »Das ist eine Menge Holz.«

    »Ja«, nickte Oma Ohler aufgeregt. »Ich habe es nicht glauben wollen. Aber wir haben hin- und hergerechnet. Es ist wirklich so viel. Und da ist meine Alterssicherung nicht mal drin.«

    »Der Rainer Bliesheim hat also sozusagen die ganze Familie gekauft«, murmelte ich.

    Erstaunlich handzahm kam Tante Annis Stimme aus ihrem Sessel. »Leute, kann mich mal jemand aufklären? Ich meine, wer ist Bliesheim und wen genau hat er gekauft? Und wie? Und warum?«

    Ich schnauzte sie diesmal nicht an, sie hatte ja Recht. »Wenn Rolli uns die Geschichte seiner Ehe erzählt hat, werden wir es wissen. Also, Rolli, bitte.«

    Er setzte sich ein wenig aufrechter, Oma Ohler neben ihm griff zu ihrem Handtäschchen, zog sie sich auf den Schoß und fummelte daran herum. Tante Annis Augen wurden schmal und kühl, sie bewegte keinen Muskel.

    »Na ja, die ersten Jahre kann man ja mal auslassen. Meine Eltern waren … meine Eltern waren tot, wir Kinder mussten aus dem Haus, weil der Vermieter uns kündigte. Das war … Da könnte man einen Roman drüber schreiben, das lasse ich mal aus. Ich lernte meine Frau kennen, die Anna. Das war bei einer Disco in Waxweiler, damals war ich noch ungelernter Arbeiter in einer Brotfabrik. Ich arbeitete wie irre, ich wollte es zu etwas bringen, mich weiterbilden, zweiter Bildungsweg und so.« Er hielt inne und starrte durch die Terrassentür in den sonnenüberfluteten Garten. »Ich habe mein ganzes Leben lang Überstunden gemacht. Ich Arschloch. Aber es ging gut, mir ging es gut … ich hatte wieder eine Familie. Ich meine, ich wurde ja in Annas Familie aufgenommen. Ich lernte ihre Schwester und ihre Eltern kennen und bei denen war ich dann auch irgendwie richtig zu Hause.«

    »Wie heißt eigentlich die Schwester?«

    »Claudia Vaals, sie ist dreißig Jahre alt«, sagte Oma Ohler, als spule sie etwas aus einem Lesebuch ab. »Die beiden Schwestern können sich nicht wirklich riechen. Die Claudia ist Versicherungsfachfrau in Trier. Sie hat keine Familie. Sie will Karriere machen«

    »Rolli, was hältst du von ihr?«, beharrte ich.

    »Eine hübsche Frau«, überlegte er. »Verdammt klug. Ich denke, klüger als Anna. Klüger als der ganze Rest der Familie.« Dann sah er Oma Ohler an und murmelte verlegen: »Entschuldigung.«

    »Und die Eltern von Anna? Wie sind die so?«

    »Na ja, die sind … also er, Omas Schwiegersohn, der Herbert Vaals, ist ein Arsch. Für den besteht das ganze Leben aus Auto, was anderes gibt es nicht für den. Und die Mutter, na ja, ich weiß nicht. Sie kriegt alles, was sie will. Wenn sie was nicht kriegt, bekommt sie Migräne. Das, was sie will, ist einmal im Jahr ein neues Auto und ständig neue Klamotten.«

    Ich sah Oma Ohler fragend an und

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