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Eifel-Liebe

Eifel-Liebe

Titel: Eifel-Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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aufgelöst, da kam ein Kreisverkehr hin. Kreisverkehre sind hier ja augenblicklich in. Das alte Haus musste weg. Das gehörte einer alten Frau, die nichts mehr richtig auf die Reihe kriegte. Sie wollte nicht verkaufen, aber ohne Verkauf war der Kreisverkehr nicht zu machen. Also ist von einem Gericht entschieden worden: Die Frau muss an die Gemeinde verkaufen. Die Gemeinde hat zu Gunsten der Frau neunzigtausend Euro im Etat angesetzt. Tja, und dann sagte die Frau plötzlich, sie hat schon verkauft. An Rainer Bliesheim. Was war passiert? Bliesheim hat gesagt: Du kriegst es bar, fünfundsechzigtausend, sofort, auf die Hand. Die Frau war einverstanden. Die checkte gar nicht, dass sie über den Tisch gezogen wurde, wollte nur das Geld sofort. Er holte das Bare. Und zufällig weiß ich, woher: aus der Wohnung von Gundula Pechter in Bettenfeld. Er gab der alten Frau das Geld und verkaufte das Haus weiter an die Gemeinde und machte in zwanzig Minuten fünfundzwanzigtausend Plus. So ist das gelaufen.« Rolli wedelte mit beiden Händen, um seine Geschichte zu bekräftigen. »Und anschließend hat Bliesheim natürlich mit seiner Firma das Haus abgerissen und mit einer anderen seiner Firmen den Kreisverkehr gebaut. Er kassierte also gleich dreimal und dreimal reichlich. So läuft das.«

    »Du hast bei unserer ersten Begegnung gesagt, das sei keine Clique, sondern eine kriminelle Vereinigung. Bezog sich das auf solche Geschichten, wie die mit der alten Frau und dem Kreisverkehr?«

    »Ja«, nickte er. »Ich bin ja nur zufällig Zeuge geworden. Ich sollte Anna bei der Pechter abholen. Wir sitzen da noch einen Moment zusammen und schwatzen über Gott und die Welt. Kommt der Bliesheim reingeschossen und sagt: Ich muss an das Eingemachte, ich brauche dringend fünfundsechzigtausend Euro. Die Pechter steht auf und geht ins Nebenzimmer. Bliesheim geht mit, kommt wieder raus und verschwindet. Am nächsten Tag hörte ich dann, dass Bliesheim das Haus gekauft hat und es jetzt an die Gemeinde weiterverkauft. Anna erzählte mir das. Und sie sagte einen Satz, den ich nie im Leben vergessen werde: Da kannst du mal sehen, was andere Leute für Geld und Einfluss haben, das schaffst du im Leben nicht!« Er redete bedächtig, er lauschte seinen eigenen Worten nach. »Komisch fand ich, dass wir im Privathaus der Pechter saßen. Und Bliesheim rauschte da so einfach rein. Der Mann muss einen Schlüssel für das Haus haben …«

    »Bravo, junger Mann«, bemerkte Tante Anni trocken. »Das ist gut beobachtet, das ist die richtige Art Neugier.«

    »Wie weit hängt denn deine eigene Frau in dieser Clique drin?«, fragte ich.

    »Total«, antwortete er. »Mit der ist sie mehr verheiratet, als sie es mit mir je war.«

    »Gut, wir haben jetzt von dem Unternehmer Forst in Portugal, dem Unternehmer Bliesheim hier, der Gundula Pechter von der Caritas und deiner Frau gehört. Dann gibt es noch die Tote, Elvira Klein. Was war mit der, wie passte sie da rein?«

    »Sie war so der Typ, der von morgens bis abends sagt: Alles ist fun! Ich will Spaß! Ich will den Spaß jetzt! Das ging mir schrecklich auf den Keks. Ihr Leitspruch war, dass der Mensch nur positiv denken muss, dann geht alles wie geschmiert. Vor zwei Jahren oder so, da wurde sie schwanger. Sie ließ das Kind abtreiben. Ein paar Tage später saß sie bei uns in der Küche und sagte wieder mal: Man muss nur positiv denken! Da habe ich sie angeschnauzt, sie soll die Schnauze halten, wenigstens in meiner Küche. Sie hat seitdem nie wieder ein Wort mit mir gesprochen. Zuletzt ging sie ja zusammen mit Gernot Meyer. Aber der gehört ja auch zur Clique und …«

    »Moment«, unterbrach ich, »von wem stammte denn das Kind, das die Klein abgetrieben hat?«

    In aufwallendem Zorn antwortete Oma Ohler: »Sie wollten mir ja nicht glauben, dass das alles mit der Clique zusammenhängt. Das Kind von der Klein soll von Bliesheim oder von Forst gewesen sein.«

    »Ich habe was anderes gehört. Ich hörte, es war sicher vom alten Forst«, widersprach Rolli. »Auf jeden Fall war es nicht von Gernot Meyer.«

    Das Gespräch drohte aus dem Ruder zu laufen, zerfaserte, verlor sich in Andeutungen, in Gerüchten, die Personen wirbelten durcheinander.

    Und langsam wurde auch ich sauer. »Oma Ohler, wir haben noch immer keine Gewissheit, ob das alles mit der Clique zusammenhängt. Es gibt zwei Morde, die am Rande diese Clique betreffen. Einfach zu behaupten, das habe alles mit der Clique zu tun, ist sagenhaft

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