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Eifel-Liebe

Eifel-Liebe

Titel: Eifel-Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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ein Riesenarschloch und segelt in ihren Untergang. Dann dachte ich: Na klasse, ich bin draußen. Die Ehe ist sowieso tot, also lass ich mich bezahlen. Die können mich alle am Arsch lecken, die ganze Welt kann mich am Arsch lecken. Dann kam die Sorge um die Kinder und irgendwie drehte sich das alles wie ein Albtraum ohne Ende. Ich fuhr in Prüm auf die Brücke und wollte springen. Das geht da vierzig oder fünfzig Meter tief. Mir war klar, ich war rausgekauft aus meinem Leben, ich wusste, ich konnte nichts rückgängig machen. Was gewesen war, war alles umsonst. Ich stand da oben und war schon übers Geländer. Allerdings kam dann eine Streife und sie holten mich vom Geländer weg. Ein Therapeut hat mir geholfen. Bei dem bin ich immer noch und ich bin immer noch krankgeschrieben.«

    Oma Ohler drehte die kleine Handtasche mit schnellen Bewegungen auf ihrem Schoß. »Das mit der Brücke wusste ich gar nicht, mein Junge.«

    »Was sagst du dazu?«, fragte mich Tante Anni mit steinernem Gesicht.

    Ich überlegte nicht lange. »Brutal ausgedrückt – Oma Ohler, entschuldigen Sie bitte –, die Anna muss geradezu himmlisch vögeln können, dass ein Kerl so viel Geld in sie investiert. Außerdem kommt mir der Gedanke, dass dieser Mann, dieser Rainer Bliesheim, möglicherweise eine panische Angst vor seinem Maurer Rolli hat. Vielleicht fürchtet er einfach, dass Rolli hinter der nächsten Ecke steht und ihn ins Krankenhaus prügelt oder Schlimmeres.«
    Tante Anni meldete sich wieder zu Wort: »Ich bin der Meinung, dass hinter den Zuwendungen des Herrn Bliesheim noch etwas anderes stecken muss. Können Sie sich, Herr Rolf, so nenne ich Sie mal, vorstellen, was das sein könnte?«

    »Keine Ahnung«, murmelte Rolli. »Ich bin ja nur froh, dass ich überhaupt noch lebe.«

    Mein Telefon schrillte. »Tut mir Leid, das Scheißding«, schimpfte ich, ging aber trotzdem dran.

    »Hei, Alter«, sagte Kischkewitz bierruhig. »Ich hab was Neues für dich: Auch der tote Jungförster hatte mit diesem Rainer Bliesheim zu tun. Es gibt Zeugen, dass sich die beiden im belgischen Kaufhaus in Losheim getroffen haben. Ein Rätsel ist allerdings, was die beiden verbindet. Die Verlobte von Mertes weiß es angeblich auch nicht, sie wusste noch nicht mal, dass Mertes Bliesheim kannte. Das wollte ich loswerden, damit du auf dem Laufenden bist.«

Viertes Kapitel

    Ich wandte mich wieder meinem Besuch zu, als sei nichts geschehen.

    »Ich habe versucht, mit Oma Ohler dieser merkwürdigen Clique näher zu kommen. Wer ist denn deiner Meinung nach der Chef?«

    »Tja«, murmelte Rolli, »das ist so eine Sache. Also meistens ist mein Chef der Chef. Aber wenn er nicht da ist, dann ist der olle Forst der Chef. Doch der ist ja meistens in Portugal.«

    »Wer ist denn der olle Forst?«, fragte Tante Anni.

    »Andreas Forst. Der muss schon über sechzig sein. Auch ein Bauunternehmer. Jedenfalls ist mein Chef, also Rainer Bliesheim, irgendwie abhängig von dem. Aber kein Mensch weiß genau, warum. Bliesheim scheint keine wichtige Entscheidung zu treffen, ohne vorher mit Forst in Portugal gesprochen zu haben.«

    »Gut, dann steht also auf Platz eins Forst in Portugal, auf zwei Bliesheim hier in der Eifel. Wer ist danach wichtig?«

    Rolli grinste schräg, er wirkte aufgeregt und griff dauernd an seinen Hemdkragen, als sei der zu eng. »Hast du einen Schnaps im Haus? Ich muss irgendwie meinen Magen beruhigen.«

    »Ja, habe ich. Aber du solltest jetzt nicht so viel saufen, das hilft nicht.«

    »Wo ist der Schnaps?«, fragte Tante Anni und stand auf.

    »Irgendwo auf dem Regal in der Küche. Also, wer ist der Dritte?«

    »Du musst nicht sagen, der Dritte, du musst sagen, die Dritte. Das ist einwandfrei die Gundula Pechter, Annas Chefin bei der Caritas.«

    Wir hörten, wie Tante Anni in der Küche herumkramte.

    »Die hat aber doch nichts mit Baufirmen und so zu tun«, wandte ich ein.

    »Das nicht«, bestätigte er. »Aber in der Clique geht sowieso alles querbeet. Jedenfalls hat die Pechter viel zu sagen.«

    »Ich brauche ein Beispiel«, forderte ich.

    Tante Anni trug einen ordentlichen Achtstöckigen in einem Wasserglas vor sich her. Ihre Miene war vollkommen undurchdringlich, als sie das Glas vor Rolf Hennef auf den Tisch stellte.

    »Danke«, sagte er artig. »Tja, ein Beispiel. Die meisten Sachen habe ich ja nur zufällig mitgekriegt. Da gab es das alte Haus an irgendeiner Kreuzung. Meisburg oder Deudesfeld, was weiß ich. Die Kreuzung wurde

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