Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eifel-Liebe

Eifel-Liebe

Titel: Eifel-Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
Vom Netzwerk:
musste an Anna Hennef denken – und an die anderen Toten. Zumindest drei von ihnen waren hier gewesen und hatten gefeiert, gespielt, getrunken, gealbert, gelacht. Bliesheim hatte hier vermutlich mit Anna Hennef geschlafen, in paradiesischer Abgeschiedenheit und Welten entfernt von Rolli, dessen Existenz Anna vierundzwanzig Stunden am Tag an den Alltagskram mit Kindern erinnerte, an Geld, das lästigerweise nie reichte, an alle Möglichkeiten des Spaßes im Leben, den man sich nicht gönnen konnte.

    Mein Hund kratzte von außen an der Tür und japste hoch und unglücklich.

    »Ja, ja, ich komme ja gleich.«

    Gab es in diesem Raum etwas Auffallendes? Neben dem Bett stand ein zweitüriger Schrank. Ich öffnete ihn. Er enthielt eine Unmenge Hemden, Hosen, Windjacken, Pullover, aber sonst nichts. Der große Tisch hatte zwei Schubladen. Ich zog sie heraus und betrachtete den Inhalt: Krimskrams. Ein Hammer, ein kleiner Plastikbehälter mit Nägeln in allen Größen, eine Rolle Paketband, Schraubenzieher, Büroklammern, alte Kugelschreiber, Skatkarten, Würfel, Spielhütchen, lose Schrauben, Visitenkarten, sogar eine Plastikkarte von Eurocard, die sicher nicht mehr galt, ausgestellt auf den Namen Rainer Bliesheim. Nichts von besonderem Interesse.

    »Scheiße!«, sagte ich laut.

    Was hatte ich denn erwartet? Wenn Bliesheims Leben von Geheimnissen erfüllt war, würde ich sie hier nicht finden. Vermutlich würde doch hier jeder suchen, der Bliesheim studieren wollte. Was war eigentlich mit der Mordkommission? War schon einer der Kriminalisten hier in der Hütte gewesen? Was würde ich sagen, wenn gleich jemand an die Tür klopfte und tönte: »Machen Sie auf. Gerald Özcan hier!«

    Das, was ich getan hatte, konnte man einen glatten Einbruch nennen, inklusive Sachbeschädigung.

    Ich zwang mich zur Ruhe, zog beide Schubladen noch einmal auf und widmete mich allen Visitenkarten und Papierfetzen, die ich finden konnte. Es gab Visitenkarten von Handwerkern, von Betrieben der Industrie, von Banken. Moment! Jetzt ganz langsam, Baumeister!

    Jemand, der Bartholy hieß, bot erstklassige Teppichböden an. Das war wohl kaum etwas, das man als Spur oder verdächtig bezeichnen konnte. Eine Visitenkarte von Rainer Bliesheim. Ein Begriff stimmte mich nachdenklich. In elegantem Graudruck auf schneeweißem Grund war Bliesheim Group, die Adresse von Oma Ohlers Haus und eine Telefonnummer zu lesen, die nach der Vorwahl ebenfalls zu Anna Hennefs Adresse gehören konnte. Wieso ›Group‹? Ich wählte die Nummer.

    »Ja, bitte?«, meldete sich Oma Ohler sachlich. Sie war wohl in Annas Wohnung, um sich um die Kinder zu kümmern.

    Ich blieb stumm und kappte die Verbindung wieder. Wieso ›Group‹?

    Ich drehte die Karte um. Mit Bleistift stand auf der Rückseite geschrieben: Klaus, dann eine Handynummer. Ich wählte auch diese Nummer und hörte die satte, träge Altstimme der Verlobten des Klaus Mertes, die von nichts wusste und nach Neuseeland wollte. Auch jetzt meldete ich mich nicht, sondern drückte auf ›Gesprächsende‹.

    Ich fischte eine andere Visitenkarte von Bliesheim aus dem Papierhaufen und es wurde immer verwirrender: Bliesheim Group – Belgique – 4780 St. Vith. Wieso St. Vith? Das lag gleich hinter der Grenze, gehörte also quasi zu meiner Nachbarschaft. Aber wieso Belgien?

    Ich steckte beide Visitenkarten ein.

    Dann hörte ich das Auto. Es war ein Dieselmotor, noch weit entfernt. Schnell stieg ich auf den Stuhl, zog mich auf den Querbalken hoch und streckte den Kopf aus dem Dach. Der Wagen befand sich noch auf dem jenseitigen Hang, er kippte gerade über die Kuppe, um in das Tal zu rollen. Es war ein Rover, ein Defender, das ideale Fahrzeug in diesen Wäldern. Ich schob mich auf das Dach, rannte die zwei Schritte, erwischte die zweite oder dritte Sprosse der Aluminiumleiter, war unten, rief nach meinem Hund, hängte die Leiter in den Haken.

    »Komm jetzt!«, zischte ich.

    Für Cisco war das ein wunderbares Spielchen. Er japste, wedelte mit dem Schwanz und bellte vor Vergnügen. Das Leben war ganz klasse mit diesem Herrchen.

    »Ab die Post!«, befahl ich scharf.

    Wir rannten von der Hütte weg. Ungefähr dreißig Meter weiter gab es eine Verwerfung mit einem kleinen Graben. Ich legte mich bäuchlings in das welke Laub und hielt meinen Hund krampfhaft fest. »Ruhig! Ganz leise!«

    Der Rover nahm die letzte Kehre vor der Hütte, zwei Männer stiegen aus. Sie waren jung, vielleicht fünfundzwanzig. Der, der vorne

Weitere Kostenlose Bücher