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Eifel-Liebe

Eifel-Liebe

Titel: Eifel-Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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erreicht und ich fragte mich, was ich eigentlich erwartet hatte. Wie eine fest verrammelte Jagdhütte aussieht, weiß man nach siebzehn Jahren Eifel zur Genüge. Die Tür war oben und unten mit jeweils einem Sicherheitsschloss gesichert. Die Fenster waren von innen mit einer Lage schwerer Bretter vernagelt. Es gab sechs Fenster, auf drei Seiten je zwei. Das Gebäude schien geräumig, acht Meter breit, etwa zehn Meter in der Längsachse. An der Rückfront befand sich das Waldklosett, wie üblich eine angebaute Zelle aus schweren Rundhölzern, die offen und für jedermann zugänglich war. Auf einem Drahtspieß war das Lokuspapier untergebracht. Er handelte sich um Blätter, die aus dem katholischen Bistumsblatt Paulinus ausgerissen worden waren. Das nennt man eine enge Leserbindung. Für ein Plumpsklo war es sehr geräumig. Jemand mit viel Sinn für Humor hatte in eines der Türbretter Grizzly was here geschnitzt.

    Ich wollte die Hütte von innen sehen und ich kannte den Schwachpunkt jeder Hütte: nicht die Fenster, nicht die Tür, sondern das Dach. Aber ich war mir nicht sicher, ob ich es wirklich riskieren sollte. Also setzte ich mich auf die Bank unter der Eiche und genoss die himmlische Ruhe bei einer Pfeife, derweil mein Hund schnüffelnd herumlief und wahrscheinlich auf eine zufällig offen herumliegende Dose Futter hoffte. Endlich hatte ich von meiner Feigheit die Nase voll und sagte forsch und männlich: »Also, gehen wir es an!«

    Im Winkel zwischen Lokus und Haus hing an einem schweren Haken eine Aluminiumleiter. Die machte ich los und lehnte sie an die Rückwand. Die Dachschräge verlief sanft, sodass die Gefahr des Abrutschens gleich null war. Kurz darauf hockte ich auf dem Dach und mein Hund sah mir zu.

    Der Kamin war aus Bruchstein gemauert, das Dach mit kurzen, schweren Balken fast nahtlos an den Kamin angefügt. Und genau hier war die Stelle, die mir viel versprechend erschien. Die Deckung des Dachs bestand wahrscheinlich aus Brettern, einer Lage Dämmstoff, dann wieder Bretter längs und quer, dann die Teerpappe. Kurze Brettstücke, das war fast Regel bei dieser Art von Hütten, befanden sich immer am Kamindurchbruch. Ich verfügte über einen schweren, langen Schraubenzieher und das klassische Offiziersmesser der Schweizer Wehrmacht.

    Ich schnitt die Dachpappe in einem Geviert auf und löste sie vorsichtig. Darunter erwischte ich ein kurzes Brettstück, das mithilfe des Schraubenziehers leicht hochzustemmen war. Es gab drei dieser kurzen Brettstücke, was mir als Öffnung vollkommen ausreichte. Weil ich ein ordentlicher Mensch bin, legte ich die weggenommenen Teile sorgsam auf dem Dach ab. Nach getaner Tat wollte ich das Loch wieder ordnungsgemäß schließen. Nach gut einer halben Stunde war die Öffnung groß genug und ich konnte in den Raum hineinsehen. Er schien sehr gemütlich, wenngleich düster, da nur wenig Tageslicht durch das Loch fiel.

    Es gab einen kritischen Moment, als ich mich hinunterließ und erkennen musste, dass ich genau über einem schweren, eichenen Lehnstuhl baumelte. Weil mir nichts anderes übrig blieb, ließ ich mich fallen. Der Aufprall war mörderisch laut, denn ich traf mit dem rechten Fuß die Stuhllehne und der schwere Stuhl kippte um. Aber ich war nun in der Hütte und hatte nicht einmal einen blauen Fleck davongetragen.

    Wie jeder solide Einbrecher sorgte ich erst einmal dafür, dass ein schneller Rückzug gesichert war. Neben dem umgestürzten Sessel stand ein solides Tischchen, auf das ich einen Küchenstuhl stellte. Von dort aus konnte ich bequem und vor allem schnell einen Querbalken erreichen und dann meine Ausstiegsluke.

    Auf einem breiten Brett über dem schönen altmodischen Herd entdeckte ich eine Petroleumlampe. Ich zündete sie an und sah mich geruhsam um.

    Man konnte den Raum in vier Abschnitte teilen. Abschnitt eins bestand aus der Küchenecke mit einem Spiegel über einem Wasserhahn. Wahrscheinlich rasierten sich hier die Männer, wenn sie es wollten. Das Wasser! Wo kam das Wasser her? Irgendwo musste ein Tank sein, den ich bisher nicht gesehen hatte. Abschnitt zwei war der geräumige Platz vor dem Kamin. Abschnitt drei ein großer Tisch mit sechs Stühlen, an dem gegessen wurde und an dem die Clique wohl ihre Spiele spielte. Rechts von dem Tisch Abschnitt vier: ein breites Bett aus dunkler Eiche, in dem sicher sogar drei Menschen bequem schlafen konnten. Das Bettzeug aus einem weißen Leinenstoff zierten rührenderweise kleine rote Herzen.

    Ich

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