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Eifel-Liebe

Eifel-Liebe

Titel: Eifel-Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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machte überhaupt keinen Sinn, eine Jagdhütte auf blauen Dunst anzufahren. Wahrscheinlich gab es fünfzehn Waldwege, von denen nur einer der richtige war.

    Ein alter Bauer auf einem Trecker kam mir entgegen, beäugte mich neugierig. Ich winkte ihm heftig zu und er wurde tatsächlich langsamer und hielt dann an. Ich stieg aus.

    »Guten Morgen! Ich will zur Jagdhütte vom ollen Forst oben auf dem Daxelberg. Haben Sie eine Ahnung, wie ich da fahren muss?«

    Er wackelte freundlich mit dem Kopf. Er war einer dieser schmalen, zähen Eifeltypen in Blaumann und mit Kappe, die aussah, als hätte er sie von Helmut Schmidt geborgt. Er konnte siebzig sein oder achtzig. Er hatte mehr Falten im Gesicht als die Eifel Täler und seine Augen waren merkwürdig hell.

    »Habe ich. Aber der Forst ist doch da gar nicht mehr. Der ist nie da. Er bezahlt nur die Pacht. Da oben ist nur dieser Bliesheim, von dem erzählt wird, dass er mal den alten Forst beerbt. Der schleppt da immer ein Volk an … Mit Wald und Wild haben die alle nix zu tun, das ist mal sicher. Aber geht mich ja nichts an. Du fährst in Höhe Meisburg rechts nach Mürlenbach und Densborn. Nach ungefähr drei Kilometern kommen linker Hand drei Waldwege kurz hintereinander. Den mittleren nimmst du. Ist gut ausgebaut.« Der Bauer starrte neugierig auf mein Auto und seufzte. »Allerdings kommst du mit diesem Schlitten nicht ganz rauf. Du erreichst eine Lichtung. Auf der gehen wieder drei Wege ab. Du lässt dein Auto stehen und nimmst wieder den mittleren. Ist ganz einfach, nicht zu verfehlen. Ist was mit diesem Bliesheim? Soll ja ein ziemliches Durcheinander sein da in Meerfeld … Die Zeiten sind irgendwie komisch. Gehörst du zur Polizei?«

    »Nein. Ich bin kein Polizist. Aber du hast Recht. Früher war es anders. Was wird denn hier über Bliesheim so geredet?«

    Er grinste und brachte den klassischen Eifler Satz: »Ich weiß von nix!« Doch dann riskierte er eine Aussage: »Aber es wird geredet, dass er da oben jede Menge Frauen vernascht. Muss da wilde Partys feiern und so was. Gut ist das ja nicht für die Eifel. Was sollen denn die Leute denken? Aber du steckst nicht drin und du kannst nichts machen. Jedenfalls sind da oben in der Hütte Leute, die hier nichts zu suchen haben.«

    »Und was machen die da?«

    »Das weiß ich doch nicht. Na ja, Schmitze Trudchen, die immer in die Pilze geht und Kräuterzeugs sammelt, hat gesehen, wie Leute mit Rucksäcken ankommen, in die Hütte gehen und dann weiterziehen. Wohl Wanderer. Aber sie müssen ja einen Hausschlüssel haben, nicht wahr? Ist doch komisch, oder?« Er grinste. »Ist vielleicht auch ein Waldhotel und unsereiner weiß davon nichts. Na ja, mich geht das alles nichts an.« Er startete seine rollende Antiquität, hob den Arm zum Gruß und tuckerte davon.

    Nach fünfundzwanzig Minuten erreichten mein Hund und ich die Lichtung, auf der ich mein Auto abstellen sollte. Wir hatten einen Fichtengürtel gequert, dann zwei Schonungen passiert und einen breiten Streifen mit hohen Buchen. Die drei Wege, die von der Lichtung aus den Berg hinaufführten, waren allesamt nicht für mein Auto geeignet. Aber der mittlere schien stark befahren, deutlich sah ich tiefe Furchen, die Autos mit schweren Terrainreifen gezogen hatten.

    »Also los!«, sagte ich. »Und sei gefälligst still, sonst schnappt uns der Förster.«

    Es ging steil bergauf durch einen weiteren Fichtenbestand, der fünf bis sechs Jahre alt war. In der Nähe erschallten die Rufe eines Kuckucks, eine Gruppe Eichelhäher tummelte sich lärmend, rechts am Rand stand hohes Nickendes Perlgras und wiegte sich im Wind. Cisco hielt sich dicht bei mir.

    Der Weg endete auf einer Kuppe und senkte sich dann jäh in ein scharf eingeschnittenes Tal, Fichten rechts, Fichten links. Auf dem jenseitigen Hang konnte ich nun die Jagdhütte erkennen. Sie war in einen alten Eichenwald gesetzt und stand auf einer geplätteten Bergnase, von der aus man weit ins Land sehen konnte. Unter der Eiche, die vor dem Gebäude stand, waren Bänke zu sehen, ein friedlicher, romantischer, geselliger Platz.
    Wie das erfahrene Waldläufer so machen, die nicht unbedingt gesehen werden wollen, hockte ich mich erst mal ins Gras und betrachtete die Welt. Nach zehn Minuten war ich mir sicher, dass an der Hütte niemand war.

    »Lass uns gehen, mein Freund. Wenn dich jemand fragt, was wir hier wollen, tust du erstaunt und weißt es nicht. Spazieren gehen eben.«

    Wenig später hatten wir die Hütte

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