Eifel-Liebe
ja, und Forst natürlich.«
»Ich weiß. Aber auch das Umfeld Bliesheims und der Clique muss ich mir noch ansehen. Die haben sich entweder bei der Pechter oder in Bliesheims Jagdhütte getroffen. Dann ist da noch die Frage, ob Bliesheim noch eine geheime Wohnung hat oder andere Frauen. Aber im Moment bin ich erst mal kaputt, mein Bett ruft.«
»Das ist gut«, nickte sie befriedigt. »Du gehst schlafen und ich gucke fern. Mit einem Schluck Wein und einem Zigarillo. Ruhe im Haus. Wo hast du die Zigarillos?«
»Auf dem Dachboden, junge Frau. Auf dem Tischchen neben der Billardplatte. Grüß mir die Kugeln. Und schlaf gut. Morgen werde ich früh aus dem Haus sein.«
»Dann pass auf dich auf.«
Natürlich wollte mein Hund mit ins Schlafzimmer und jaulte so gotterbärmlich, dass ich ihm erlaubte, auf dem Teppich vor dem Bett zu schlafen. Dann kratzten die Katzen an der Tür und ließen nicht locker, bis sie wenigstens einmal das Bett umkreist hatten. Weil es prompt Zoff mit dem Hund gab, schmiss ich alle Viecher wieder raus, um Ruhe zu haben. Aber dann dröhnte der Fernseher und ich hörte die sonore Stimme eines Schauspielers sagen: »Du solltest dich auf die Ewigkeit vorbereiten, Mann!« Warum hatte ich nicht daran gedacht, dass Tante Anni schlecht hörte?
Trotz der blechernen Piepsstimme einer jungen Darstellerin, die tönte: »Und ich habe dich wirklich geliebt!«, schlief ich irgendwann ein.
Um fünf wachte ich auf und hörte Nachrichten auf SWR 1. Thomas Nettelmann blieb nichts anderes, als zu vermelden, dass der entlassene Verteidigungsminister vor unzähligen Mikrofonen gesagt habe, er verlasse sein Amt erhobenen Hauptes und aufrecht – als ob irgendjemand ihn gebeten hätte, sich beim Abgang zu bücken.
Ich rasierte mich, setzte eine Kanne Kaffee an, gab den Tieren was zu fressen und überlegte, was ich tun sollte. Der Gedanke an Bliesheims Jagdhütte spukte mir immer noch im Kopf herum, aber hatte mir überhaupt jemand gesagt, wo die stand? Ich erinnerte mich nicht. Gegen sechs Uhr rief ich Oma Ohler an. Sie meldete sich sofort, ich entschuldigte mich wegen der frühen Uhrzeit und fragte, wo diese Hütte sei.
»Das ist doch ganz einfach«, erklärte sie. »Sie fahren die Strecke Meerfeld–Deudesfeld–Meisburg und queren die Bundesstraße Richtung Mürlenbach. Dann liegt linker Hand …«
»Oma Ohler, bitte. Noch einmal und ganz langsam wie für einen aus der Sonderschule.«
»Ach so«, sie lachte. »Sie kommen ja aus Brück. Sie fahren in Daun auf der Bundesstraße 257 nach Bitburg, bis es links nach Meisburg geht. Sie fahren aber nicht links, Sie fahren vorher rechts Richtung Mürlenbach, also auf die Kyll zu. Kennen Sie das? Auf dieser Straße kommen Sie am Daxelberg vorbei. Von da oben stammt einer der Quellbäche der Lieser. Dichtes Waldgebiet. Sagen Sie mal, haben Sie eigentlich keine Landkarte?«
»Doch, aber solange ich keinen Schimmer habe, wo die Hütte liegt, kann ich sie auch nicht finden, oder? Wie geht es denn bei Ihnen?«
»Es ist ein Elend«, antwortete sie. »Niemand hat auch nur eine Minute geschlafen. Der Bliesheim war hier und hat gesagt, dass er jetzt natürlich auszieht. Rolli war zur gleichen Zeit hier, um nach den Kindern zu sehen. Ich hatte Mühe zu verhindern, dass er den Bliesheim totschlägt. Ja, es ist ein Elend. Aber fahren Sie auf der Straße nach Mürlenbach nicht zu weit. Drei, vier Kilometer. Dann geht es links ab. Am besten, dort fragen Sie weiter.«
»Danke«, sagte ich und fragte mich, wen ich auf dem winzigen, einsamen Sträßchen frühmorgens kurz nach sechs wohl fragen konnte.
Mein Hund wollte unbedingt mit. Und weil er Bäume über alles liebte, ließ ich ihn in das Auto springen. Im Übrigen war es gut, einen Kumpel dabeizuhaben. Er hatte wieder diesen ›Komm-hab-mich-lieb-Blick‹ drauf, deshalb erklärte ich ihm, weshalb er mitdurfte.
»Wir haben dringend frische Luft nötig. Da gibt es jede Menge fantastischer Bäume. Und du darfst an jeden pinkeln. Aber ich bitte dich, nicht zu bellen. Irgendwo dort in einsamer Höhe steht eine Jagdhütte, die von einem Mann namens Bliesheim frequentiert wird. Diese Hütte gucken wir uns an, vielleicht kommen wir so dem Herrn Bliesheim ein wenig näher.«
Cisco nahm die Erklärung dankbar an und japste leise in Vorfreude. Dann stellte er sich am Seitenfenster hoch und genoss die Fahrt.
Weil ich ein vorsichtiger Mensch bin, bog ich von der B 257 nach links ab und fuhr nach Meisburg hinein. Es
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