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Eifel-Liebe

Eifel-Liebe

Titel: Eifel-Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Hinweise auf Motive für die drei anderen Morde. Am meisten Kopfzerbrechen macht mir dieser Förster … Sag mal, der wollte doch nach seiner Eheschließung mit seiner Verlobten nach Neuseeland auswandern. Auswanderer brauchen viel Geld, auch wenn sie einen Job haben. Auf sie kommen finanzielle Ausgaben zu, die in vollem Umfang kaum abzuschätzen sind, und sie müssen für vieles in Vorleistung treten. Sehe ich das richtig?«

    »Ich denke, das ist richtig. Willst du darauf hinaus, dass der Förster etwas für Bliesheim erledigt hat, um Geld zu sammeln? Doch wenn das so ist, dann müsste dieses Geld doch irgendwo sein … Das interessiert mich! Ich rufe Kischkewitz an, ob sie Hinweise auf so etwas gefunden haben.«

    Tatsächlich bekam ich Kischkewitz an den Apparat.

    »Hast du dir diese Verlobte von dem Förster eigentlich gründlich angeschaut? Vielleicht war Mertes ja für Bliesheim tätig, um an Geld für die Auswanderung nach Neuseeland zu gelangen.«

    »Bingo!«, sagte Kischkewitz. »Ich wusste, dass du darauf kommst. Ich habe mich nur gefragt, wann.«

    »Jetzt. Und es war meine Tante Anni. Also, was ist?«

    »Wir haben die junge Dame etwas unter Druck gesetzt und ihre Wohnung durchsucht. Und Bargeld gefunden. Rund hunderttausend Euro. Die junge Dame behauptet, nicht zu wissen, woher das Geld stammt. Und nicht zu wissen, wie das Geld in ihre Wohnung gekommen ist. Und sie gab uns zu verstehen, dass sie nicht länger ausschließen will, dass ihr Verlobter ein zweites, ihr vollkommen unbekanntes Leben führte. Es trifft sich verdammt gut, dass Klaus Mertes tot ist, wie ich zynischerweise zu behaupten wage.«

    »Wo lag denn das Geld?«

    »Sorgsam gebündelt in einer Schublade der Wohnzimmerschrankwand unter Tischdecken versteckt. Sitzt du im Auto?«

    »Richtig. Wir sind auf dem Weg, Rodenstock und Emma abzuholen. Seid ihr mit Bliesheim weiter?«
    »Richte Rodenstock doch bitte aus, er möge mich möglichst bald anrufen. – Nein, es sind immer noch keine Beweise in Sicht, dass wir gegen ihn vorgehen könnten. Aber er kann nicht mehr auf den Lokus gehen, ohne dabei beobachtet zu werden. Weißt du, was passiert ist? Ruft mich vorhin der Bürgermeister einer bekannten Eifelgemeinde an und sagt, ich solle Bliesheim doch bitte mit Samthandschuhen anfassen, weil er nämlich der Gemeinde einen Kinderspielplatz bauen will und der größte Spender für einen Neubau des Vereinsheimes des Fußballklubs sei. Ich habe gedacht, mir bleibt die Luft weg. Und dann fügt der Mann noch ganz ungeniert hinzu: Bliesheim habe unheimlich viele Neider und das meiste, was über ihn behauptet würde, seien reine Hirngespinste. Der nächste Hammer kam zwei Minuten später. Jemand, der uns hier im Landtag zu Mainz vertritt, gab mir telefonisch zu verstehen, die Mordkommission solle den Bliesheim schonen, weil die größte Einzelspende des vergangenen Jahres von ihm gekommen sei. Die Partei sei darauf angewiesen. Und überhaupt sei Bliesheim ein höchst ehrenwerter Mann. Frag mich jetzt bitte nicht, woher diese Leute wissen, dass es letztlich um Bliesheim geht. Na ja, die Gerüchteküche kocht und deine Kolleginnen und Kollegen fragen seit Tagen jeden auf jedem öffentlichen Lokus, was er denn so von Bliesheim hält. Es ist einfach zum Kotzen!«

    »Ach, du lieber Gott«, murmelte ich. »Danke für die Auskunft. Halt, noch eine Frage: Wie geht es dem Kaplan eigentlich?«

    »Besser. Der ist sogar wieder zu Hause. Aber wenn du mich fragst, ist er psychisch sehr labil.«

    »Einen schönen Tag auch!«

    Ich informierte meine Mitreisende und sie kommentierte: »Ein richtig schönes Land ist das geworden!«

    In Frankfurt angekommen, futterten wir in einem Glas-Bier-Geschäft, das sich Bistro nannte, unverdrossen ein Baguette mit rohem Schinken, wobei das Baguette kein Baguette war und der rohe Schinken bestenfalls die Hinterlassenschaft eines Schlachtfestes aus dem Jahre 1915. Es geht eben nichts über die Gastfreundlichkeit eines Großflughafens.
    Tante Anni bemerkte trocken: »Kurz nach dem Krieg haben wir noch ganz andere Sachen gegessen.« Dann starrte sie auf die gestressten Gesichter der Fluggäste um uns herum und murmelte weich: »Das Schönste in meinem Leben waren die Reisen mit Charlotte.«

    Als Emma und Rodenstock dann endlich verpennt und übernächtigt aus dem endlosen Gewirr der Gänge auftauchten, fühlte ich mich plötzlich richtig glücklich. Es geht eben nichts über Familie.

    Emma sagte eine Oktave höher als nötig:

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