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Eifel-Liebe

Eifel-Liebe

Titel: Eifel-Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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»Ist das schön, dich zu sehen!«, und ihr Rodenstock brummelte: »Kalt in Europa.«
    Tante Anni sagte hübsch scheu: »Ich bin Tante Anni!«
    Irgendwie gelang es uns, das Gepäck im Kofferraum so zusammenzuquetschen, dass es hineinpasste. Bevor sich auch die Passagiere in das Auto quetschten, sagte ich zu Rodenstock: »Ruf Kischkewitz an. Dass du da bist, dass du mit ihm reden kannst.«

    »Jetzt?«, fragte er irritiert.

    »Jetzt! Das wird ihm gut tun«, nickte ich.

    Also verschwand er hinter einer Betonsäule der bezaubernden Tiefgarage, während Emma sich streng danach erkundigte, ob ich auch gut für mich gesorgt hätte.

    »Der lebt sehr ungesund!«, betonte Tante Anni spitz.

    »Ach, wissen Sie, meine Liebe«, strahlte Emma, »wir sind doch alle schreckliche Mütter, oder?«

    Tante Anni sah Emma an, legte den Kopf schief und nickte. »Furchtbar.«

    Als wir endlich auf der Autobahn waren und Emma übersprudelnd von Amerika berichtete, saß hinter mir ein nachdenklicher Rodenstock.
    »Weißt du«, sagte er leise, »die Fälle machen Kischkewitz nicht so sehr zu schaffen. Es ist seine Familie. Er kommt heute Nachmittag zu uns nach Heyroth.«

    »Hinein ins Vergnügen«, murmelte ich zurück.

    In Höhe des Wiesbadener Dreiecks stoppte Emma ihren Redeschwall und fragte: »War hier was los?«

    »Na ja, nicht viel«, antwortete Tante Anni zurückhaltend. »Hier und da ein kleiner Mord, aber nichts wirklich Wichtiges.«

    »Das scheint eine chaotische Geschichte zu sein«, meinte Rodenstock.

    »Ich habe eine Kopie meines Berichts für dich dabei«, sagte ich. »Du kannst dich einlesen. Ein mündlicher Bericht würde ungefähr achtundvierzig Stunden dauern.«

    »Dann gibt es ja noch Vera«, sagte Emma handzahm.

    Tante Anni machte: »Oh! Oh!«

    »Na ja«, sagte Emma, »man muss schließlich drüber reden, oder?«

    »Nicht heute«, entgegnete ich vorbeugend. »Irgendwann mal.«

    »Ja, da ist Zurückhaltung angesagt«, nickte Tante Anni. Sie saß neben mir und senkte züchtig das Kinn auf den Brustkorb. Dann setzte sie hinzu: »War nur so eine Bemerkung.«

    »Diese Tante Anni ist wirklich allerliebst«, bemerkte Emma begeistert.

    Rodenstock machte dieser erregenden Diskussion ein Ende mit den Worten: »Ich freue mich auf eine warme Dusche.«

    Ich half ihnen, die Koffer in ihr Haus zu schleppen. Dann fuhren Tante Anni und ich heim und ich stellte fest, dass mein Leben wieder rund war und sich gut anfühlte.

    Ich kümmerte mich um meine Katzen, streichelte sie und spielte mit meinem Hund. Anschließend hockte ich mich auf eine Pfeife an den Teich. Ich fühlte mich sonderbar leicht und gelassen, obwohl die Morde nach wie vor wie ein großes Chaos vor mir standen.
    Das Bild von Tante Anni war sehr gut, die Versatzstücke auf dieser Bühne passten nicht. Es war so, als wollte man ein läppisches Schäferspiel von Goethe in den Kulissen von Warten auf Godot aufführen. Kinsi, Anna Hennef, Klaus Mertes in den Hauptrollen und nichts passte zueinander. Mit wem konnte ich noch sprechen? Meine Gedanken sprangen hin und her, von Bliesheim zu Pechter, von Pechter zu Klinger, von Klinger zu der Verlobten von Klaus Mertes – auch in meinen Gedanken herrschte Chaos und aus journalistischer Erfahrung wusste ich, es gab nur eine Möglichkeit, es in den Griff zu bekommen: Ich musste Punkt für Punkt abarbeiten.

    Fang an mit dem, was an erster Stelle steht, sagte mein Verstand, fang mit Kinsi an. Was fehlt da? Wann genau ist er verschwunden? Unter welchen Umständen? Wann wurde er zuletzt gesehen? Von wem? Mir wurde klar: Ich musste dringend noch mal mit der Verlobten Beate Laach sprechen.

    Ich ging ins Haus und redete Tante Anni aus, etwas zum Abendessen zu machen. »Ich muss noch mal weg«, sagte ich. »Warte nicht auf mich, kann sein, dass es spät wird.«

    »Ich stelle dir etwas in den Eisschrank«, beschloss sie.

    Ich fuhr über Daun durch das Vulkaneifel-Dreieck auf die A 48 nach Münstermaifeld. Es war nicht schwer, im Zentrum des alten, hübschen Städtchens das Hotel-Restaurant, in dem Beate Laach arbeitete, zu finden. Auf dem Weg vom Parkplatz zum Eingang kam ich an Fenstern vorbei, die offensichtlich zur Küche gehörten, und ich entdeckte die Frau mit dem hübschen stillen Gesicht, deren Zukunftsträume so abrupt und brutal zerstört worden waren. Sie schälte Kartoffeln.

    Ich ging in die Schänke und bat eine Frau, die Bierhähne putzte, den Chef zu rufen.

    »Der bin ich«, erwiderte sie knapp und hörte

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