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Eifel-Liebe

Eifel-Liebe

Titel: Eifel-Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Sie mit ihr verlobt waren.«

    Er schwieg, presste seine Lippen zusammen. Seine Hände begannen unruhig zu werden. »Es war aber ein Verlöbnis. Wir haben es richtig groß gefeiert. Mit Musik und allem Drum und Dran.«

    »Wollten Sie sie denn auch heiraten?«

    »Tja, gut, also erst mal wollten wir … wollten wir ausprobieren, ob wir überhaupt zueinander passen.«

    »Haben Sie sie geliebt?«

    »Tja, gut, wie soll man das beantworten? Also, ich mochte sie sehr. Sie war eine moderne junge Frau, einfach war sie nicht.«

    »Herr Meyer, haben Sie jemals mit Elvira Klein geschlafen?« Ich kam mir bei der Frage selbst lächerlich vor.

    Sein Kopf ruckte vor, seine bleichen Wangen hatten scharf umrissene rote Flecken. »Also, ich denke mal, das geht nun keinen etwas an!«

    »Ich setze voraus, dass Sie nie mit ihr geschlafen haben. Dafür schlief sie mit anderen aus der Clique. Mit Forst, mit Bliesheim. Ich nehme an, Sie wissen das, und ich nehme weiter an, es hat Ihnen nichts bedeutet. Daher interessiert mich: Was machte dann Ihre Verbindung zu Elvira Klein aus? Und haben Sie auch gewusst, dass Elvira beim Nacktbaden an der Kleinen Kyll sogar zusammen mit dem ebenfalls nackten Kaplan Markus Klinger gesehen wurde? Übrigens an der Stelle in der Auwiese an der Kleinen Kyll, an der auch ihre Leiche gefunden wurde. Haben Sie dafür eine Erklärung?«

    Er sah an mir vorbei. »Tja, gut, also das habe ich nicht gewusst. Mit Klinger? Also, gut, das kann ich mir nicht vorstellen. Über Klinger redet man doch ganz was anderes.« Jetzt grinste er.

    »Was denn?«

    »Tja, gut, das ist ja kein Geheimnis mehr in diesen Dörfern hier. Man sagt, er wäre andersrum.«

    »Und wer ist ›man‹, bitte?«

    »Tja, gut, also ›man‹ ist die ganze Kirchengemeinde und auch andere Kirchengemeinden, weil er ja als Kaplan ein Springer ist und mal hier und mal da eingesetzt wird, also da, wo man ihn gerade braucht.«

    »Sie meinen, er ist schwul. Ist er deshalb ein schlechterer Priester als andere?«

    »Tja, gut, also das nicht gerade.« Meyer knetete seine Finger ineinander, als könne er sie nicht voneinander lösen.

    »Bleiben wir noch eine Weile bei Markus Klinger. Was hat er für eine Funktion in der Clique?«

    »Funktion?« Er riss die Augen auf, als könne er mit dem Begriff nichts anfangen. »Gar keine Funktion. Monopoly -Spieler, das war seine Funktion.« Weil er wohl meinte, er habe einen Witz kreiert, begann er leise zu lachen.

    »Es steht ziemlich sicher fest, dass auch Klinger Bargeld nach Portugal transportierte. Für Forst. Also gar keine Funktion geht nicht. Noch mal zurück zu dem gemeinsamen Bad Ihrer Verlobten und des Kaplans – wie erklären Sie sich das?«

    »Tja, gut, dazu kann ich nichts sagen. Wir, ich meine, die Elvira und ich waren ja noch in der Erprobungsphase. Da kommen so Sachen schon mal vor, oder? Also, kein Mensch ist frei von Sünde, oder?«

    »Sagten Sie Sünde?«

    »Tja, gut, das ist doch eine, oder?« Er konnte mir immer noch nicht in die Augen schauen.

    »Ich kann verstehen, dass Ihnen die Antwort auf die Frage unangenehm ist. Können Sie mir etwas über die tote Anna Hennef erzählen? Wie war sie so?«

    »Tja, gut, wie Elvira war sie eine moderne junge Frau. Also, sagen wir mal, eine, die genau weiß, was sie will, und die sich das dann auch holt.«

    »So holte sie sich den Rainer Bliesheim«, schloss ich mich brav an.

    »Tja, das war nun irgendwie etwas anderes«, sagte er verunsichert. »Also, ich weiß ja auch nicht, was da abgelaufen ist.«

    Eine Gelegenheit, ihn ein wenig zu schocken: »Das ist doch eigentlich ganz simpel. Bliesheim und Anna haben miteinander gevögelt, hatten viel Spaß zusammen und jetzt ist Anna mausetot.«

    Er starrte mich an, wusste offenkundig nicht, was er mit meiner Bemerkung anfangen sollte.

    Ich erlöste ihn, wechselte zum nächsten Thema. »Was denken Sie über Gundula Pechter?«

    Er überlegte seine Antwort, dann kam etwas unvermittelt: »Sie ist eine wunderbare katholische Frau.«

    Ich war so verblüfft, dass mir die Worte fehlten.

    War das nun Naivität oder das, was man gemeinhin Chuzpe nannte? Gab es die Bezeichnung wunderbare katholische Frau im Kirchenvolk etwa immer noch?

    »Was verstehen Sie unter einer wunderbaren katholischen Frau?«

    »Tja, gut, so Frauen wie Hildegard von Bingen und so.«

    »Ja, ich verstehe schon. Aber wir reden über Gundula Pechter – wie kommen Sie da auf Hildegard von Bingen? Oder haben beide ähnliche

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