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Eifel-Liebe

Eifel-Liebe

Titel: Eifel-Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Ofen lag, grinste ihn sogar für den Bruchteil einer Sekunde an, sprach aber kein Wort.

    Einmal sagte er: »Tja, gut …«, und ließ dann die Finger auf den Tisch trommeln.

    Ich blies den Rauch der Pfeife in das elende kalte Neonlicht.

    »Tja, gut«, sagte er wieder. »Sie braucht nur drei, vier Minuten.«

    Ich nickte.

    »Eigentlich müssten wir uns ja absprechen, also ich meine, miteinander reden. Also, bevor wir Ihre Fragen beantworten, meine ich.«

    Ich machte große Augen.

    »Tja, gut, das machen Parteien, also Fraktionen, genauso. Die sprechen sich doch vorher auch ab, meine ich.« Er machte jedes Mal, bei fast jedem Wort eine kleine runde Geste mit der rechten Hand.
    »Tja, also gut, warten wir mal«, murmelte er vollkommen verunsichert.

    Freundlich sagte ich nun doch: »Sie können sich vorher beraten, wenn Sie wollen. Ich mache nur darauf aufmerksam, dass das nichts an den Dingen ändert, die ich bereits kenne.«

    Es war grotesk, er war mir direkt dankbar.

    »Tja, gut, das ist klar.« Er bewegte sich nervös und die Reklameuhr von der Raiffeisenzentrale tickte laut. »Also, eigentlich denke ich nicht, dass wir uns groß beraten müssen.«

    »Wie fein«, sagte ich unbeteiligt.

    Wenige Minuten später betrat Gundula Pechter die Szene und ich war enttäuscht. Denn sie sah genauso aus, wie ich mir eine Dame der Caritas vorgestellt hatte: schmal, hager fast, vielleicht eins fünfundsechzig groß, mit dunklen kurzen Haaren, die zu einem modischen Schnitt geformt waren, der wie ein Pilzkopf auf dem Schädel thronte. Ihr Make-up erinnerte an eine wütende Kriegsbemalung und ihr Mund war so rot, dass er wie eine Wunde klaffte. Ihre Fingernägel hatte sie mit einem roten Emailleton belegt, aber sie trug keinen Schmuck.

    Sie schoss vor Meyer her in die Küche, als ginge es um Sekunden. Vorwurfsvoll sagte sie: »Du weißt doch, dass ich nie Zeit habe. Also, was ist so dringend?«

    »Der Mord an Kinsi, der Mord an Anna Hennef und der Mord an dem Förster Klaus Mertes sowie Bargeldtransporte nach Portugal, Merkwürdigkeiten, die mit Kokain zusammenhängen, sowie das Gerücht, dass Männer von Bliesheim Rechnungen anderer Leute eintreiben und nicht gerade brav mit den Mitbürgern umgehen.« Ich stand auf und verbeugte mich artig, wollte ihr die Hand geben, konnte aber nicht, da sie ihre Hand nicht herausrückte.

    Ihre Figur straffte sich, sie sagte über die Schulter zurück zu Gernot Meyer: »Warum hast du mir nicht gleich gesagt, dass es um Sachen geht, über die ich nichts weiß?« Sie äußerte das so, als sei ich nicht vorhanden.

    »Diese Einlassung ist zwar kriegstechnisch geschickt, aber ansonsten vollkommen blödsinnig«, lächelte ich. »Sie sind Mitglied dieser Clique, Sie managen scheinbar Bliesheims Gelder, zumindest einen Teil. Ich möchte gerne von Ihnen wissen, wie Sie das mit der katholischen Caritas vereinbaren können? Selbstverständlich kann ich Ihre Vorgesetzten in Trier fragen, wenn Ihnen das lieber ist.«

    Sie war der Frauentyp, der sogar noch adrett wirkt, wenn er nachts im Bett von einem Kugelblitz erwischt wird. Sie setzte sich. »Was haben meine Vorgesetzten mit dieser Sache zu tun?«, fragte sie aggressiv.

    »Na ja«, murmelte ich und sah ihr in die braunen Augen, »Eigentlich natürlich nichts. Andererseits eine ganze Menge. Weil Ihre Vorgesetzten Sie feuern werden, wenn sie hören, was ich wissen will. Sie könnten eine Cousine des gegenwärtigen Papstes sein, Sie müssten gehen. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass Ihnen das nicht bewusst ist.«

    »Das hört sich nach einer Drohung an, das muss ich mir nicht antun.«

    Gernot Meyer ließ sich lautlos auf dem Stuhl neben ihr nieder.

    »Das ist richtig«, nickte ich. »Das müssen Sie sich nicht antun. Doch wenn Sie darauf verzichten, wird es ziemlich eng für Sie.«

    »Darf ich erfahren, wer Sie eigentlich sind?«

    »Mein Name ist Siggi Baumeister, ich komme aus der Dauner Gegend, bin Journalist und arbeite in dieser Sache für ein Magazin in Hamburg. Wieso sind Sie in der Lage, Rainer Bliesheim fünfundsechzigtausend Euro zu geben, wenn er sie braucht?«
    Ihre Stimme gefiel mir nicht. Sie klang so, wie wenn ein Glasschneider arbeitet.

    Ohne eine Sekunde Verzögerung antwortete sie wegwerfend: »Ach, das!« Dabei ließ sie ihre rechte Hand aus dem Gelenk heraus wedeln. Es sah allerliebst aus. »Das hat die Kripo mich auch schon gefragt, das kann ich getrost wiederholen.«

    »Das freut mich aber«, nickte ich

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