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Eifel-Müll

Eifel-Müll

Titel: Eifel-Müll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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ich fast heulen musste. Ich vernahm viel Bewegung in meinem Haus und ich hoffte, dass wenigstens eine der beiden Toiletten zur Benutzung frei war. Weiter hoffte ich, dass es einen Kaffee gab, vielleicht eine Scheibe Schwarzbrot mit Quark und Erdbeermarmelade und ähnliche lebenswichtige Zutaten.
    Ich bequemte mich also in meinen Bademantel und entdeckte bei der Gelegenheit, dass ich etwa zehn Stunden geschlafen haben musste. Es war elf Uhr vormittags und ich bekam augenblicklich ein schlechtes Gewissen nach dem Motto: Heute ist Montag, morgen ist Dienstag, übermorgen ist Mittwoch – die halbe Woche ist schon rum und noch immer hast du nichts getan.
    Die Toilette im Erdgeschoss war frei, wodurch ich ungehinderten Zugang zu frischem Wasser hatte. Dann bewegte ich mich vorsichtig in Richtung Küche und fand dort niemanden, allerdings eine wohlgefüllte Kaffeekanne. Cisco fegte um die Ecke und ich erinnerte mich, dass er nachts mein Kopfkissen mit mir geteilt hatte. Wie war der Kerl hinausgekommen? Er gebärdete sich ziemlich verrückt, sprang an mir hoch, bekam den Gürtel vom Bademantel zu fassen und schon glitt das Ding von meiner Schulter und ich stand ›nakkich inne Erbsen‹, wie man im Ruhrpott so schön sagt.
    Hinter mir frohlockte jemand Weibliches: »Toll knackig, dieser Hintern!«
    »Vera?«
    »Ganz recht. Ich bin mit dem Zug über Gerolstein gekommen, Emma hat mich abgeholt. Ich hoffe, ich störe nicht, aber ...«
    »Du störst mich keineswegs. Wo sind die anderen?«
    Noch immer dröhnte Willisohn, diesmal einen Boogie, der den Tag zum Erlebnis machte. Ich zog meinen Bademantel wieder an und Vera fasste mich am Arm. Sie öffnete die Tür zum Wohnzimmer und da wackelten tatsächlich Emma und Rodenstock, eng umschlungen, zwischen meinen Möbeln herum. Wie immer diese Bewegungen hießen, es musste sich um irgendeinen Tanz handeln.
    Ich hatte ganz plötzlich ein hohles, glückhaftes Gefühl im Bauch. Ich brüllte: »Also doch nichts Schlimmes! Ich habe es doch gewusst!«
    Sie hörten auf zu tanzen und Rodenstock sagte milde: »Wir wissen immer noch nichts, aber wir tanzen schon mal, damit wir nicht aus der Übung kommen.«
    Emma keuchte ein wenig atemlos: »Weißt du, ich habe mich eben entschlossen, diese Welt auf keinen Fall zu verlassen!«
    »Das ist herausragend gut«, sagte ich und nahm sie in die Arme. Sie fühlte sich warm und lebendig an, und ich dachte bei mir: Alter Mann, wenn du mir die wegnimmst, bekommst du ein erhebliches Problem mit mir!
    In Ruhe trank ich Kaffee, während Rodenstock eine seiner berühmten Vorlesungen hielt, die in der Regel mit dem Satz beginnen: Was wissen wir, besser noch: Was wissen wir nicht?
    »Wir haben zwei Leichen und sonst nur Vermutungen. Wir haben keine überzeugende Motivation für den Mord an Natalie, keine glaubwürdige Erklärung für den tödlichen Unfall von Sven Hardbeck, es sei denn die des ganz trivialen Unfalls. Ein Selbstmord ist unwahrscheinlicher geworden, nachdem nun bekannt ist, dass ein zweiter Mensch im Wagen neben ihm gesessen hat. Wir haben eine Erklärung für die Wohnzimmermöbel, aber keine für die Fässer. Relativ sicher scheint nur, dass der, der die Fässer in den Wald kippte, den Zustand des Weges gekannt hat, es kann also kein Wildfremder gewesen sein. Die Geschichte kann ein Liebesdrama sein, aber ehrlich gestanden läuft mein Gefühl darauf hinaus, dass es das nicht ist. Ich sehe deutliche Verbindungen zu diesem Männerclub, der im alten Forsthaus tagte. Aber wie sehen die aus? Wir wissen ziemlich genau, was Sven Hardbeck am Tag vor seinem Tod getan hat, wir wissen aber nichts darüber, was Natalie tat, wen sie besuchte, wen sie traf, wo sie tagsüber war. Und das scheint mir der wesentliche Punkt zu sein, den wir als Nächstes klären müssen. Ich will noch einmal mit diesem Oberstudienrat sprechen. Der Mann muss wissen, ob Natalie Freundinnen hatte und wer das ist, wo sie wohnen. Einverstanden?«
    »Gut«, nickte ich. »Hat die Mordkommission schon den Mini von Natalie gefunden?«
    »Glaub ich nicht«, sagte Rodenstock. »Ich habe zwar keinen direkten Zugang mehr zu derartigen Informationen, aber wenn der Wagen entdeckt worden wäre, hätte mir das wahrscheinlich jemand verraten. Warum?«
    »Weil der Stellplatz des Wagens unter Umständen klarmachen würde, wohin Natalie gefahren ist. Denn irgendwo hat sie ihr Auto verlassen und ist in ein anderes eingestiegen. Oder aber sie ist in ein anderes verladen worden, weil sie schon tot

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